Einer, der begeistern kann

OSBURG. Gesang verbindet, heißt es landläufig. In Osburg hat sich diese Aussage besonders bewahrheitet: Hermann Steinheuer leitet seit 40 Jahren den Männergesangverein (MGV) "Harmonie" Osburg.

Wenn der MGV am Sonntag, 10. April, in einer Feierstunde im eigenen Vereinshaus seine Verdienste würdigt, wird Vorsitzender Dieter Blau rückblickend die intensive Zeit mit dem Musikpädagogen beleuchten. Den Spruch "Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder", hat Steinheuer für sich quasi wörtlich genommen. So ist der Oberemmeler sogar in Osburg sesshaft geworden. Vier Jahrzehnte, eine scheinbar ewig lange Zeit, die mit einigen nüchternen Zahlen noch stärker ins Bewusstsein gerufen werden kann: Bei angenommenen jährlichen 50 "normalen" Proben sind dies allein 2000 Termine mit insgesamt rund 4000 Stunden. Hinzu sind die rund 1000 kirchlichen und weltlichen Auftritte von unterschiedlicher Dauer sowie die Stunden für die Sichtung und Auswahl von Werken und Literatur zu rechnen.Beim Unterkreis-Singen entdeckt

Die für diese Arbeit unabdingbare Energie, Disziplin und Ausdauer, die Konzentration und Nervenanspannung sind mit Zahlen natürlich nicht zu erfassen. Eher messbar ist der langjährige Erfolg des Dirigenten mit seinem Chor. Durch ihn ist der Männergesangverein zu einem festen Bestandteil im Osburger Kulturleben geworden. Beim Unterkreis-Singen im Januar 1964 waren die Osburger Sänger auf den damals 25-jährigen "Chorleiter-Neuling" aufmerksam geworden und hatten ihn verpflichtet. Schnell erkannten beide Seiten, dass sie "miteinander konnten". Steinheuer wusste Chorliteratur bestens zu interpretieren, zu vermitteln und vor allem auch die Sänger seiner Chöre zu begeistern. Schon kurze Zeit später gab es erste offizielle Bestätigungen des gestiegenen sängerischen Niveaus. Die Benotungen bei verschiedenen Leistungssingen mit "Sehr gut - Hervorragend" beschrieben das Können des neuen "Vorzeigechors" der Region mit wenigen Worten. Die kritischen Wertungsrichter lobten dabei den guten musikalischen Ausdruck, die ansprechende Vortragsweise, die besondere klangliche Gestaltung und die außergewöhnlich deutliche Aussprache. Steinheuer verbesserte durch die Teilnahme an Seminaren und beim Studium der Schulmusik in Mainz mit den Fächern Chorleitung und Orchesterdirigieren stetig seine Qualifikation. Inzwischen hatte er auch die musikalische Leitung der Männerchöre in Reinsfeld und Mertesdorf übernommen. Steinheuer: "Zusammen mit allen Sängern und den Vorständen setzten wir eine große Idee in die Tat um: Einmal im Monat trafen wir uns in einem der Orte zur gemeinsamen Probe." Das Ergebnis dieser Bemühungen war, dass die daraus entstandene Chorgemeinschaft "M-O-R" mit ihren mehr als 100 Sängern bei Konzerten bis Ende der 80er-Jahre alle Kirchen und Säle restlos füllte. Für Steinheuer und den MGV "Harmonie" war das erstmalige Erringen des Meisterchortitels im Jahr 1975 ein besonderer Höhepunkt. Für den Dirigenten ein großer Tag, der Beachtung in der Region fand: Mit den Sängern aus Reinsfeld hatte er gleich zwei Chöre auf dem Siegertreppchen. Über den Titel "Meisterchor des Sängerbundes Rheinland-Pfalz" konnte sich Steinheuer mit seinen Osburger Mannen auch in den Jahren 1989 und 1994 freuen. Der MGV honorierte die Treue Steinheuers durch mehrfache Ehrungen und der Ernennung zum Ehrenmitglied. Der Verein stand auch hinter seinem Leiter, als er wegen einer schweren Lebenskrise nur eingeschränkt seine Aufgaben wahrnehmen konnte. Ans Aufhören denkt Steinheuer nicht. Derzeit bereitet er sich mit "seinen" Osburger Sängern auf das im November in Nickenich stattfindende Meisterchorsingen vor. "Die erneute Verleihung des Titels wäre ein schönes Jubiläumsgeschenk", sagt er.

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