Einfach mal die Schüler gefragt

KONZ. Das hat Hauptschullehrer Markus Mich noch nicht erlebt: eine komplette Band nur aus einer Klasse. Mit den sechs Jungen und sechs Mädchen übt er jetzt regelmäßig populäre Titel ein. Klares Ziel: Die Klassenband soll Schulband werden und dann die Konzer Hauptschule auch nach außen repräsentieren.

Markus Mich ist ein unauffälliger Mensch, der die großen Wort nicht liebt. Nur wenn die Rede auf seine Klasse 5b kommt, klingt leise die Begeisterung durch, die den Hauptschullehrer beseelt. Eine richtige Band aus Schülern der Stufe 5 und nur aus einer Klasse, das habe er noch nie erlebt. Da schwingt hörbar Freude mit. Und wohl auch ein wenig Stolz angesichts der nicht immer einfachen Arbeit eines Hauptschul-Pädagogen. "Die singen wie die Großen", sagt er anerkennend und vergleicht die überwiegend elfjährigen Fünftklässler mit den älteren Schülern aus den Stufen 8 oder 9, die sich normalerweise an der Schule zu einer Band formieren."Wir mussten ganz von vorne anfangen"

Es gehörte ein gehöriges Maß Initiative zu dieser Gründung, vielleicht auch ein Quäntchen Zufall. "Herr Mich hat einfach gefragt", sagt Daniel aus der 5b. Da haben sie sich die Instrumente ausgesucht: Gitarren, Keyboard, Schlagzeug. Die Mädchen singen lieber. Klassenkamerad Martin: "Mädchen können einfach besser singen." Notenkenntnisse? Erfahrungen mit einem Instrument? Musikalische Vorbildung? Die Fragen stoßen auf allgemeines Kopfschütteln. "Nein", sagt Markus Mich, der selber musikbegeistert ist und in der Band "Wéngert-Stompers" spielt, "wir mussten ganz von vorne anfangen." Und dass es in der Klasse derzeit keinen Musikunterricht gibt, erleichterte die Situation nicht gerade. Ganz von vorne anfangen, das bedeutet: einfache Gitarrengriffe beibringen, am Keyboard die richtigen Tasten zeigen, das Gefühl für Rhythmen vermitteln, den Schülerinnen und Schülern erklären, was gemeinsames Musizieren an gegenseitiger Anpassung, an Aufeinander-Hören verlangt. Und all das bei einer zweistündigen Probe alle zwei Wochen im Normalfall. Aber eher unerwartet bildeten sich in dieser Arbeit Talente heraus. Zum Beispiel Martin, der völlig unvermutet seine beachtliche Schlagzeuger-Begabung entdeckt hat. Oder die Mädchen, die merken, wieviel Spaß es bereiten kann, singend vorne an der Rampe zu stehen. Und Blondsky liebäugelt halb im Unernst sogar schon mit künftigem Star-Ruhm. Davon hält Markus Mich nicht allzu viel. Es gehe ja nicht um den fernsehbekannten Superstar, sondern um ganz andere, soziale Qualitäten, das "Gruppengefühl", das gemeinsame Ziel, die Teamfähigkeit. Fünf Titel haben sie schon einstudiert, darunter "Waiting for tonight" von Jennifer Lopez, und "Fly away" von Lennie Kravitz. Bei der Weihnachtsfeier ihrer Klasse sind sie aufgetreten und bei der Einweihung des neuen Freizeitraums in der Schule ebenfalls. Der nächste Auftritt findet statt bei der Einschulung der neuen fünften Klassen zu Beginn des Schuljahrs. Und dafür sie lernen Schritt für Schritt immer neue Stücke und damit auch immer neue Fähigkeiten, musikalische wie soziale.Das Ziel: Schulband werden

Das Ziel? Zunächst einmal Schulband werden, mit mehr Verpflichtungen und größerem Ansehen. Seit die letzte Schulband sich mit dem Schulabschluss ihrer Mitglieder aufgelöste, ist diese Stelle leer. Für Markus Mich und seine Schüler ist das eine große Chance. Jetzt kann er mit einer Band einmal vier oder fünf Jahre arbeiten. Da stehen die Aussichten gut, dass die Klassenband einmal zur besten Schulband aller Zeiten in der Hauptschule aufsteigt.

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