Familie steht an erster Stelle

KIRF. "Ich wollte etwas bewegen", sagt Nikolaus Pauly über sein Leben. Das ist nicht nur bewegt, sondern auch lang. Die Familie habe dabei immer an erster Stelle gestanden. Heute feiert der langjährige Ortsbürgermeister von Kirf seinen 90. Geburtstag.

Die Tage verbringt Nikolaus Pauly in aller Ruhe. Schon für das Aufstehen lasse er sich Zeit, denn Zeit habe er schließlich genug, meint der Jubilar. Dann und wann schalte er den Fernseher ein - "hauptsächlich wegen der Nachrichten". Zwar sei er keine Leseratte, aber die Lektüre der Zeitung bilde einen festen Bestandteil seines täglichen Programms. Auf dem Tisch vor ihm liegt ausgebreitet der Trierische Volksfreund , obenauf der Lokalteil. "Man muss sich schließlich auf dem Laufenden halten", so Pauly, der lange Zeit selbst im Licht der Öffentlichkeit stand.Engagiert im öffentlichen Leben

20 Jahre lang war Nikolaus Pauly Ortsbürgermeister der Gemeinde Kirf (1969-1989) und ebenso lange Mitglied im Verbandsgemeinderat Saarburg (1974-1994), wo er während vier Jahren das Amt des dritten Beigeordneten bekleidete. In den 60er Jahren wirkte er als Schöffe beim Amtsgericht Trier und ist Mitbegründer der Sportvereine Kirf und DJK Merzkirchen. Beruflich war Pauly als Friseur in Kirf tätig. Nachdem Sohn Horst 1962 das Geschäft übernommen hatte, leitete er bis zum Ruhestand 15 Jahre lang die damalige Raiffeisenkasse des Ortes. Auf die Frage, ob bei all dem noch Zeit für die Familie geblieben sei, kommt prompt die Antwort: "Die stand für mich immer an erster Stelle." Augenzwinkernd meint Schwiegertochter Sieglinde: "Wirklich immer?" Der Schwiegervater relativiert, es habe natürlich Ausnahmen gegeben. Das Leben des rüstigen 90-Jährigen begann am 27. Oktober 1914 in Südlingen, einem heutigen Ortsteil von Merzkirchen. Nach der Volksschule lernte er das Friseurhandwerk. Mit 19 Jahren führte er seinen ersten Laden, den er von einem Kirfer Friseur übernommen hatte. 1935 heiratete er seine Frau Elisabeth, vier Jahre später kam Horst, das einzige Kind der Paulys, zur Welt. Das Glück der jungen Familie währte nicht lange. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges erhielt auch der frisch gebackene Vater die Einberufung zum Militärdienst. Eine Verwundung im Jahr 1942 war Grund einer Gehbehinderung, worunter er bist heute leidet. 1946 konnte er nach der Entlassung aus Kriegsgefangenschaft seine Familie wieder in die Arme schließen. Nikolaus Pauly lebt heute im Haushalt seines Sohnes. Manchmal bekommt er Besuch von den drei Enkelkindern und sechs Urenkeln. "Ab und zu braucht man eben ein bisschen Gespräch." Nach dem Tod von Ehefrau Elisabeth vor 23 Jahren sei es nämlich etwas ruhiger geworden.Weise Einsicht: Kein Auto mehr

Das "letzte einschneidende Erlebnis" hatte er vor rund zwei Jahren. Nach einem Autounfall mit Totalschaden wollte er sich einen neuen fahrbaren Untersatz anschaffen. Seine Familie riet ihm wegen des Alters davon ab. Auch er selbst sei schließlich zu der Einsicht gelangt, den Autoschlüssel besser in der Schublade zu lassen. Seither beschränkt sich der geistig immer noch hellwache 90-Jährige auf körperliche Bewegung. Dienstags könne kommen, was wolle, da nehme er seine Turnschuhe aus dem Schrank und lasse sich nach Saarburg bringen, wo seine vier Kegelbrüder warten. Überhaupt sei körperliche Aktivität wichtig, sie sei allerdings kein Rezept zum alt werden. "Was mich bisher gesund gehalten hat, ist vielleicht, dass ich so gut wie keine Medizin nehme", schmunzelt Pauly.

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