"Es hat sich nicht rentiert"

WASSERLIESCH. Die Postagentur an der Hauptstraße in Wasserliesch wird es ab heute nicht mehr geben. Eine "Post-Service-Filiale" mit reduziertem Angebot finden Kunden stattdessen bei "Auto Müller" an der Sabatierstraße.

Die Wasserliescher werden sich ab heute an eine neue Postadresse gewöhnen müssen: Nicht mehr in der Lotto-Annahmestelle von Peter und Irene König an der Hauptstraße, sondern bei Auto Müller an der Sabatierstraße werden sie künftig ihre Päckchen, Briefe und sonstigen Sendungen los. Keine zwei Jahre hat das Ehepaar König die Postagentur am Ortseingang von Wasserliesch betrieben. Dabei konnten die Kunden dort nicht allein ihre Post aufgeben und Briefmarken erwerben. Auch Postbankgeschäfte wie Geld-Einzahlungen, Überweisungen und Konto-Eröffnungen ließen sich dort erledigen. Vertrag vorzeitig gekündigt

"Uns hat das Geschäft durchaus Spaß gemacht. Die Wasserliescher haben die Post-Agentur auch gut angenommen, an Kunden hat es nicht gemangelt", erzählt Peter König dem TV. Dennoch hat das Paar den Vertrag mit der Post AG zum Ende Januar gekündigt. Der Grund: "Uns hat die Postagentur täglich drei Stunden Mehrarbeit gekostet. Das steht in keinem Verhältnis dazu, was unter dem Strich finanziell für uns herauskommt. Es bleibt nämlich nichts übrig", sagt König. Zu Anfang hätten sie sogar noch eine Aushilfskraft für das Postgeschäft eingestellt. König: "Da haben wir erst recht draufgelegt." Ein Grundgehalt und eine Provision bezahle die Post AG für das Zusatzangebot. "Eindeutig zu wenig", meint Peter König, der im Hauptberuf als Zimmermann sein Geld verdient. Statt mit Briefen, Paketen und Briefmarken will das Paar sein Glück nun mit Konserven versuchen. "Wir stellen um auf haltbare Lebensmittel. Damit gehen wir kein Risiko ein", sagt Irene König. Für die Post AG kommt die Schließung offensichtlich nicht überraschend. Heinz-Jürgen Thomeczek, Pressesprecher der Post, erklärt gegenüber dem TV: "Das ist ganz typisch. Die Einzelhändler schauen natürlich, ob sich das Geschäft für sie rentiert." Nachdem das Ehepaar König um eine vorzeitige Auflösung des Vertrags gebeten hatte, der normalerweise erst im Mai ausgelaufen wäre, habe sich die Post sofort um eine Alternative bemüht. Thomeczek: "Es ist natürlich nicht einfach, in einer Gemeinde wie Wasserliesch einen Nachfolger zu finden." Das bestätigt Ortsbürgermeister Herbert Rausch: "Wir haben ja nur noch die Bäckerei und den Lotto-Laden im Ort. Die Post hat überall gesucht, aber keinen weiteren Interessenten neben Auto Müller gefunden." Den alten Standort der Postagentur beurteilt Rausch eindeutig positiver: "Der neue ist im Industriegebiet von Wasserliesch. Die Leute müssen quer durch den Ort. Das ist natürlich nicht die günstigste Lage." Man habe jedoch zumindest erreicht, dass im Ort - gegenüber dem Getränkemarkt an der Hauptstraße - ein Briefkasten angebracht wird. "Ins Industriegebiet fahre ich nicht"

Die Kunden der bisherigen Postagentur sind erwartungsgemäß nicht begeistert von der Schließung. So meint der Wasserliescher Peter Trierweiler: "Bis vor ein paar Jahren hatten wir noch eine richtige Post in Wasserliesch, jetzt müssen wir in eine Filiale im Industriegebiet. Das ist eine ganz schlechte Entwicklung. Immerhin sind wir ein Ort von fast 2400 Einwohnern." Auch Ammi Burg aus Oberbillig ist ganz und gar nicht erfreut über die Änderung. "In Oberbillig haben wir keine Post mehr, deswegen kommen wir ja nach Wasserliesch. Aber wenn ich künftig ins Industriegebiet fahren soll, werde ich die Filiale nicht mehr nutzen. Dann fahre ich lieber nach Konz." Jörg Müller, Inhaber von Auto Müller, blickt dem neuen Post-Angebot in seinen Geschäftsräumen gelassen entgegen: "Die Post hat bei uns angefragt, ob wir eine Service-Filiale im Geschäft einrichten könnten. Jetzt müssen wir mal sehen, ob sich das rentiert." Einen positiven Aspekt gewinnt er der Sache allerdings schon jetzt ab: "Unsere Kunden-Frequenz kann dadurch nur höher werden."

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