Einkaufen, wo jetzt noch trainiert wird

Das größte Bauvorhaben Saarburgs lässt die Stadt derzeit auf seine Machbarkeit hin "abklopfen". Auf dem Areal des Sportzentrums Leukbachtal soll nach der Planung ein großes Einzelhandelszentrum entstehen. In einem Raumordnungs verfahren prüft die Kreisverwaltung Trier-Saarburg deshalb, ob das Konzept für Saarburg verträglich ist.

Saarburg. Die Idee, über der Stadtbürgermeister Jürgen Dixius und die gewählten Vertreter der Kommunalpolitik seit einiger Zeit brüten, sprengt für Saarburg bisherige Dimensionen. Der Stadt, vor allem ihrer Wirtschaftskraft, wollen sie einen deutlichen Schub geben und sie wettbewerbsfähiger für die Zukunft machen. "Der Einzelhandel in der Stadt Saarburg ist einem starken regionalen Wettbewerb ausgesetzt. Leider ist es inzwischen so, dass wir im Vergleich zu anderen Städten in der Region einen überproportionalen Kaufkraftabfluss haben. Der liegt bei 50 Prozent beziehungsweise rund 50 Millionen Euro", erläutert Stadtbürgermeister Jürgen Dixius im Gespräch mit dem TV.Viele vermissen einen Baumarkt

Bürgerbefragungen zweier Marktforschungsinstitute hätten ergeben, dass viele Saarburger mit dem Einzelhandels-Angebot ihrer Stadt unzufrieden seien und deshalb in Nachbarstädte wie Konz, Losheim, Saarlouis, Trier oder Luxemburg ausweichen. Bedarf bestehe unter anderem in den Bereichen Herrenoberbekleidung, Textilien im Niedrigpreissegment, Elek troartikel, Baumarktware und Drogeriemarktartikel. Um der schleichenden Kaufkraftabwanderung etwas entgegenzusetzen, plant die Stadt nun ein großflächiges Einzelhandelszentrum im Bereich des Sportzentrums an der B 407 - und will damit "zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen". Die Anlage im Leukbachtal ist vor 30 Jahren gebaut worden - und nach Auskunft Dixius' entsprechend "heruntergekommen": "Der Rasenplatz ist fast nicht mehr bespielbar. Wenn wir die Anlage erhalten wollten, müssten wir für einen sicheren Spielbetrieb akut 600 000 Euro investieren. Hinzu kommen die laufenden jährlichen Kosten von 35 000 Euro."Ein neuer Kunstrasenplatz werde hingegen Ende August im Schulzentrum Beurig eingeweiht. "Den sollen außerhalb des Schulbetriebs Kinder und Jugendliche fürs Fußball- und Leichtathletik-Training nutzen können."Auf dem städtischen Sportplatz am Kammerforst, den die französische Garnison nicht mehr nutzt, sollen künftig die Senioren trainieren. "Den würden wir mit den Erlösen aus dem Einzelhandelszentrum zum Kunstrasenplatz umbauen", so Dixius' Vorstellung. Die gesamte Fläche des Sportzentrums Leukbachtal, rund 40 000 Quadratmeter, soll zum Einzelhandelszentrum mit etwa 500 bis 560 Parkplätzen umgebaut werden. Dixius: "Wie das genau aussehen würde und welche Geschäfte hinkämen, käme erst im nächsten Schritt zur Diskussion. Sicher würden wir aber dort einen Baumarkt, einen Drogeriemarkt und eine Elektrohandlung ansiedeln." Schwerpunktmäßig solle dort ein Angebot etabliert werden, dass in der Innenstadt gar nicht beziehungsweise unterrepräsentiert sei. Im ersten Schritt hat die Untere Landesplanung, angesiedelt bei der Kreisverwaltung Trier-Saarburg, dazu ein Raumordnungsverfahren eingeleitet. "Ein solches Verfahren schreibt das Landesplanungsgesetz bei Konzeptionen für großflächige Einzelhandelsansiedlungen vor", erläutert Hans-Dieter Hausen, stellvertretender Bauamtsleiter bei der Verbandsgemeinde (VG) Saarburg. Eine genaue Größenangabe sei nirgends fixiert. Hausen: "Man spricht immer von einer Größenordnung ab 1000 Qua dratmetern Verkaufsfläche." Bei diesem Prozedere gehe es darum zu prüfen, ob die geplante Ansiedlung sinnvoll sei, zu den Gegebenheiten der Stadt passe und keine schädlichen Auswirkungen auf das Einzelhandelsangebot der Innenstadt und des Umlandes habe. 32 Träger öffentlicher Belange werden in diesem Verfahren gehört. Mit dem Ergebnis der Kreisverwaltung rechnet Jürgen Dixius für Ende August, Anfang September. Mit einem unter mehreren Interessenten favorisierten Investor, der der Stadt die gesamte Fläche abkaufen soll, sei die Stadt im Gespräch. Dem dürfte Saarburg als in der Nähe Aufgewachsener nicht fremd sein. Stimmen aus den Fraktionen Im Gespräch mit dem TV haben die Vorsitzenden der Saarburger Stadtratsfraktionen ihre Meinung zu dem geplanten Einzelhandelszentrum abgegeben. So sagt CDU-Vorsitzender Matthias Hild: "Die CDU steht absolut hinter diesem Projekt. Wir müssen in Saarburg ganz stark aufpassen, dass wir nicht kaputtgehen, weil viele nach Konz oder Losheim abwandern. Je mehr dies tun, umso mehr wird unsere Innenstadt leiden. Deshalb muss es oberstes Ziel sein, mehr Menschen herzuziehen. Wenn die das geplante Zentrum im Leukbachtal ansteuern, werden sie auch die Innenstadt besuchen." SPD-Vorsitzende Edith van Eijck sagt: "Wir von der SPD sind überzeugt, hiermit einen großen und richtigen Schritt für die Zukunft von Saarburg zu tun, denn die Änderung im Leukbachtal ist ein wichtiger Baustein, die Stadt lebendig und lebenswert zu erhalten. Wir müssen und wollen uns weiterentwickeln, um nicht auf der Strecke zu bleiben." FWG-Vorsitzender Reiner Glosse meint: "Die Vorteile, die sich hieraus für die Stadt ergeben, überwiegen deutlich. Es macht Sinn, dass wir das angehen. Wenn es eine vernünftige Anbindung an das geplante Einkaufszentrum gibt, und das etwas ungegliederte Gelände um die Tennishalle herum neu gestaltet wird, beurteilen wir das auch aus städtebaulicher Sicht als positiv." (sw)

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