Eine Frau für alle Fälle

SCHODEN. Die meisten im Ort kennen sie, viele lieben sie, und für alle Schodener ist sie nahezu unverzichtbar: Helene Zimmer. Denn: Wird eine helfende Hand gebraucht, ist mit der 48-Jährigen stets zu rechnen. Ihre Leidenschaft ist die Schauspielerei – und das schon seit zehn Jahren.

 Helene Zimmer hat für jede Rolle das passende Kostüm parat. Foto: Hermann Pütz

Helene Zimmer hat für jede Rolle das passende Kostüm parat. Foto: Hermann Pütz

Helene Zimmer hat viel zu erzählen. Mitunter erweckt sie den Eindruck, als könne das, was sie zu sagen hat, ihr nicht schnell genug über die Lippen kommen. "Manchmal bin ich schon ein wenig hektisch", gibt sie lächelnd zu. Überhaupt lacht die 48-Jährige gerne, und genau das scheint ihr Rezept im Umgang mit den Leuten zu sein. "Ich komme fast mit jedem aus", sagt sie und es hat den Anschein, als könne man es ihr glauben. Die liebenswerte Art der Mutter einer 16-jährigen Tochter hat sich in Schoden mittlerweile herumgesprochen. Seit dem vergangenen Jahr sitzt Helene Zimmer im Gemeinderat ihres Heimatdorfes. Das Hauptargument, mit dem sie einst zur Kandidatur bewegt worden sei, habe gelautet: "Dich kennt doch fast jeder." Auf Anhieb wurde Zimmer in das Gremium gewählt. Während einer Urlaubsreise im lettischen Riga habe nachts um zwölf Uhr das Handy geklingelt. "Ich war sehr überrascht, als der Anrufer mir mitteilte, dass ich gewählt worden bin." Heute noch stelle sie sich oft die Frage, ob sie überhaupt geeignet sei für die Arbeit im Rat. Dennoch: "Meiner Verantwortung bin ich mir durchaus bewusst."Gründlich getäuscht

Eine gewisse Skepsis hatte sie bereits vor rund zehn Jahren beschlichen. Die Frage, die ihr damals gestellt wurde, lautete: "Hast du Lust, mit uns Theater zu spielen." Das könne sie doch nicht, habe sie zunächst geantwortet. Zumindest dabei hatte sich die kaufmännische Angestellte einer Trierer Sektkellerei offensichtlich gründlich getäuscht. Inzwischen gehört Helene Zimmer zu den "Stars" der Schodener Theatergruppe "Spontan", und schon der Name der Laienspielertruppe scheint auf die 48-Jährige zugeschnitten zu sein. Spontaneität sei eine ihrer hervorstechenden Charaktereigenschaften, sagt sie. In ihrer Arbeit auf den Brettern, die die Welt bedeuten, sieht Zimmer jedoch nicht bloß ein Hobby. Es sei für sie eine Art Berufung, den Leuten aus Schoden und darüber hinaus mindestens für ein paar Stunden die Möglichkeit zu bieten, dem Alltag zu entfliehen. "Gerade in einer von Stress und Hektik geprägten Zeit ist es sehr wichtig, einfach mal abschalten zu können." Zimmer scheint für den Job geschaffen, denn schauspielern müsse sie nicht. "Auch auf der Bühne gebe ich mich so, wie ich bin, wenn der Vorhang schon lange gefallen ist." Das scheint anzukommen. Die Mundart-Stücke der Frauen und Männer der Theatergruppe "Spontan" finden große Resonanz. Wenn Helene Zimmer nicht gerade arbeitet, im Gemeinderat sitzt oder auf der Bühne im Bürgerhaus steht, sorgt sie für die Bewirtung im Vereinsheim des Sportvereins. "Ich habe den Job vor rund vier Jahren unter anderem deshalb angenommen, weil es sonst niemand gemacht hätte." Außerdem, so sagt sie, könne sie ohnehin nur schwer "Nein" sagen - vor allem wenn es darum gehe, alte Klamotten zu entsorgen. Genau davon profitiert nicht zuletzt die Theatergruppe, denn für praktisch jede Rolle hat die 48-Jährige auf ihrem Speicher ein passendes Kostüm parat. In diesem Jahr müssen die Schodener allerdings auf die Hobby-Mimen verzichten. Der Grund: "Nach zehn Jahren haben auch wir eine Pause verdient."

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