Es hält ein Zug in Nirgendwo

SCHWEICH. Wie lässt sich schlimme Situation am Bahnhof Schweich bessern? Was kann die Stadt unternehmen, damit Bahnreisende nicht von einem Schandfleck begrüßt werden? Erneut befasste sich der Stadtrat mit dem leidigen Anwesen – doch die Aussichten sind nicht rosig. Zunächst soll geprüft werden, was kurzfristig möglich ist.

In wohl kaum einem anderen Punkt sind sich die Schweicher Ratsfraktionen so einig: Am Bahnhof muss dringend etwas geschehen - und dies so schnell wie möglich. Während Autofahrer am südlichen Ortseingang von einem neuen Kreisel mit nachts erleuchtetem Kunstwerk begrüßt werden, glauben die am nördlichen Stadtrand ankommenden Bahnreisenden, ihr Zug sei soeben in der New Yorker Bronx eingelaufen. Seit Jahren gibt es Versuche, die Situation zu verbessern. Dies gilt auch für den Vorplatz und die völlig zerbröselte Zufahrtsstraße, die sich ebenfalls im Bahneigentum befinden. Auf eigene Rechnung die Zufahrt ausgebessert

Schon vor einiger Zeit hatte die Stadt dort die schlimmsten Schlaglöcher aus Sicherheitsgründen auf eigene Kosten beseitigt - eine Beteiligung wurde von der Bahn brüsk zurückgewiesen. Schlecht ergeht es auch den dort ankommenden und abfahrenden Schülern - zahlenmäßig machen sie über die Hälfte der dort täglich verkehrenden Reisenden aus. Die Schüler müssen den Holperweg zur Hauptstraße und zurück zu Fuß zurücklegen, weil die Schulbusse oben vor dem Bahnhof nicht wenden können. Grund: Einen Teil des Bahnhofgeländes hat die Bahn an privat vermietet - nun ist dieser Bereich durch einen Zaun abgetrennt. Was also tun? Um mögliche Wege auszuloten, hatte der Stadtrat zwei Experten zum Referat geladen: Direktor Thomas Geyer vom ZweckverbandSchienenPersonenNahverkehr und die Trierer Bahnhofsmanagerin Iris Hannappel, die auch für Schweich zuständig ist. Experte Geyer ist selbst Schweicher, benutzt täglich den Zug nach Koblenz und kennt daher die Verhältnisse. In einer umfassenden Dokumentation zeichnete er zunächst den traurigen Ist-Zustand auf: Das seit Jahren geschlossene Gebäude mit Güterschuppen, ist rundum mit Graffiti besprüht und dem Verfall ausgesetzt. Von der Benutzung der Fahrradständer wird abgeraten. Da auf dem verlassenen Gelände die "soziale Kontrolle" fehlt, fällt die "Schwundrate" bei den abgestellten Drahteseln entsprechend hoch aus. Ein Kapitel für sich ist Unterführung zum Bahnsteig in Richtung Trier. Eine düstere Betongruft, ebenfalls von Graffiti übersäht. Ihre Treppen stellen für Behinderte ein unüberwindbares Hindernis zum Gegenbahnsteig dar. Geyer: "Hier überlegt sich der Reisende, ob er überhaupt aussteigen soll. Außerdem ist dies das Bild von Schweich, das täglich Tausende im Vorbeifahren von Schweich erhalten."Zu einem ersten Schritt ermutigt

Der Referent ermutigte Stadtvorstand und Ratsmitglieder, nun die Initiative zu ergreifen und den ersten Schritt zu tun, auch wenn der Weg im Zusammenspiel mit Bahn AG und Land lange und beschwerlich sein werde. Zunächst seien die Zuständigkeiten zu prüfen, und ein Rahmenkonzept müsse erstellt werden. Auf dieser Basis lasse sich die Finanzierung klären, bevor man schließlich in die konkrete Planung eintreten könne. Das klang lang und beschwerlich, doch einen kürzeren Weg zur Besserung hatten die Experten nicht zu bieten. Bahnhofsmanagerin Hannappel, in ihrem Bereich für 74 Stationen zuständig: "Entsprechend dem Einnahmenanteil stehen für Schweich jährlich 32 000 Euro zur Verfügung, was nur die notwendigsten Maßnahmen deckt. Ich biete gerne meine Mitarbeit an, aber ich kann keinerlei Zusagen machen." Die anschließende Debatte glich einer erneuten Aufzählung der Unzumutbarkeiten am Bahnhof. Dabei wurde eine Verbesserung des Schulbusbetriebs als vordringlich erachtet. Um wenigstens für kurzfristige Maßnahmen einen Ansatz zu finden, soll ein Planungsbüro mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt werden.

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