Ein Zeichen setzen

HOLZERATH. Allein unter Männern – Marlene Stüler steht ihre Frau im Gemeinderat Holzerath. Dass der Gemeinsinn nicht weiter zerfällt, liegt ihr am Herzen.

Auf die Frage, wie wichtig es für einen Gemeinderat ist, dass auch Frauen dort die Interessen der Bürger vertreten, sagt Marlene Stüler: "Weil eine Frau sich eher in die Lebenssituationen von Frauen hineinversetzen kann." Und sie findet, dass diese Frage im Jahr 2005 gar nicht mehr gestellt werden dürfte. Doch die Realität legitimiert die Frage. Die 44-Jährige war vor zehn Jahren die einzige Frau in dem Ortsgremium, und sie ist heute noch allein unter Männern. Mitte der 90er-Jahre hat sie sich auf eine Wählerliste setzen lassen. "Damit gerechnet, dass ich gewählt werde, habe ich nicht", sagt die gebürtige Hannoveranerin. Sie wollte ein Zeichen setzen und andere Frauen motivieren, auf kommunalpolitischer Ebene mitzureden. Marlene Stüler wurde gewählt. Anfangs fühlte sie sich "exotisch", und der "Umgang war schon anders, als wenn die Jungs unter sich sind. Vor allem im Anschluss an die Sitzung hatte ich das Gefühl, dass ich die Stammtischatmosphäre gestört habe"."Gemeinsinn muss erhalten bleiben"

Inzwischen ist die Ergotherapeutin, die ganztags im Sozialpädiatrischen Zentrum in Trier arbeitet, "Normalität" im Gemeinderat Holzerath. Bestrebungen des Rats, viel für das Gemeinschaftsgefühl zu tun, unterstützt sie sehr. "Leider bröckelt der dörfliche Zusammenhalt." Der Zeitgeist mache auch vor Holzerath nicht Halt. Großen Eindruck hat vor Jahren bei ihr hinterlassen, als das Haus einer Familie aus dem Ort abbrannte und sie innerhalb von vier Stunden eine Wohnung hatte. "Gemeinsinn muss erhalten bleiben." Und, dass die Bürger mehr rückmelden und zu Einwohnersprechstunden kommen, wünscht sie sich. Die Parteilose lebt mit ihrem Lebensgefährten Roland Schmitt in dem idyllisch gelegenen Dorf. Musik und ein gutes Buch zählen zu ihren Steckenpferden.

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