Eine Verwaltung zieht um

TRIER-RUWER/WALDRACH. "Rathauswechsel": Der TV schaute den Beamten und Angestellten beim Umzug der Verbandsgemeindeverwaltung Ruwer von Trier-Ruwer nach Waldrach über die Schulter. Zwischen Kisten schleppen und Ordner einreihen schlich sich auch Wehmut ein.

"Nix wie Stress heute", stöhnt Werner van Münster. Er hält die Stellung in der Telefonzentrale in Ruwer "bis 13 Uhr", bis zum Ende der Ära "Rathaus Ruwer". Denn trotz des Hinweises "Wegen Umzugs ganztägig geschlossen" bahnen sich einige Bürger den Weg durch Umzugskisten, aufgestapelte Stühle und Tische, die am Eingang zum Abtransport bereit stehen. Die unteren und oberen Etagen sind am Freitagvormittag schon wie leer gefegt. Nur der Speicher fordert noch den vollen Einsatz der Muskelkraft. Bürgermeister Bernhard Busch und einige Beamte und Verwaltungsfachangestellte sind mit dem Entrümpeln beschäftigt. Dabei stoßen sie auch auf manchen Schatz. "Wir haben die Niederschrift einer Sitzung der Amtsvertretung von 1950 gefunden. Unter dem ersten Tagesordnungspunkt wurde darüber diskutiert, ob die Verwaltung von Ruwer nach Waldrach umziehen soll", sagt der Chef der Verbandsgemeinde (VG). "Wir sind stolz, dass wir es heute endlich schaffen", fügt er hinzu. Auch eine VG-Fahne, von der, laut Busch, kein Mensch mehr wusste, kam ans Licht. Während in Ruwer der Umzugsendspurt begonnen hat, herrscht auch in Waldrach emsiges Treiben - begleitet von Stimmungen zwischen Sentimentalität und der Freude auf den Neuanfang. Im Eingangsbereich schallt "Wenn ein Lied meine Lippen verlässt" aus dem aufgedrehten Radio, Bauarbeiter schleppen Holzplatten und Leim, VG-Verwaltungsangestellte mit Putzeimern warten vor dem Aufzug, und zwischendrin werden die modernen lichtdurchfluteten Büros eingeräumt. "Der Umzug hat gut geklappt, aber es ist stressig", sagt Martin Thiel, zuständig für den Sachbereich Grundstücks-, Jagd- und Fischereiangelegenheiten. Er steht seinem neuen Arbeitsplatz zwiespältig gegenüber. "Jetzt muss ich acht Kilometer mehr fahren, und das bei den heutigen Spritpreisen. Und wenn die Pendlerpauschale auch noch wegfällt…" Für Josef Hartmann, Leiter des Ordnungsamtes, ist der Umzug mit einer Menge Wehmut verbunden. "1965 habe ich in Ruwer meine Lehre gemacht. Und Ruwer ist meine Heimat." Etwas ungehalten ist er darüber, dass die Bauarbeiten parallel zu dem Umzug laufen. Auch der Standesbeamte Gerd Werhan bekennt sich zu seinem Abschiedsschmerz. "Ich bin ein bisschen traurig, immerhin habe ich einen großen Teil meines Lebens - 40 Jahre - in Ruwer verbracht." Er ist sich sicher, dass ihn morgens noch einige Male die Macht der Gewohnheit die Fahrt in Richtung Ruwer einschlagen lässt. Putzlappen statt PC-Arbeit

Gegen Mittag steht Werhans Büro. Schreibtische, Schränke, Lampen, alles ist neu. So wie in den meisten Büros. Einer von den wenigen, die auf eigenen Wunsch die alten Möbel mitgenommen haben, ist Büroleiter Hans Klein. Er ist damit beschäftigt, sich mit der neuen Telefonanlage vertraut zu machen. Zur Mittagszeit treffen sich die 50 "Umzügler" im Aufenthaltsraum. Petra Busch, Frau des VG-Chefs, hat aufgetischt. Wurst, Käse und Brötchen. Anschließend heißt es wieder, Putzlappen wringen statt PC bedienen, Möbel stellen statt Bürgergespräche - weit bis nach 13 Uhr. "Es geht bestimmt bis zehn Uhr heut' Abend", vermutet der Standesbeamte. Busch ist zufrieden mit der Eigenleistung der "VG-Mannschaft" zum neuen Rathaus. "Alle sind mit Eifer dabei."

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