"Ein langer und harter Weg"

WELSCHBILLIG. Die Freie Wählergruppe (FWG) Trier-Land feiert bald ihr 20-jähriges Bestehen. Was unterscheidet die "Freien" von herkömmlichen politischen Parteien? Welche Ziele verfolgen sie? Der TV sprach mit dem Vorsitzenden Ernst Reuter und dessen Stellvertreterin Christine Wiegand.

Reuter ist ein Mann der ersten Stunde. Er gehörte zu jenen sieben Entschlossenen, die am 12. April 1984 in Welschbillig die FWG Trier-Land e.V. gründeten. Seitdem führt er als Vorsitzender den Verein. Seit zehn Jahren ist er FWG-Fraktionsvorsitzender im Verbandsgemeinderat.Keine Machtstruktur von oben nach unten

Mit dieser Gründung sei man damals einem großen politischen Anliegen vieler Bürger entgegengekommen, so Reuter. Vor 1984 hätten in der Verbandsgemeinde Trier-Land allein die Parteien das Sagen gehabt - die bürgerliche und unparteiische Mitte sei überhaupt nicht vertreten gewesen. Und wie unterscheidet sich nun eine Freie Wählergruppe von einer "normalen" Partei? Reuter und seine Stellvertreterin Wiegand ziehen eine klare Grenzlinie: Anders als in der FWG würden in den Parteien durchgängig Strukturen von von oben nach unten gebildet - somit werde auch Politik von oben nach unten gemacht. Im Vordergrund stehe dabei das Parteiprogramm - nicht aber das Interesse der Bürger vor Ort. Reuters fast radikale Folgerung daraus: "Wegen dieser Machtstrukturen sollten sich die Parteien aus der kommunalen Politik ganz heraushalten. Sie haben dort nichts zu suchen. Auch sollten Bürgermeister grundsätzlich keiner der großen Parteien angehören. Ein Bürgermeister muss frei und unabhängig sein." Heute zählt die FWG Trier-Land rund 100 Mitglieder. In mehreren Gemeinden der VG wurden inzwischen auch Ortsgruppen gegründet. Ziel ist es, später einmal in allen Orten mit einer Gruppe vertreten zu sein. Den Weg seit der Gründung beschreibt der Vorsitzende als "lang und hart". Dabei habe man auch nicht immer seine Vorstellungen durchsetzen können und Niederlagen hinnehmen müssen. Reuter: "Uns Freien steht keine große und finanzstarke Mutterpartei zur Seite. Wir können auch auf keine Erfahrungen von oben bauen." Und ihr großes Ziel, die absolute Mehrheit der CDU im Verbandsgemeinderat aufzubrechen, habe die FWG erst nach zehn Jahren verwirklichen können. Doch die beharrliche Arbeit sei letztlich belohnt worden, sagen die FWGler und verweisen auf einige ihrer Erfolge in der VG Trier-Land.Ein Blick zurück auf die Erfolge

Das aufgezählte Spektrum reicht von Schulsanierungen und neuen Feuerwehrhäusern über Innovationen und Investitionen im Abwasserbereich bis hin zur Sanierung des Korderler Schwimmbades und zur Förderung arbeitsloser Jugendlicher. Hinzu komme die interne Arbeit für die Mitglieder und alle Interessierten: politische und kulturelle Fortbildungen, Informationsbesuche beim ZDF oder beim Europäischen Parlament. "Ein Sprungbrett für politische Karrieren oder ein Ort für machtorientierte Menschen ist die FWG jedoch nicht", erklärt die stellvertretende Vorsitzende Wiegand. Die FWG sei ein Zusammenschluss selbstbewusster Leute aus der Mittelschicht. Mitwirken in der FWG heiße Opfer bringen und Mitbauen an der Demokratie. Vorsitzender Reuter: "Unser 20-jähriges Bestehen feiern wir in einem kleinen Rahmen, aber mit großen Zielen und voller Tatendrang für die kommenden Jahre." -

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