Für die Kleinen die Schulbank drücken

Den umfangreichen Themenkomplex "Familie" hat sich nicht allein "die große Politik" auf die Fahnen geschrieben. Auch "im Kleinen" wird an familienfreundlichen Angeboten gearbeitet. Die Tagesmütterbörse der Verbandsgemeinde (VG) Saarburg ist ein Beispiel dafür.

Drei Vormittage die Woche, und manchmal auch an Samstagen, drücken 13 Frauen aus Saarburg und Umgebung seit Februar die "Schulbank" in der beschaulichen Burgstadt. Dabei steht nicht das Erlernen einer Fremdsprache, exotischer Gerichte oder spezieller Computerprogramme auf dem Lehrplan. Die Frauen, die dieses bei der Volkshochschule (VHS) Saarburg angesiedelte Weiterbildungsprogramm wahrnehmen und dazu mehrmals in der Woche ins Saarburger Amüseum kommen, haben ein Ziel: Sie wollen den bestmöglichen Umgang mit kleinen Kindern erlernen, um nach dem Ende der Qualifizierung als Tagesmütter arbeiten zu können. Dabei sind die meisten von ihnen längst selber Mütter, einige haben beruflich mit Kindern zu tun. Dennoch sind sie auf den Zug aufgesprungen, der durch das "Gesetz zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe" im Oktober 2005 ins Rollen gekommen ist. "Seitdem ist eine Qualifizierung für Tagesmütter vorgeschrieben, die mit der Pflegeerlaubnis des Jugendamtes Kinder betreuen möchten", erklärt Karin Weimann, zuständig für die Tagesmütterbörse bei der VG Saarburg. "Davon betroffen sind alle, die auch nur ein Tageskind an mehr als 15 Stunden in der Woche und über mindestens drei Monate gegen Bezahlung betreuen." 160 Stunden sind in der Qualifizierungsvorschrift festgeschrieben. Das Curriculum hat das Deutsche Jugend-Institut erstellt. So behandeln die Frauen in der Ausbildung Themen wie "Grundlagen der Tagespflege", "Spielpädagogik", "Ernährungslehre", "Entwicklungspsychologie" oder "Gesundheitslehre".Sehr breit gefächertes Spektrum

Ein Spektrum, das nach Ansicht von Diplom-Pädagogin Jeanette Kohl, die neben anderen Dozenten die Qualifizierung für die VHS in Saarburg im Auftrag des Kreisjugendamtes macht, "sehr breit gefächert ist". "Die Themen sind gut. Allerdings fehlt für einige praktische Teile die Zeit", sagt sie.Das bestätigen die Kurs-Teilnehmerinnen, die sich unisono etwa beim Thema Ernährung einen breiteren Praxisteil wünschen. "Eine Vorführung oder auch eine Hospitation bei anderen Tagesmüttern wäre sehr sinnvoll für uns", sagt Kursteilnehmerin Inge Haferlach aus Schömerich (VG Kell am See). Den hohen Lerneffekt hingegen betonen alle 13 Frauen. So meint Ingrid Schons aus Trier: "Wir lernen sehr, sehr viel bei dieser Qualifizierung. Und zwar in allen Bereichen. Obwohl ich selbst schon große Kinder habe und an einer Grundschule in der Ganztagsbetreuung tätig bin, sehe ich Kinder durch diese Weiterbildung anders."Einig sind sich die Teilnehmerinnen, dass sich am Image der Tagesmütter einiges ändern muss. "Dass Tagesmütter bislang keinen hohen Stellenwert genießen, zeigt sich nicht zuletzt an der Bezahlung. 3,19 Euro ist der Richtwert, der vom Jugendamt als Stundenlohn angegeben wird. In Zeiten der Diskussionen um einen gesetzlichen Mindestlohn spricht dieser Preis für sich", sagt Inge Haferlach. Gleichwohl wollen alle nach Abschluss der Qualifizierung im Sommer als Tagesmütter arbeiten - so wie weitere 18 Tagesmütter, die die Börse der VG Saarburg derzeit auf Wunsch vermittelt. Am Bedarf und der Sinnhaftigkeit der Börse zweifelt kein Verantwortlicher der VG. "Der Bedarf ist nicht nur da, sondern steigt klar erkennbar an", sagt Leo Lauer, Bürgermeister der VG. Die Saarburger VHS-Leiterin Anette Barth meint: "Gerade im ländlichen Raum ist eine solche Börse enorm wichtig, weil es nicht in jeder Gemeinde eine Krabbelgruppe oder Kita gibt."Und so ist eine nächste Qualifizierung, die die Teilnehmer 100 Euro kostet, an der VHS Saarburg nach Auskunft Barths für den Herbst vorgesehen. Nähere Informationen bei der VHS Saarburg, Telefon 06581/996656. Die Tagesmütterbörse ist montags bis freitags von 8.30 bis 12 Uhr mit Karin Weimann erreichbar unter 06581/81-258.

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