Fakt oder Fantasie

LONGUICH. Fakt oder Fiktion? Die Frage blieb in manchen Punkten offen, als Jürgen Wichmann im Weingut Schlöder-Thielen aus seinem Buch "Der verlorene Sohn" las. Der Autor und ehemalige Leiter der Katholischen Akademie in Trier beschreibt darin das wechselvolle Leben eines Sohns von Adolf Hitler – den es nach seinen Kenntnissen durchaus gegeben haben könnte.

 Jürgen Wichmann las aus seinem Buch "Der verlorene Sohn" in Longuich. Foto: Gabriela Böhm

Jürgen Wichmann las aus seinem Buch "Der verlorene Sohn" in Longuich. Foto: Gabriela Böhm

Fakt, Fiktion, Wahrheit oder Fantasie? Die Fragen fielen immer wieder im Laufe der mehrstündigen Lesung in der Alten Burg in Longuich - und blieben teilweise unbeantwortet. Sie sei "sowas von neugierig", sagte eine Besucherin vor der Veranstaltung. "Ich möchte wissen, was Wahrheit ist und was der Fantasie des Autos entspringt." Zweiundeinhalb Jahre recherchierte Jürgen Wichmann (Foto: Gabriela Böhm), früherer Leiter des Robert-Schumann-Hauses in Trier, für sein fünftes Buch. Eine detailgetreue Darstellung der Orte, in denen der Roman spielt, sei ihm von Lesern bescheinigt worden. Genauso wie seine aufwändige Suche nach Informationen über die familiären Verhältnisse von Hitler, dessen persönliche Umgebung und historische Begebenheiten. Unter anderem lieferten Pressearchive die nötigen Informationen. Und manchmal auch der Zufall: Zum Beispiel als er dringend auf Auskünfte amerikanischer Archive wartete - und überraschend in der "Ramsch-Ecke" einer Trierer Buchhandlung fündig wurde. "Das waren genau die Informationen, die ich suchte, allerdings waren die schon übersetzt", sagt der 76-Jährige schmunzelnd. Das Wissen, das Wichmann im Laufe seiner Recherche für das Buch gesammelt hat, kommt insbesondere zu Beginn des 229 Seiten starken Werks zum Vorschein. Hier besucht Addi Hitler die Schwester von Adolf Hitler, Paula Hitler. Nach diesem Passus, aus dem Wichmann während seiner Lesung zitierte, kommt Dynamik in die Geschichte, die den Leser mit vielen Überraschungen auf eine Reise quer durch Europa mitnimmt. Hitlers Sohn, "Addi" Adolf Alois Hitler, gab es nach Wichmanns Informationen tatsächlich. Er habe das Grab gefunden, schweige aber bewusst - aus Sorge, dass eine Wallfahrtsstätte daraus entstehen könnte, sagte Wichmann. Im Roman wird das Grab in "X-Dorf bei Berlin" beschrieben. Addi kommt in Wichmanns Roman als Jugendlicher von Österreich in die Schweiz, Geheimdienste jagen und benutzen ihn sein ganzes Leben lang. Schauplätze sind Mondorf in Luxemburg, Irland und Israel sowie Berlin. Das Buch endet nachdenklich. Der Wohnort und die Identität von Addi Hitler werden bekannt und die Familie muss flüchten. "Sehr aufschlussreich", sei der Abend gewesen, meinte die eingangs erwähnte Besucherin am Ende der Lesung. Sie habe viel Neues erfahren.

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