Einfallstor mit Schönheitsfehlern

KONZ. 18 000 Einwohner hat die Stadt Konz – und kein ansprechendes Entrée. Im "Einfallstor" Granastraße dominieren schmuck- und lieblos gestaltete Schaufenster. Leere Ladenlokale, deren Schaufenster mit Plakaten beklebt sind, zeichnen ein insgesamt trostloses Bild. Doch es gibt auch Neueröffnungen. Anlieger beklagen sich indes über Belästigungen durch Betrunkene.

"Extrem ruhig" sei es in der letzten Zeit geworden, sagt die Verkäuferin in dem Matratzenladen an der blauen Stele. Zwar habe der Laden eine "tolle Lage". "Aber in der Nähe ist doch nichts mehr los", sagt die Frau, die häufiger Betrunkene in der Gegend beobachtet hat. Einmal sei sie im Geschäft von zwei alkoholisierten Männern belästigt worden. "Abends allein im Laden, da fühle ich mich nicht sehr wohl", sagt sie. Selbst durch das nahe gelegene "Kaufland" seien keine größeren Besucherströme gekommen. "Es liegt zu versteckt da hinten", deutet sie auf den abseits gelegenen Komplex. "Viel zu viel Miete"

Dass der Vermieter den Bereich um die Stele als die Ortsmitte von Konz bezeichnet habe, findet sie "nur ulkig". Zwei Häuser weiter herrscht gähnende Leere - vor Monaten schon wurde der Laden aufgegeben. 880 Euro Kaltmiete will der Vermieter für die 70 Quadratmeter haben, wie ein Zettel auf dem Fenster verrät. "Das ist viel zu viel", kommentiert ein Geschäftsmann. "Läden von Vermietern, die ihren Mietern nicht entgegen kommen, stehen eben leer." Eine Spielstube und das Internetcafé folgen, dann der "Anadolu-Grill". Richtige Konkurrenz zu den drei anderen Dönerläden bestehe aufgrund unterschiedlicher Angebote nicht, sagt Gülhan. "Zu uns kommen die Leute, weil es hier schmeckt", bekräftigt der freundliche Mitarbeiter werbewirksam und fügt aus dem Eff-Eff die Mengen an Rindfleisch zu, die täglich über die Theke gehen: 60 Kilo sollen es alleine in diesem Dönerladen sein. Auch er spricht von störenden Betrunkenen, denen Hausverbot für den "Anadolu-Grill" erteilt worden sei. Bei "PC-Service Britten" tüfteln wie im heimischen Arbeitszimmer gerade Geschäftsinhaber Hermann-Josef Britten und Kundin Annette Herresthal an ihrem Laptop. Der Geschäftsmann ist mit der Lage seines Ladens sehr zufrieden, die Kundin mit der Beratung, "die fast schon eine Betreuung ist". "Meine Schaufensterwerbung sehen die Autofahrer zwangsläufig, wenn sie an der Ampel stehen", sagt Britten schmunzelnd, der seit fast zehn Jahren seinen Standort hält. "Klar wäre es schöner, wenn hier mehr attraktive Geschäfte wären. Aber Konz hat eben kein Zentrum!"Stadt nicht sehr kundenfreundlich

Elke Herz ist mit ihrer Textilreinigung gerade erst in das größere Ladenlokal auf der anderen Straßenseite umgezogen. Was sie ärgert? "Nur ein oder zwei Minuten nach Ablauf der kostenlosen Parkzeit verteilen unsere ,strengen Sheriffs' Protokolle. Da sollte sich die Stadt mal überlegen, wie kundenfreundlich sie ist." Um die Straße attraktiver zu machen, seien jedenfalls nicht nur "Döner, Döner, Döner" das Richtige. Ein Lichtblick in der wintergrauen Straße mit vielen leeren Schaufenstern ist das Kreativ-Atelier, das erst am Samstag eröffnet wurde. Origineller Blumenschmuck am Eingang begrüßt Kunden und Passanten. Inhaberin Gabi Baltes versprüht optimistische Stimmung und glaubt, dass sie sich halten wird. Ihr Umzug von dem Markt in die Granastraße mit den kreativen Angeboten und Malkursen habe Zuspruch gefunden, sagt sie. Auch der neue Blumenladen mischt mit freundlichem Ambiente erst seit vier Wochen im Einzelhandelswesen in der Granastraße mit. Inhaberin Walburga Klein macht trotz elfstündiger Arbeitszeit und Öffnung des Ladens am Sonntag ebenfalls einen zuversichtlichen Eindruck "Es muss sich nur noch herumsprechen, dass es uns gibt", sagt sie.

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