Einpacken statt ausbuddeln

SERRIG/TRIER. Das Hofgut Serrig rüstet sich für die Zukunft. Von einigen unrentablen landwirtschaftlichen Bereichen hat sich die Zweigstelle der Lebenshilfe Werkstatt Trier getrennt. Stattdessen soll die Lohn-Fertigung ausgebaut werden.

Das Hofgut Serrig ist längst zum Markennamen in der Region geworden. Mitte der 80er-Jahre wurde das "Klein-Unternehmen im Grünen" als Zweig- und Außenstelle der Lebenshilfe Werkstatt Trier gegründet. "Im Prinzip ging es damals in erster Linie darum, eine räumliche Entzerrung zu schaffen", erklärt Geschäftsführer Ulrich Schwarz. Zum damaligen Zeitpunkt sei die Trierer Einrichtung "aus allen Nähten geplatzt". Sinn und Zweck der Serriger Einrichtung ist heute wie damals, behinderten Menschen eine Art festes Beschäftigungsverhältnis zu gewähren. So gehen auf dem Hofgut in Serrig insgesamt 160 Mitarbeiter einer regelmäßigen Tätigkeit nach. Bisheriger Schwerpunkt ist die Landwirtschaft. 160 Hektar bewirtschaften die "Hofgutler". "Wir halten Rinder, Schweine, Schafe, Gänse, Puten und bislang auch Kaninchen", erzählt Schwarz. In einer eigenen Schlachterei und Metzgerei werden die Produkte verarbeitet und angeboten. Darüber hinaus gibt es eine Apfel-Plantage, Grünspargel und verschiedene Beeren werden geerntet. Aber auch eine Schnapsbrennerei, Töpferei, Weberei und Korbflechterei gehören zum Betrieb. "Wir haben Handwerke ausgesucht, die traditionell zur Landwirtschaft passen", erläutert der Geschäftsführer. Einzig die Hofgut-Mitarbeiter reparieren in der Region inzwischen alte Stuhl-Geflechte. Die Produkte verkaufen die Mitarbeiter im Hofladen, aber auch auf Märkten der Region. Etwa 2000 Stammkunden zählt das Hofgut nach Auskunft des Geschäftsführers. "Unser Haupt-Umsatz-Träger ist das Fleisch." Zuwachs-Raten hätten der Einrichtung vor allem die Fleisch-Skandale der jüngeren Vergangenheit beschert. Wachsende Umsätze habe das Hofgut bis 2001 verzeichnet. Danach habe sich vor allem im Hofladen der Euroknick bemerkbar gemacht. Deshalb sagt Schwarz: "Es ist höchste Zeit für Anpassungen." Die Konzentration auf die Landwirtschaft wird zwar bleiben, weitere Standbeine sollen jedoch ausgebaut werden. So bietet das Hofgut wegen der schwierigen artgerechten Haltung keine Kaninchen mehr an."Das Federvieh kommt aus dem Stall"

Auch Chicoree und Champignons aus eigenem Anbau gehören während der Wintermonate nicht länger zur Angebots-Palette. Der kaufmännische Leiter Andreas Neumann: "Beides wächst bei uns auch nur in der Treibkammer. Aber wir können mit den Preisen der Holland-Produkte in SB-Märkten einfach nicht mithalten." Stattdessen will das Hofgut seinem Ruf der artgerechten Tierhaltung künftig noch besser gerecht werden. "Das Federvieh kommt raus aus dem Stall und wird am Boden gehalten", sagt Neumann. Den Stall werden die Serriger so umbauen, dass die Mitarbeiter dort künftig in Lohn-Fertigung noch mehr Montage-Arbeiten erledigen können. "Die Nachfrage von Firmen der Region ist da", versichert Schwarz. Außerdem will das Hofgut beweglicher werden, "näher an die Menschen rücken". Statt mit Anhänger und Zugmaschine die Märkte zu bereisen, werden Mitarbeiter künftig zusätzlich auch mit einem kleinen Verkaufsmobil auf den Dörfern unterwegs sein. Auch der Hofladen soll umgebaut werden, berichtet der Geschäftsführer: "Im Moment ist es zu eng. Wir möchten unser Sortiment attraktiver präsentieren und auch Produkte aus Trier anbieten." Ausbauen möchte Schwarz zudem den Biergarten, der im vergangenen Sommer in der ersten Saison geöffnet hatte. Start für die ehrgeizigen Um- und Ausbaupläne soll im Frühjahr sein. Dabei ist die Finanzierungsfrage für das Hofgut bereits beantwortet. "Wir müssen solche Projekte aus Eigenmitteln und Spenden umsetzen", sagt Andreas Neumann. Bis Ende kommenden Jahres will das Hofgut die Umstrukturierung abgeschlossen haben.

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