Exotische Melodien

KONZ. Kleinkinder erkunden ihre Umwelt, indem sie kräftig auf alles schlagen – und dabei Töne erzeugen. Etwa so ähnlich, aber viel melodischer, geht das Duo "Hands & Sticks" vor: Im Kloster Karthaus bot es mit Marimbas und Trommeln eine sehr unterhaltsame Percussion-Show.

Verwundert hebt der zerstreut wirkende junge Mann, soeben hereingekommen, im Festsaal des Klosters Karthaus seinen Kopf. Im Publikum klatscht ein einzelner Zuschauer. Rhythmisch, clap-dadaram-clap-clap. Langsam fällt Laurent Clement ins Klatschen ein, allerdings in einer Art Kanon leicht versetzt. Sein Kontrapart steht auf, stellt sich ebenfalls vor das Publikum, und nun wird eine Melodie in der anhaltenden Klatscherei deutlich. Clapping-Musik nennt man so etwas. Mit diesen simplen, körpereigenen Grundschlägen begannen Clement und sein Bandkollege Sven Kiefer ihre abwechslungsreiche, quer durch alle Musikrichtungen laufende Percussion-Show mit dem programmatischen Namen "Schlagzeugfieber Teil 2". Mit klangvollen Marimba-Instrumenten erzählen sie die Geschichte der Bandgründung, untermalen temporeiche Schlagzeug-Soli mit Klamauk und binden ein sanftes Händeklatschen der Zuschauer als "Regen" in nachdenkliche Kompositionen ein. Besonders die klavierähnlichen Marimbas sind das Steckenpferd der beiden Profi-Musiker: Asiatisch-afrikanischen Ursprungs, ist das Spielen auf den Plättchen in weiten Teilen der Welt fester Bestandteil der Folkloremusik. Wer bei einem Xylophon nur an Kinderspielerei denkt, hat noch keine Marimba gehört. Beim Stück "Toccata" demonstrieren die auch als Dozenten tätigen Musiker die Möglichkeiten der Marimba: Mit jeweils zwei Sticks an jeder Hand, abwechselnd eingesetzt durch leichte Kippbewegungen, jagen Clement und Kiefer über ihre Marimbaklaviaturen. Ruhig beginnend, geht das Stück über in einen temperamentvollen Tango, die hell klingenden Metallplättchen von Clements Vibraphon werden durch kraftvolle Basstöne aus Kiefers Marimba variiert. Als der letzte Ton verklungen ist, senkt Kiefer seine Stöcke und atmet tief aus. Auch mit Watte ummantelte Spielstöcke erfordern Kraft und Konzentration. "Hands & Sticks" nennt sich das im März 2004 gegründete Duo. Der Name ist Programm. Clement: "Ich wollte schon als Kind Schlagzeug spielen." Dass sie das mit Witz untermalen können, beweisen die beiden bei "Snap Shot". Wie entfesselt schlagen sie auf dicke Trommeln ein, oben an der Decke scheinen die Kronleuchter zu wackeln. Doch dann wandern die Sticks die Trommelwände her-ab, an den Notenständern herunter und über den Parkettboden. Man begegnet sich, es geht die Wände hoch, am Fenster vorbei und endet - bei den Marimbas. Unaufhörlich und konstant. Da passt es, dass Kiefer anschließend als Spiegelbild von Clement fungiert, dessen Bewegungen und Trommelschläge virtuos nachvollzieht und beide um die Trommeln jagen, als gelte es, den Regengott zu beschwören. Die Zuschauer waren jedenfalls begeistert: Von "Ist was anderes" bis zu "außergewöhnlich" reicht die Palette an Aussagen. "Es ist was fürs Auge", meint einer. "Schlagzeugfieber" im Kloster Karthaus soll nach Angaben der Konzer Kulturbeauftragten Marita Souville im nächsten Jahr wieder stattfinden.

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