"Fahren wir lieber in den Süden"

MERTESDORF. Während Hoteliers und Biergartenbetreiber über starke Umsatzeinbußen klagen, freuen sich die Ruwer-Winzer über den Regen. Auch aus dem Freibad Mertesdorf kommen bisher keine Klagen - doch dies ist nur scheinbar paradox.

"Schon beim Buchen sind die Touristen vorsichtig", hat Benni Kündgen, Betreiber des Hotels Karlsmühle bei Mertesdorf, im Juni und Juli beobachtet. "Wir bleiben einen Tag, mal schauen, wie das Wetter wird", bekommt die Dame an der Rezeption häufig zu hören. Angesichts dunkler Wolken und stetig niederpasselnder Tropfen packten in den vergangenen Wochen etliche Urlaubgäste vorzeitig die Koffer und brachen in wärmere Gefilde auf. Motto: "Dann fahren wir lieber in den Süden." Auch die 120 Stühle fassende Terrasse der idyllisch gelegenen Karlsmühle ist meist wie leergefegt. Benni Kündgen beklagt dreißig Prozent Umsatzverlust in den letzten beiden Monaten.Die Reben brauchten das Wasser

"Meine Kollegen erleben zurzeit das Gleiche. Aber dafür hatten wir im letzten Sommer Sonne für zwei", so der Gastronom. Winzer Peter Geiben aus Mertesdorf sieht das anders. Er gewinnt dem verregneten Sommer durchweg Sonnenseiten ab, denn den Regen hätten die Rebstöcke nach dem trockenen Vorjahr mehr als dringend gebraucht. Geiben ist optimistisch und vertraut den positiven Wetterprognosen für die nächsten Tage, in denen von sommerlichen Temperaturen die Rede ist. Nun reiche es mit Güssen von oben, sagt der Winzer. Weiterhin nass-kaltes Wetter würde bedeuten, dass in diesem Jahr mit einem mäßigen Wein-Jahrgang zu rechnen sei. "Ich bin aber sicher, es wendet sich alles zum Guten", setzt Geiben auf einen wohl gesonnenen Petrus. Auch Alwin Naumes, Landwirt aus Morscheid, ist noch positiv gestimmt: "Das Regenwetter kam der Heuernte sehr zugute." Er spricht von einem optimalen Ertrag. Doch bei anhaltend schlechtem Wetter bestehe die Gefahr, dass das Getreide auswachse und sich unliebsame Sprossen auf den Halmen bildeten. Strahlende Gesichter gibt es ausgerechnet im Freibad Ruwertal - doch das ist nur scheinbar paradox. "Was Besseres hätte uns nicht passieren können, denn wegen der Sanierungsarbeiten haben wir bekanntlich noch geschlossen", sagt Bademeister Dietmar Theis. Und sein Kollege Hans-Josef Scheuer ergänzt: "Nur ganze vier Badetage mit Temperaturen über 25 Grad sind unserem Freibad bisher durch die Lappen gegangen." Auch in den nächsten vierzehn Tagen muss sich das Bademeister-Trio noch keine Sorgen über aufziehende Wolken und wegbleibende Gäste machen, denn so lange laufen noch die Sanierungsarbeiten. Die Kinder im Ruwertal nehmen das Regenwetter mal gelassen, mal ungeduldig hin. "Regen, na und, dann ziehe ich eben eine Regenjacke an", sagt Jana (8). Freundin Sina (9) hingegen kann es kaum erwarten, endlich mal im Freibad zu planschen und sich die Sonne auf dem Bauch scheinen zu lassen. "Fragen sie bloß nicht mich", sagt eine Frau, schätzungsweise vierzig Jahre alt. "Mir drückt das trübe Wetter langsam auf's Gemüt."Morgen: Was meinen Leser und TV -Maskottchen Lucky zur Familienfreundlichkeit von Lorscheid?

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