Ein Treffpunkt mit Charakter

ZEMMER-RODT. Ein Ort, wo Erinnerungen lebendig werden, ist das urige Café Grossgarten in Rodt. Mit viel Liebe zum Detail hat Winfried Schröder, ein erfahrener Hotelier, die Scheune seines Elternhauses zu einem gemütlichen Treffpunkt umgestaltet.

Das Café ist in einem typischen Trierer Einhaus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts untergebracht. Wie in der Eifel üblich, hatte das Gebäude einen Hausnamen. "Wir gehen auf den Grossgarten, sagten die Leute, wenn sie uns besuchen wollten", erzählt Winfried Schröder, Inhaber des Cafés, in dessen Namen die alte Tradition fortlebt. Schröder entstammt diesem Haus, als Spross einer Familie, die sich von der Waldarbeit des Vaters und einer kleinen Landwirtschaft ernährte. Im Alter von 14 Jahren begann er in Trier eine Ausbildung im Hotelgewerbe.Bayrische Hütten als Vorbild

Seine Karriere führte über viele Stationen bis hin zur Leitung zweier Kurzentren im Auftrag der Firma Siemens. Zwischenzeitlich stand das Elternhaus im Zemmerer Ortsteil Rodt leer und wäre verkauft worden, hätte Schröder nicht zusammen mit seiner Frau Carola eine Idee entwickelt. Nach dem Vorbild von urigen Hütten, wie er sie in Bayern und Österreich kennen gelernt hatte, wollte er auch hier einen charaktervolles Ausflugsziel schaffen. Schröder: "Die Gegend, in der ich aufgewachsen bin, ist eine herrliches Wandergebiet, es gibt aber kaum Einkehrmöglichkeiten mit typischem Eifelcharakter." Neben der Überlegung, mit einer solchen Besonderheit die Infrastruktur seines in den letzten Jahren stark gewachsenen Heimatortes zu bereichern, motivierte ihn noch eine andere Leidenschaft: "Ich sammele alte Gegenstände. Altes lebt und behält deshalb Wert." Entsprechend präparierte er in einer dreijährigen Umbauphase das, was noch an alter Substanz im Haus erhalten war, heraus und ergänzte es mit passenden Einbauten wie Galerie und Kamin. Zwischen Sandsteinen, Balken, Hühnerstall und Kartoffelloch stehen jetzt gemütliche Holzmöbel, die mit bunten Kissen zum Verweilen einladen. Dekoriert ist der bis zum Dach offene Raum mit Hausrat und landwirtschaftlichem Gerät aus vergangenen Zeiten. In die Tische sind, nach Themen geordnet, alte Fotografien und Gegenstände eingelassen, die besonders bei Gästen aus dem Ort eigene Erinnerungen aufleben lassen. "Hier zum Beispiel ist der Tisch mit den Rodter Originalen", zeigt Winfried Schröder und beginnt mit leuchtenden Augen von Anton Reuter, genannt "Niddisch Tun", zu erzählen, den absolut nichts erschüttern konnte, noch nicht einmal der Verlust einer Fingerkuppe in der Dreschmaschine. Auch Schröders Vater, der "Grossgarten Pitter", ist verewigt, oder die erste Fußballmannschaft im Ort. Gelegentlich veranstaltet Schröder geführte Wanderungen vom Café in die Umgebung oder liest Gästen Geschichten aus der Region vor. Außerhalb der Öffnungszeiten stellt er den Raum für Feiern zur Verfügung, was gut angenommen wird. Ideen hat er noch viele, da er aber in Süddeutschland arbeitet, kann er sie nur begrenzt umsetzen. "Schön wäre es, wenn sich jemand fände, der Bezug zur Gegend hat, Herzblut mitbringt und gegen geringe Pacht ständig am Ort wäre", wünscht sich Winfried Schröder. Wer Kontakt aufnehmen möchte, kann das unter Telefon 06580/913993 tun. Das Café Grossgarten in der Grossgartenstraße 18 in Zemmer-Rodt (gut ausgeschildert) ist freitags und samstags von 15 bis 19 Uhr, sonn- und feiertags von 13 bis 19 Uhr und an jedem ersten Sonntag im Monat zum Frühstück ab 10 Uhr geöffnet. Morgen: Einige Ortsgemeinden in der Verbandsgemeinde Trier-Land restaurieren mit EU-Hilfe ihre historischen Wegekreuze.

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