Fairer Handel im Meulenwald

FÖHREN. Eigentlich sieht man sie nur in größeren Städten, in Straßenvierteln mit alternativen Läden und dort, wo Studenten, Intellektuelle und Öko-Freaks zum Stadtbild gehören: "Eine-Welt-Läden". In der Hauptstraße 15 in Föhren gibt es auch einen.

Etwas gegen die Benachteiligung der Dritten Welt auf dem Weltmarkt tun, für sozialverträgliche Arbeitsbedingungen und gerechte Entlohnung in armen Ländern sorgen, soziale und ökologische Belange beim Einkauf von Produkten berücksichtigen - das sind hehre Ziele für eine Gemeinschaft von Leuten am Rande des Meulenwalds.Vor 20 Jahren gegründet

"Aber warum nicht auch in Föhren etwas gegen die Ungleichheit zwischen Arm und Reich auf der Welt aktiv tun?", dachten sich ein paar Föhrener vor über 20 Jahren. Aus einer aktiven Jugend- und Pfadfinderarbeit ging die "Aktion 3 Prozent" hervor. Ungefähr 45 Leute zwackten von ihrem Einkommen seit dem Jahr 1981 drei Prozent als Selbstbesteuerung ab, um das Geld gezielt in Projekte in Afrika und Lateinamerika zu stecken - seitdem sind 175 000 Euro von Mitgliedern der "Aktion 3 Prozent" und Spendern in die Dritte Welt investiert worden. "Uns war klar, dass es notwendig ist, Geld an Menschen in der Dritten Welt zu spenden. Aber eigentlich sollen sie in Brot und Arbeit kommen", erläutert Lorenz Müller von der "Aktion 3 Prozent" die Entwicklung des Eine-Welt-Ladens. So kam man darauf, Produkte aus fairem Handel zu verkaufen, wo bestimmte soziale und ökologische Standards eingehalten werden. Die Anfänge waren denkbar rudimentär: Aus einem Schrank wurden die klassischen Gepa-Produkte (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt) wie Honig, Kaffee, Tee bei Pfarrfesten oder nach der Messe verkauft. "Am Anfang kauften am meisten wir selbst ein", erinnert sich ein Vorstandsmitglied schmunzelnd. Und Müller ergänzt lachend: "Die Gepa hat sich gewundert, dass man in einem Dorf so viel Wein trinken kann." Ein harter Kern von 15 Leuten, die noch heute mit dabei sind, sorgte dafür, dass schließlich ein richtiger Eine-Welt-Laden in der Föhrener Butzengasse entstand. Möglich wurde das, weil Föhrener Bürger "Ladenaktien" kauften und so den finanziellen Grundstock für den Warenankauf bildeten. Der Laden lief gut, wechselte den Standort - seit kurzem ist er verkehrsgünstig in der Hauptstraße 15 eingerichtet. Ein erweitertes Sortiment mit Kunsthandwerk und Grundnahrungsmittel wie Reis und Bohnen, Öl, Süßigkeiten, Gewürzen zählen ebenso wie umweltfreundliche Blumenerde aus Kokosfasern, Textilien, getrockneten Mangos, Schreib- und Bastelutensilien oder Quinua und Schokoriegel zu dem umfangreichen Angebot aus fairem Handel.Neuer Standort bringt Umsatz-Plus

Der harte Betreuer-Kern aus den friedensbewegten Zeiten - darunter auch ältere Frauen - sorgt dafür, dass von Mittwochs- bis Freitagsnachmittags und Samstagvormittags der Laden geöffnet ist. "Wir haben am neuen Standort deutlich mehr Umsatz", freut sich Müller über die neue Toplage und mehr Laufkundschaft an Föhrens Durchgangsstraße, was letztendlich der Dritten Welt zu Gute kommt. Zukünftig sollen die Ladenöffnungszeiten erweitert werden, wenn weitere ehrenamtliche Betreuer mit einsteigen. Geplant sind auch Vortragsveranstaltungen. Und mit dem Fair-Mobil, einem mit Verkaufsprodukten vollgepackten Anhänger, plant das Föhrener Team demnächst die Teilnahme bei Festen.

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