Eine Pfarrei mit guter Steillage

MEHRING. Die katholische Pfarrei St. Medardus in Mehring hat eine Tradition wieder aufleben lassen: Seit vier Jahren wird der kircheneigene Weinberg in Eigenregie bewirtschaftet. Auch die Vermarktung des dort erzeugten "Mehringer Blattenbergs" hat die Pfarrei selbst in die Hand genommen.

Pastor Matthias Struth, der erst jüngst den Pfarrverband Mehring-Longen-Lörsch übernahm, hat die Bedeutung des Pfarrguts schnell schätzen gelernt. Struth: "Für die Pfarrei ist das eine schöne Sache. Nicht nur, dass die Einnahmen kirchlichen Bauvorhaben zugute kommen. Die Sache hat auch für alle Beteiligten einen hohen ideellen Wert."Ein alte Tradition wieder aufgenommen

Und Walter Kaufmann, stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats ergänzt: "Wir leisten durch die Bewirtschaftung auch etwas für den Erhalt der Kulturlandschaft, denn verpachten lässt sich diese Steillage heute nicht mehr." Das Pfarrgut St. Medardus hat eine lange Tradition: Wie viele Pfarreien an der Mosel, besitzt auch die Kirchengemeinde in Mehring umfangreiche Anbauflächen - und zwar in bester Lage. In früheren Zeiten wurden die meisten Areale selbst bewirtschaftet und die Weine auch selbst ausgebaut. In den 60er-Jahren kam das Aus für das Pfarrweingut. Pächter übernahmen die Flächen des aufgelösten Gutsbetriebes. Doch mit dem Rückgang des Weinbaus an Mosel, Saar und Ruwer wurde auch die Verpachtung immer schwieriger. Den kircheneigenen Weinbergen drohte das Drieschen-Schicksal. So entschloss sich die Pfarrei im Jahr 2000, eine rund 3000 Quadratmeter umfassende Fläche in ehrenamtlicher Arbeit wieder selbst zu bestellen. Seither ist St. Medardus weit und breit das einzige verbliebene Pfarrgut mit kontinuierlichem Eigenanbau. Ausgebaut wird der Wein in der Kellerei des Longener Winzermeisters Hermann-Josef Dahmen, der auch Mitglied des Pfarrgemeinderats ist. Das Pfarrgut ist voll und ganz auf Helferinnen und Helfer aus der Kirchengemeinde angewiesen. Und leicht haben die es nicht. Dazu Winzermeister Dahmen: "Dieser Weinberg hat eine erhebliche Steillage und ist nur schwer zu bearbeiten. Maschinell geht dort gar nichts." Am 31. Oktober fand nun mit 17 ehrenamtlichen Gemeindemitgliedern die vierte Lese seit der neuerlichen Übernahme des Weinguts statt. Auch Handarbeiten wie das Aufleinen werden ehrenamtlich geleistet, wobei sich insbesondere die Frauen engagieren. Der Jahresertrag beläuft sich seit 2001 auf jeweils rund 1800 Liter. Erzeugt werden grundsätzlich feinherbe und liebliche Weine. Die Vermarktung der Erzeugnisse funktioniert vorwiegend über Mund-zu-Mund-Propaganda. Außerdem kommen die Weine bei kirchlichen Festen zu Ehren und werden auch als Messwein verwendet. Trotzdem will die Pfarrei versuchen, auch in der Gastronomie Fuß zu fassen. "Das Hotel-Restaurant ,Christoffel‘ in Trier hat unsere Weine schon auf der Karte", sagt Walter Kaufmann und fügt hinzu: "Auch erfreuen wir uns über einen guten Jahrgang 2004 im trockenen und lieblichen Bereich." Und Pastor Matthias Struth kündigt schon einmal für kommenden März eine kulinarische Weinprobe im Pfarrhauskeller an.

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