Erst der Schulterblick, dann das Handzeichen

KONZ. Durchdringender Blick, energische Stimme, klare Anweisungen - Polizist Wolfgang Hein hat seine Methoden, Ordnung in den Verkehr zu bringen. Sein Reich ist die Jugendverkehrsschule der Polizeiinspektion Saarburg. Sein Ziel: mehr Sicherheit auf der Straße für Kinder im Grundschulalter.

Nur noch drei Tage sind es bis zur Prüfung, doch etwas nervös ist Ken Britz jetzt schon. "Ich will den Fahrradführerschein auf jeden Fall bekommen", sagt der Neunjährige, gibt Handzeichen und ordnet sich in den Verkehr ein. Das ist gar nicht so einfach, denn um 9 Uhr morgens herrscht reger Betrieb auf den "Straßen" der Konzer Jugendverkehrsschule. 15 Mädchen und Jungen aus der dritten Klasse der Grundschule Pellingen warten bereits seit einer halben Stunde aufgeregt vor dem Gelände, das von asphaltierten Straßen in Miniatur durchzogen wird. Sogar eine echte Ampel-Anlage gibt es. "Erst Schulterblick, dann Handzeichen, und wenn die Straße frei ist, losfahren", ermahnt Wolfgang Hein die Kleinen. Dann macht sich die Gruppe zunächst zu Fuß auf den Weg. "Die Kinder merken sich die Strecke, die sie später fahren sollen, so besser", erklärt der Mann mit der grünen Uniform. Nachdem der Kommissar seine Schützlinge in zwei Gruppen aufgeteilt hat - Radfahrer und Aufpasser - geht es los. 33 Schulklassen mit insgesamt 623 Kindern der Klassenstufen drei und vier aus Grundschulen in den Verbandsgemeinden Saarburg und Konz durchlaufen die Fahrradausbildung der Jugendverkehrsschule in diesem Jahr. Vier Übungseinheiten - zwei in jedem Schuljahr - sind zu bewältigen. Während die Klassenlehrer den theoretischen Teil der Ausbildung in der Schule übernehmen, ist Wolfgang Hein für den praktischen Teil zuständig. Am Ende jeder Übungseinheit steht eine Lernkontrolle. Am Ende der gesamten Ausbildung absolvieren die Mädchen und Jungen eine Art Führerscheinprüfung, bestehend aus einem Fragebogen und einer Fahrprüfung. Wer besteht, erhält einen "Fahrradführerschein". Bis es so weit ist, müssen Ken Britz und die anderen allerdings noch ein paar Runden fahren. Pascal Willems-Theisen gehört zur Gruppe der Aufpasser. Ausgerüstet mit Papier und Stift, steht er an der großen Kreuzung nahe des Eingangs. Er muss seine radelnden Kameraden beobachten und Fehlverhalten notieren. "Einigen bereitet das Radfahren noch Probleme", erklärt Hein. "Die Kinder konzentrieren sich dann so sehr auf ihr Gefährt, dass sie schon mal ein Verkehrsschild oder eine Vorfahrtsregel nicht beachten." Beim bloßen Beobachten als Aufpasser beschränke sich die Aufmerksamkeit auf die Verkehrsregeln. Klassenlehrerin Maike Altenhain fügt hinzu: "Die Kinder können sich nicht alles merken, dafür sind die Verkehrsregeln zu komplex." Dennoch sei das Interesse bei den Schülern groß. Nach etwa einer halben Stunde werden die Rollen getauscht - Fahrer werden Aufpasser, und der Rest schwingt sich für eine weitere halbe Stunde auf die Räder. "Für heute ist es genug", schallt die Stimme des Schutzmannes übers Gelände. Nach einer Stunde lasse die Konzentration deutlich nach, weiß er. Zum Schluss versammeln sich die Schüler um den Ordnungshüter. "Sicher habt ihr gemerkt, dass es nicht einfach ist, die Verkehrsregeln einzuhalten." Zustimmendes Nicken aus der Runde gibt dem Uniformierten Recht. Dennoch scheint sich bei Ken Britz die Nervosität etwas gelegt zu haben. Zwar sind es nur noch drei Tage bis zur Prüfung, doch Ken ist sich bereits jetzt sicher: "Das schaffe ich schon." Lesen Sie morgen in unserer Serie "Trier-Saarburg - ganz nah" einen Bericht über die Straußwirtschaft Reverchon in Konz-Filzen.

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