Er kennt alle Lokale und entspannt am PC

SCHODEN. Der Kranz mit der goldenen 80 schmückt noch seine Tür, und Gratulanten geben sich nach wie vor die Klinke in die Hand: Am 1. Dezember ist der Schodener Rudolf Klein 80 Jahre alt geworden. Sein Engagement für Orts-Chroniken und Schriften zur Kriegs-Vergangenheit haben ihm besonderen Respekt in der Ortsgemeinde eingebracht.

 Seit Mittwoch mit Freunden und Familie gefeiert: Rudolf Klein aus Schoden, der am 1. Dezember 80 Jahre alt geworden ist.Foto: Susanne Windfuhr

Seit Mittwoch mit Freunden und Familie gefeiert: Rudolf Klein aus Schoden, der am 1. Dezember 80 Jahre alt geworden ist.Foto: Susanne Windfuhr

Auffallend viele Blumensträuße schmücken den Flur von Maria und Rudolf Klein in der Schodener Gartenstraße. Auf dem Wohnzimmerboden hat sich ein kleiner Berg unausgepackter Geschenke angesammelt. Der Kühlschrank hält in diesen Tagen stets eine Flasche gekühlten Sekt bereit. "Ich habe praktisch seit Mittwoch gefeiert. Es kamen immer wieder Gratulanten vorbei", erzählt ein zufrieden und lebensfroh wirkender Jubilar. Am Mittwoch ist Rudolf Klein 80 Jahre alt geworden, am Wochenende hat er offiziell mit Familie, Freunden und weiteren Gästen im Gasthaus Bidinger in Schoden gefeiert. Der spontane Rückblick fällt ihm nicht schwer - zumal er sich mit der Vergangenheit, auch mit seiner eigenen, immer wieder intensiv befasst hat. 1924 in Schoden geboren, endete die Schulzeit bei ihm - wie bei vielen dieser Generation - nach acht Jahren Volksschule. "Danach habe ich bei meinen Eltern mitgeholfen, die Landwirtschaft und Weinbau betrieben", erzählt Klein. Und mit trockenem Humor fährt er fort: "An meinem 18. Geburtstag hat der Staat besonders an mich gedacht und mir einen Gestellungsbefehl zugesandt." In Metz, in der Nähe von Nancy und schließlich in der Normandie sollte er sein Vaterland verteidigen. Drei Jahre war Rudolf Klein russischer Kriegsgefangener. Im August 1948 kehrte er nach Schoden zurück. Zunächst arbeitete er wieder im elterlichen Betrieb, wechselte 1957 jedoch aus wirtschaftlichen Gründen das Gleis: "Damals wurden jede Menge Polizisten gesucht, und so habe ich mich in Mainz zum Wachtmeister ausbilden lassen." Nach Stationen in Kaiserslautern und Landstuhl war Klein bis zu seiner Pensionierung vor 20 Jahren im Revierdienst bei der Polizeidirektion Trier tätig. In seinen letzten zehn Arbeitsjahren war der Schodener im Gewerbeaußendienst und hat beispielsweise Getränkeschankanlagen kontrolliert. "Ich kenne jedes Lokal in Trier", sagt er lachend. Nach seiner Pensionierung hat sich Klein, der 30 Jahre einen Sitz im Ortsgemeinderat Schoden hatte, lange Zeit intensiv einem Thema gewidmet. Der ersten Ortschronik von Karl Becker, die 1980 erschienen ist, und bei der Klein mitgearbeitet hat, ließ der ehemalige Polizist 1996 eine zweite folgen. "Die erste hatte noch zu viele Lücken. Und ich hatte jede Menge Material, von dem ich dachte, dass es schade gewesen wäre, wenn es unveröffentlicht geblieben wäre." So hat er für "Schoden un der Soar sou wie et fre'ier woar" (Schoden an der Saar, so wie es früher war) zahlreiche Fotos und Dokumente zusammengetragen. Die Geschichte minutiös aufgearbeitet hat Klein auch für seine Publikation "Gedenkbuch der Ortsgemeinde Schoden". Darin finden Interessierte die Namen, Fotos und kurze Erläuterungen zu allen im Krieg gefallenen Soldaten aus Schoden. "Dieses Buch lag mir am Herzen wegen der Kollegen, die nicht das Glück hatten, heimzukommen", sagt Klein. Auch ein sehr persönliches Dokument zu diesem schwarzen Kapitel der Geschichte hat Klein verfasst. Mit "Verlorene Zeiten" hat er sein Kriegstagebuch betitelt, das er ursprünglich für seine Enkel herausbringen wollte. Nachdem jedoch auch weitere Personen Interesse angemeldet hatten, hat Klein es 100-mal auflegen lassen. Lediglich zwei Broschüren hat er sich noch gesichert, der Rest ist vergriffen. Mit diesen Publikationen sieht der Jubilar seine Vorhaben in puncto Geschichts-Aufarbeitung umgesetzt: "Mit 80 Jahren, was soll da noch kommen?", fragt er lachend. Höchste Priorität genieße ohnehin seine Familie mit Frau, drei Kindern und Enkeln. "Ich bin Mädchen für alles, packe in unserem Haushalt mit an und stelle meiner Tochter den Gelben Sack raus." Und wo entspannt ein derart vitaler 80-Jähriger am besten? "Am Computer", antwortet er.

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