Erstaunliche Ergebnisse

WITTLICH. (red) Schulstunden ganz anderer Art erlebten 19 Schüler des Cusanus-Gymnasiums während einer Projektwoche im Kreisarchiv Bernkastel-Wittlich. Der Leistungskurs sowie der Grundkurs Geschichte verlegten den Unterricht vom Klassenzimmer ins Kreisarchiv.

Die Idee hatten die Lehrer Jasmin Azizi und Volker Standt. "Ziel dieser Projektwoche ist, Archivarbeit anhand konkreter Forschungsaufträge kennen zu lernen", erklärt Geschichtslehrer Standt. In der Leiterin des Kreisarchivs, Claudia Schmitt, fanden sie eine bereitwillige Kooperationspartnerin. Gemeinsam begaben sie sich auf Themensuche und wurden schnell fündig. "Die Schüler betreiben Forschungen in Themengebieten, die bisher noch nicht abgedeckt wurden", freut sich Schmitt. Trotz der Fülle an bereits vorhandenen Veröffentlichungen zur Kreisgeschichte warten noch immer äußerst spannende Themen im Kreisarchiv auf ihre Entdeckung. So recherchierten zum Beispiel die Schülerinnen Janina Trapp und Lisa Klose über den Handel mit Giften zwischen den Jahren 1898 und 1952. "Das ist so richtig interessant nachzulesen, mit welchen Giften die Menschen früher handelten und welche Genehmigungen sie dafür benötigten", berichten die beiden Nachwuchs-forscherinnen. Doch für diese Erkenntnis mussten sie sich erst einmal durch einen Aktenberg mit Vermerken in Sütterlin-Schrift kämpfen und sich in einer Apotheke über die Gifte informieren. Katharina Irmisch und Christoph Rösler erhielten zu Beginn der Projektwoche eine Akte mit Genehmigungen, Widersprüchen und Bescheiden aus den Jahren 1921 und 1922. Damals wurde eine Steuer für Spielinstrumente in Gastwirtschaften erhoben. Zahlreiche Wirte beschwerten sich daraufhin, weil sie für Instrumente zahlen sollten, die entweder nie in Gebrauch oder kaputt waren, beziehungsweise in Privaträumen standen. Hannah Gorges, Hanna Schumacher und Konstantin Schäfer wiederum untersuchten Akten zu Fundsachen aus den Jahren 1938 bis 1965. Schon damals, so fand die Gruppe heraus, wurden meist alltägliche Sachen wie Brillen, Ringe, Uhren oder Geldbeutel im Fundbüro abgegeben. "Das Seltsamste, was abgegeben wurde, waren ein Sack Zement und vier Bretter", las das Trio in den vergilbten Akten nach. Die Recherchen der weiteren Gruppen führten die Schüler auf die Spuren damaliger Straßenverkehrsverhältnisse, früherer Telegrafie- und Fernsprechanlagen in der Region, der Tierschutzmaßnahmen im 19. und 20. Jahrhundert, von US-Manöverschäden im Amt Morbach oder des Verbots des 1964 als anstößig empfundenen Kinofilms "Das Schweigen". Fündig wurden sie dabei nicht nur in den Beständen des Kreisarchivs, sondern auch in der Heimatbücherei des Landkreises. Besonders im Aktenmaterial aus den Altkreisen Bernkastel und Wittlich, aber auch in lokalen historischen Zeitungsausgaben, alten Amtsblättern und speziellen Publikationen über den Landkreis kamen Informationen zum jeweiligen Thema zutage. Die Ergebnisse ihrer Arbeiten fassten die Schüler in Aufsätzen und Facharbeiten zusammen. Die Projekt begleitenden Lehrer und auch Kreisarchivarin Claudia Schmitt zeigten sich mit den Ergebnissen sehr zufrieden. "In dieser Projektwoche erhielten die Schüler nicht nur Einblicke in die lokale Geschichte, sondern haben auch Techniken für das wissenschaftliche Arbeiten erlernt. Diese Techniken werden sonst erst an der Universität eingeübt", bilanzierte Studienrätin Jasmin Azizi. Claudia Schmitt hofft nun, dass auch sie die Ergebnisse der Projektwoche für die Arbeit des Kreisarchivs nutzen kann: "Vielleicht wird man schon bald Namen der Schüler in kommenden Kreisjahrbüchern als Verfasserinnen beziehungsweise Verfasser lokalhistorischer Artikel lesen können." Interessierte Lehrer, die ein Projekt im Kreisarchiv in Wittlich machen möchten, können sich an Kreisarchivarin Claudia Schmitt, Telefon 06571/96633, E-Mail: claudia.schmitt@bernkastel-wittlich.de wenden.

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