Fackelzug im Morgengrauen

KONZ. Jeden Morgen und jeden Mittag wiederholt sich das Spiel: Zusätzlich zu den Bussen fahren zahlreiche Autos in die Zugangsstraße zum Schulzentrum Konz und laden die Kinder dort ab. Reichen die Schulbusse nicht aus?

Wenn der Morgen graut am Schulzentrum in Konz, dann findet dort regelmäßig ein Fackelzug der Rücklichter statt. Reihenweise fahren die Eltern per Auto in die Zugangsstraße ein, halten, laden die Kinder ab und starten wieder. Das vollzieht sich in der Regel reibungslos. Warum sie für den Schulweg nicht die Busse benutzen, bleibt trotzdem offen. "Die Kinder haben gebettelt", sagt ein Elternteil auf die Frage, warum zwei Schülerinnen von Haustür zu Schultor gefahren werden. Eine Mutter bringt die angeblich übervollen Busse ins Gespräch. "Dort werden die Kinder eingequetscht. Meine schicke ich da nicht hinein". Autoschlange eine Gefahr für die Schüler

Kritik an übervollen Bussen stößt bei den Offiziellen wiederum auf Unverständnis. Die Zahl der Schüler, die zur Schule befördert werden müssen, werde Jahr für Jahr ermittelt und der zuständigen Stelle der Kreisverwaltung weitergegeben, erklärt Gymnasialdirektor Franz-Josef Nospers, macht aber zugleich deutlich, dass ein Anspruch auf einen Sitzplatz im Bus nicht bestehe und bedenkt im Übrigen die autotransportierenden Eltern mit milder Kritik. Die Autoschlange an der Schule sei auch eine Gefahr für die Schüler, vor allem wenn Eltern "unvorschriftsmäßig" anhielten. Kerstin Röhlich-Pause, Schulelternsprecherin am Konzer Gymnasium, wurde bisher mit dem Thema nicht konfrontiert. "Bisher ist nichts in dieser Sache an mich herangetragen worden", erklärt sie. Martin Böckel, in der Kreisverwaltung Trier-Saarburg zuständig für den Schülertransport, betont, dass der Kreis alles in seiner Macht Stehende unternehme, um die Belastungen und Gefahren für die Schüler so gering wie möglich zu halten. Allerdings seien die Landeszuweisungen auf dem Stand von 1979/80 eingefroren worden. Mit anderen Wort: Es ist kein Geld da für großzügige Beförderungsregelungen. Eine Stichprobe an Ort und Stelle zeigt: Im Durchschnitt reichen die Busse aus, allerdings sind Angebot und Nachfrage ungleich verteilt. Während einige Schüler in halb leeren Fahrzeugen transportiert werden, müssen sich andere im Fahrzeug drängeln. Kein Wunder, wenn manch Sensiblem die Lust am öffentlichen Nahverkehr vergeht. Ein weiteres Problem betrifft vor allem das Wohngebiet Roscheid. Während die Grundschulkinder vom öffentlichen Nahverkehr täglich zur Schule St. Johann in Karthaus und zurück transportiert werden, steht den Schülern des Schulzentrums keine öffentliche Fahrgelegenheit zur Verfügung. Sie müssen erst die Straße entlang und dann die große Treppe herunter zur Schule pilgern - und selbstverständlich auch wieder zurück. Auch für die weiter entfernten Neubauten des Gebiets wird es keine Schulbus-Anbindung zum Schulzentrum geben. "Wir haben genau nachgemessen", heißt es aus der Kreisverwaltung. Alle Häuser liegen in der Vier-Kilometer-Zone, in der ein Schulweg zu Fuß als zumutbar gilt. Dass vier Kilometer in der Ebene etwas anderes sind als vier Kilometer Treppensteigen, spielt dabei keine entscheidende Rolle.Selbsthilfe im Stadtteil Roscheid

Im Höhenstadtteil haben die Eltern darum schon vor Jahren zur Selbsthilfe gegriffen. Um den Kindern einen Teil des beschwerlichen Weges zu ersparen, taten sie sich zu Fahrgemeinschaften zusammen, die morgens und mittags zur Straße "Am Sprung" fahren. Dadurch werden zwar auch Autos in Bewegung gesetzt, aber immerhin mit jeweils zwei oder drei Schülern. Und diese Autos bleiben dem Fackelzug fern, der werktäglich am Schulzentrum vorbeizieht - und wohl auch in Zukunft vorbeiziehen wird.

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