Eine Chance für das Parlament

PALZEM. "Wir wollen in unserer Gemeinde mitreden!" – darin waren sich die Mädchen und Jungen aus Palzem noch vor fünf Jahren weitgehend einig. Seither gibt es in dem Moselort ein "Kinder- und Jugendparlament". Dessen Zukunft war bis vor kurzem ungewiss, doch ein Neuanfang steht bevor.

Sie wollten in ihrer Gemeinde mitreden, waren es vielleicht sogar ein bisschen leid, dass "über ihre Köpfe hinweg" Entscheidungen fielen, auf die sie nur wenig oder keinen Einfluss hatten. Vor fünf Jahren gründeten die Mädchen und Jungen aus Palzem deshalb das "Kinder- und Jugendparlament" - oder besser: Sie wählten das Gremium. Schließlich war eines der Hauptziele des Projekts, jungen Leuten demokratische Strukturen näher zu bringen. Seither gingen die Sieben- bis 21-Jährigen aus Palzem und den Ortsteilen Kreuzweiler, Dilmar, Esingen, Helfant und Wehr jedes Jahr zur Wahlurne. Es gab sogar richtige "Kinderbürgermeister".Viel auf die Beine gestellt

Kinderolympiaden, Fußballturniere, Gestalten der Jugendräume, Seniorennachmittage, Sammelaktionen - die Liste mit dem, was die jungen Leute in den vergangenen fünf Jahren auf die Beine gestellt haben, ließe sich fortsetzen. Auch der Umweltschutz war ein Thema. Im April 2003 übernahm das Kinder- und Jugendparlament eine "Bachpatenschaft" und verpflichtete sich damit, den nahe Palzem gelegenen Dilmarbach regelmäßig von Unrat zu befreien. Das breit gefächerte Engagement überzeugte nicht nur die Palzemer, sondern stieß auch auf höherer Ebene auf Begeisterung. Beispielsweise erhielten die Mädchen und Jungen vor drei Jahren beim Landeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft - kinder- und jugendfreundliche Dorferneuerung" eine mit 500 Euro dotierte Auszeichnung. Unterdessen sind aus den Kindern von damals Jugendliche geworden, und aus Jugendlichen junge Erwachsene. Die Folge: "Innerhalb der Gruppe haben sich die Interessen gewandelt. Außerdem fühlt sich manch einer schlicht zu alt, um weiterhin mitzumachen", berichtet Ortsbürgermeister Florian Wagner. Es sei Zeit, sich Gedanken über neue Projekte zu machen. Eine Art "Krisensitzung" sollte über die Zukunft des Kinder- und Jugendparlaments entscheiden. Mit von der Partie waren neben Ortschef Wagner und Beatrix Leuk-Rauen von der Saarburger Dekanatsjugendstelle mehr als ein Dutzend Interessierte aus verschiedenen Palzemer Ortsteilen. Eine Art "Motivations-Test" sollte zunächst klären, wie groß das Interesse am Thema "Mitbestimmung" überhaupt ist. Fragen wie "Was stört mich an meinem Heimatort?" und "Was wünsche ich mir für die Zukunft?" machten die Runde. Rege Diskussionen ließen zumindest vermuten, dass der Tatendrang bei den Mädchen und Jungen nach wie vor ungebremst ist. Schlechte Busverbindungen, fehlende Geschäfte und eine "zu kleine" Dorfkirmes kamen ebenso auf den Tisch wie Wünsche nach Ausflügen, einem Streitschlichter und der erneuten Teilnahme an der "72-Stunden-Aktion". Umso erstaunlicher war, dass einige äußerten: "Es fehlt uns ganz erheblich an Motivation." Immerhin scheint das bereits in der Vergangenheit der Fall gewesen zu sein. "Wir sollten die Chance nutzen"

"Es sind schon mehrfach Projekte mangels Interesse nicht umgesetzt worden", berichtete Dekanatsjugendpflegerin Leuk-Rauen. Linda Bröder hingegen sah die Sache nicht ganz so schwarz: "Ich habe nicht geglaubt, dass sich überhaupt so viele Leute finden, die mitmachen wollen." Ihr Rat: "Wir sollten die Chance ganz einfach nutzen und einen Neuanfang wagen." Der erste Schritt in diese Richtung war unter anderem die Wahl Linda Bröders zur Jugendsprecherin, Vertreterin ist Angelina Fritz. Optimistisch blickte auch Ortschef Florian Wagner in die Zukunft des Kinder- und Jugendparlaments und sicherte den Mädchen und Jungen seine Unterstützung zu.

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