"Er war ein moderner Heiliger und Märtyrer"

SCHWEICH. Zum 100. Geburtstag Dietrich Bonhoffers hatte das Schweicher Gymnasium zu einer Gedenkfeier eingeladen.

 An den 100. Geburtstag seines Namensgebers erinnerte der Festakt im Schweicher Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium. Dabei spielten und sangen das Da-capo-Orchester und der Ca-capo-Chor. Foto: Hans Michael Engelke

An den 100. Geburtstag seines Namensgebers erinnerte der Festakt im Schweicher Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium. Dabei spielten und sangen das Da-capo-Orchester und der Ca-capo-Chor. Foto: Hans Michael Engelke

"Dietrich Bonhoeffer war ein moderner Heiliger, ein evangelischer Märtyrer. Seine Theologie ist im Kontext der NS-Zeit zu verstehen, und gerade deshalb wurde er so bekannt." In seiner Ansprache beim Festakt zum 100. Geburtstag von Dietrich Bonhoeffer betonte der stellvertretende Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Trier, Jörg Weber, vor Gästen aus Kirche, Politik und Schulen, dass Bonhoeffer lehrte, was er lebte. Der Kirchenkreis zeige Profil mit seiner Schule, dem Schweicher Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (DBG), weil Schüler hier - wie der Namenspatron ihrer Schule - Zweifel, Zerrissenheit und Lebenslust leben dürfen, "dennoch getragen von der Gewissheit und Gelassenheit, von guten Mächten geborgen zu sein". Insofern sei das DBG eine authentische Schule und zu Recht ein Bonhoeffer-Gymnasium, unterstrich Weber, nachdem Schulleiter Heinrich Bentemann und Renate von Schubert, Vorsitzende der Dietrich-Bonhoeffer-Stiftung, die Gäste begrüßt hatten. Im Mittelpunkt des Festaktes stand ein Konzert des Chors und Orchesters der acht Gymnasien der Evangelischen Kirche im Rheinland, seit Sonntag während der Da-capo-Musikwoche in Cochem einstudiert. Begabte und ambitionierte Schüler von der achten bis 13. Klasse treffen sich jährlich zu dieser Musikwoche, um täglich sieben Stunden mit Lehrern ihrer Schulen zu proben und anschließend aufzutreten. So hatten die mehr als 100 Gäste beim Festakt Gelegenheit, einem hochklassigen Sinfonieorchester-Programm zu lauschen. Nach Mozarts Kirchensonate D-Dur überzeugte das Orchester im Psalm 42 von Felix Mendelssohn Bartholdy mit reicher Klangfülle. Hervorragend die Sopranistin Jutta Hotz und Bariton Reinhard Dingel. Die Musiklehrer Helmke Keden, Holger Knöbel, Karlheinz Kost, Manfred Lutter, Julius Voget und Klaus Winkler unter der Organisation von Christiane Kempkes übernahmen im Wechsel die Leitung von Chor und Orchester. Nach Gabriel Faurés Pavane beeindruckte der Elftklässler Tobias Drewelius aus Hilden mit seiner Solovioline in John Williams' "Pieces from Schindler's List", wobei das Oboenspiel von Annette Berkler (13. Klasse) aus Dierdorf herausragte. Höhepunkt des konzertanten Abends war die "Ballade von Zweifel und Zuversicht" nach Texten von Dietrich Bonhoeffer aus seiner Haft im Untersuchungsgefängnis Tegel, vor zehn Jahren vertont von Henning Frederichs. Die Gefängnisatmosphäre, die Enge der Zelle, die Ausweglosigkeit, die Verzweiflung Bonhoeffers, der während seines zweijährigen Martyriums zwischen Hoffen und Verzagen hin- und hergerissen war und wenige Tage vor Kriegsende gehängt wurde, waren greifbar. Eine durch Tonwiederholungen, gedehnte Zwölftonreihe, rhythmisierte Sprache mit Rufen und Geräuschen, instrumentale Klangfelder, die sich vorsichtig an eine Melodie herantasteten, wurden aufgefangen von einem "cantus firmus", der den unerschütterlichem Glauben Bonhoeffers in seinem bekanntesten Gebet ausdrückt: "Von Guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag: Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag." Mit einer Andacht am heutigen Samstag um 10 Uhr in der Synagoge Schweich wird Bonhoeffers gedacht. Interessenten können von 11 bis 13 Uhr das Gymnasium besichtigen.

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