Eine unbürokratische Ausreise

FREUDENBURG/TRASSEM/KASTEL-STAADT. Eine ganze Reihe von Ortswechseln markieren den Werdegang von Pfarrer Andrzej Kardas. Nachdem er zum Pfarrer der Kirchengemeinden St. Erasmus in Trassem, St. Johannes in Kastel-Staadt und Hl. Dreifaltigkeit in Freudenburg ernannt wurde, hat er sich im Freudenburger Pfarrhaus niedergelassen.

Die Jugendarbeit liegt dem 41-Jährigen ganz besonders am Herzen. Schon als Jugendlicher war Andrzej Kardas Messdiener und Lektor in seiner Kirchengemeinde im polnischen Tarnow. Selbstverständlich arbeitete er auch in Jugendgruppen mit. Nach dem Abitur ging er ins Priesterseminar und wurde mit 25 Jahren zum Priester geweiht. Auch als Seelsorger widmete er sich der Jugendarbeit, kümmerte sich um Randgruppen, Drogenabhängige und Strafgefangene. Fünf Jahre später ging er in die Ukraine, wo er erstmals mit dem Bistum Trier in Kontakt kam. Das förderte nämlich ein deutsch-ukrainisches Jugendprojekt, in dem Kardas mitarbeitete. Nach einem Gespräch mit dem Trierer Weihbischof Leo Schwarz entschloss sich Kardas zu einem erneuten Ortswechsel. "Ich bin einfach zu meinem Bischof in Tarnow gegangen und habe gefragt, ob ich in Deutschland arbeiten kann", erinnert sich Pastor Kardas an seinen "unbürokratischen Ausreiseantrag". Der Bischof stimmte zu, und am 1. September 1999 kam der Seelsorger nach Deutschland. Zunächst wohnte er bei Bekannten in Föhren, zog aber nach wenigen Tagen nach Bonn, um einen Sprachkurs zu besuchen. In dieser Zeit lernte Pastor Kardas einen Mann aus Freudenburg kennen, mit dem er auch dessen Heimatort besuchte, nicht ahnend, dass er einige Jahre später als Pfarrer hier seine Zelte aufschlagen würde. Nach Stationen in Burgbrohl, im Saarland und in Mendig kam Andrzej Kardas schließlich auf den Saargau. "Erst im vergangenen Jahr habe ich mich entschieden, in Deutschland zu bleiben", sagt der 41-Jährige. Mit seiner Ernennungsurkunde zum Pfarrer der drei Kirchengemeinden wurde er gleichzeitig dem Bistum Trier zugeteilt. Eine große Umstellung für den Seelsorger, der nun für knapp 3000 Katholiken in seiner Seelsorgeeinheit zuständig ist. "In Polen gibt es viel mehr Priester", sagt Kardas. Ein Pastor betreue dort etwa 800 Gläubige. Ein Verhältnis, von dem deutsche Priester nur träumen können. Schon beim Einführungsgottesdienst in Freudenburg ließ Dechant Klaus Feidt anklingen, dass die derzeit zwölf Seelsorgeeinheiten des Dekanats Konz-Saarburg bis 2020 auf sechs schrumpfen würden. Das bedeutet auch für Pfarrer Kardas zusätzliche Pfarreien. An Stelle der vielen einzelnen Pfarrgemeinderäte schwebt dem Seelsorger ein Pfarreienrat vor, in dem Mitglieder aller Pfarreien vertreten sein sollten. "Selbstverständlich wäre jede Pfarrei gleichberechtigt", versucht der Geistliche etwaige Bedenken zu zerstreuen. Auf jeden Fall würde dies seine Arbeit erheblich erleichtern. Insgesamt wünscht sich Andrzej Kardas die Eigeninitiative der Gemeindemitglieder. "Ich will nicht alles vorgeben und bestimmen. Die Initiativen müssen aus der Gemeinde kommen. Meine Unterstützung gibt es auf jeden Fall", sagt er. Dabei hat der 41-Jährige ein ganzes Bündel an Ideen auf Lager, wie Gemeindearbeit in Zukunft gestaltet werden kann. Auch hier spielt die Jugendarbeit eine große Rolle. Die Arbeit in Jugendgruppen, Schulgottesdienste und Messen in Kindergärten stehen ebenso auf seiner Agenda wie Familienkreise, die Kinderkirche oder Musikgruppen. Ein weites Betätigungsfeld. Aber die Arbeit macht dem neuen Pfarrer, der sich selbst als einen "Workaholic" bezeichnet, Spaß. Allerdings versteht er sich nicht als Alleinunterhalter. "Ich kann nur meine Hilfe anbieten. Die Initiativen müssen aus der Gemeinde kommen."

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