Ein Trierer im Tälchen

KONZ-KRETTNACH. Die Kirchenmusik brachte den Trierer Günter Brossette (67) einst ins Konzer Tälchen. Auch 42 Jahre später sorgt der pensionierte Lehrer in der Krettnacher Pfarrkirche immer noch für den guten Ton.

"Krettnach - wo ist das denn?", war der erste Gedanke, als Günter Brossette von seiner neuen Wirkungsstätte erfuhr. Vor 42 Jahren hielt der junge Lehrer einen Bescheid in der Hand, wonach er seine erste Stelle als Lehrer und Organist in dem kleinen Weinort antreten sollte. Sofort machte er sich mit seinem Schwiegervater auf den Weg von Trier ins Tälchen, um seine neue Wirkungsstätte zu erkunden. Mittlerweile gibt es in Krettnach keine Schule mehr, das alte Harmonium der Pfarrkirche wurde durch eine elektronische Orgel ersetzt, aber Günter Brossette und seine Familie sind in Krettnach heimisch geworden. "Ich wollte eine Stelle in der Nähe meiner Heimatstadt Trier haben", sagt der pensionierte Lehrer, der neben seinem Studium eine Ausbildung zum Organisten absolvierte. Schließlich trat er mit 26 Jahren die Stelle in Krettnach an. "Wir wohnten in der alten Schule," erinnert sich der heute 67-Jährige, "Ich unterrichtete die Klassen 5 bis 8, während eine Kollegin die Kleineren übernahm." Schon vier Jahre später wurde der Lehrer an die Mittelpunktschule in Konz versetzt, aus der sich 1969 die Hauptschule entwickelte. Brossette absolvierte ein Fachstudium für Physik und Deutsch und war maßgeblich am Aufbau des Fachbereichs Physik und Chemie der neuen Hauptschule beteiligt. Über mehrere Jahre war er in der Lehreraus- und -fortbildung tätig und gehörte der fachdidaktischen Kommission Physik des Kultusministeriums an, die für das Aufstellen der Lehrpläne zuständig war. Auch nach seiner Pensionierung vor drei Jahren arbeitet der "Lehrer mit Leib und Seele" an einem Lehrbuch für Physik mit und unterrichtet in der Volkshochschule Trier Menschen ohne Hauptschulabschluss. Auch nach 42 Jahren hören die Krettnacher ihren Organisten zweimal in der Woche, wenn er in der Pfarrkirche die Lieder anstimmt. Früher musste er jeden Morgen - außer montags - um 7 Uhr einen Gottesdienst begleiten. Sonntags waren es drei. "Wenn vormittags ein Sterbeamt war, mussten die Kinder mit in die Kirche, und anschließend ging der Unterricht weiter", sagt Brossette. Auch wenn die alte elektronische Orgel demnächst durch eine Pfeifenorgel ersetzt wird, will er weiter musizieren. "Ich habe es nie bereut, Lehrer geworden zu sein," sagt der 67-Jährige rückblickend. Und eines ist für Günter Brossette und seine Frau klar: "Die Menschen im Tälchen sind ein fröhliches, offenes und liebenswertes Völkchen. Wir haben es nie bereut, nach Krettnach gekommen zu sein."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort