Ente Erna verfällt dem Werbefernsehen
Irsch/Saarburg · Nach dem Kinderbuch "Ich will so bleiben, wie ich bin" hat die ehemalige Leiterin der Grundschule Irsch, Maja Brandscheit, ein werbekritisches Theaterstück inszeniert. Die Kühe sind lila, in den Eiern stecken Überraschungen und Wolle ist superweich. Doch die Tiere auf dem Bauernhof wollen nicht so sein, wie es ihnen die Werbung vorschreibt. 130 kleine Schauspieler stehen auf der Bühne, erstmals auch Flüchtlingskinder.
Irsch/Saarburg. Sehr lehrreich verspricht die neue Inszenierung von Maja Brandscheit zu werden. Auf dem verrückten Bauernhof, nach dem Kinderbuch von Hermien Stellmann "Ich will so bleiben, wie ich bin", richten sich die Tiere ganz nach der Werbung, weil Ente Erna das so will. Die ehemalige Leiterin der Grundschule Irsch zeigt auf, was das anrichten kann.
130 Kinder stehen auf der Bühne. Unterstützt wird die Theaterwerkstatt der Grundschulen Irsch und Freudenburg von den Kindern der Tanzgruppen Serrig und Taben-Rodt sowie von einer Jugendgruppe der KG Närrisches Saarschiff Irsch. Brandscheit kündigt an: "Seit 1996 leite ich diese Theater-AG, aber diesmal gibt es eine Besonderheit." Erstmals spielen Flüchtlingskinder mit. Eine besondere Form von Integration soll ausprobiert werden: "Über das Sehen, Fühlen, Hören und Nachahmen sollen diese Kinder in unsere Kultur finden", so die Idee von Brandscheit. Dabei ist hemmungsloser Konsum ohne mitzudenken ein Thema für alle, Alt und Jung, Inländer und Ausländer. Flüchtlingskinder können so vielleicht von Beginn an den scheinbaren Verlockungen der bunten Werbewelt besser widerstehen lernen.
Zwölf Kinder mit ausländischen Wurzeln spielen eine Schafherde. Sie werden im Mehrgenerationenhaus betreut unter anderem von Maja Brandscheit, die hier die spontane Idee entwickelte, denn: "Einen Bauernhof und Tiere kennen die Kinder auch gut von ihrer alten Heimat her." Deshalb wissen sie und ihre Eltern genau, worum es geht. Gelernt wird durch Tanz, Bewegung und Tierlaute.
Mit Bildern Deutsch lernen
Bei den Flüchtlingskindern, die noch kein Deutsch sprechen, werden Tierlaute Bildern zugeordnet. Das deutsche Wort wird genannt und nachgesprochen. Tiere werden pantomimisch dargestellt. Die Handlungsorte, ein Bauernhof und die Bücherei, haben die Kinder zuvor besucht. Auch Bilderbücher werden eingesetzt. Maja Brandscheit geht es immer um eine ganzheitliche Förderung: "Die Sprachkompetenz und auch das Emotionale, Musische und Kreative werden angeregt." Das Lehrstück um Mündigkeit beim Medienkonsum dauert 75 Minuten. Zehn Eltern helfen hinter der Bühne beim Schminken und Umziehen. Seit Januar nähte Brandscheit an rund 100 Kostümen. Jeweils zwei Stunden pro Woche haben die Kinder in den Theater-AGs der Grundschulen Irsch und Freudenburg geprobt. Fünf weitere Lehrerinnen engagieren sich dabei.
Das Theaterstück hat im Übrigens ein gutes Ende: Bevor Ente Erna alles durchsetzt, was das Werbefernsehen so vorgibt, hat Schwein Gustav eine tolle Idee. Mehr wird nicht verraten. doth
Bei den Aufführungen in der Stadthalle heute, Samstag, 16 Uhr, und morgen, Sonntag, 15 Uhr, werden jeweils rund 300 Zuschauer erwartet. Nur noch wenige Karten gibt es im Vorverkauf in der Kulturgießerei und bei Bücher Volk in Saarburg.