Feuer und Flamme für die Narrenzeit

KASEL. Die "Närrischen Zwölf" sind eine Gruppe von Kaseler Frauen, die jedes Jahr bei Sessionsbeginn zur Hochform aufläuft. Sie lieben das närrische Treiben, doch sie gehören weder einem Karnevalsverein an noch haben sie etwas mit Hoheiten oder Garden zu tun.

"Am 11. 11. setzen wir uns das Hütchen auf und feiern den Start in die neue Session", ist aus den Reihen der Damen zu hören. Dies bedeutet aber nicht, dass sie am Aschermittwoch wieder in einen Tiefschlaf versinken. Denn die Frauenriege, die aus der Gymnastikgruppe entstanden ist, bleibt über das gesamte Jahr im Ort aktiv. Die treibende Kraft in der Gruppe ist Jutta Schulz. Sie war schon 1981 bei der Gründung dabei und hält seitdem die Zügel. "Die Jutta lenkt uns, gibt Gas und bremst, wenn es erforderlich ist", sagen die anderen.Das Zepter in die Hand genommen

Als 1983 das Bürgerhaus bezugsfertig wurde, gab dies den Aktivitäten weiteren Auftrieb: Die Frauen erweckten den in Kasel "eingeschlafenen" Karneval wieder zum Leben. Dabei nahmen sie das Zepter selbst in die Hand und regierten zumindest an Weiberfastnacht bis tief in die Nacht. Im Gespräch mit dem TV hat Jutta Schulz zahlreiche Fotoalben auf dem Tisch liegen. Sie blättert darin und erzählt immer wieder neue Anekdoten von den verschiedensten Aktionen und Veranstaltungen. Gerne erinnert sie sich an die vergangenen Zeiten. "Ohne Geld und andere Mittel, nur mit unserem eigenen Mut und dem Willen, etwas Neues auf die Beine zu stellen, planten wir die Veranstaltungen und luden dazu mit großem Erfolg die Bevölkerung ein", erzählt sie. Um die Kosten möglichst niedrig zu halten, kümmerten sie sich selbst um die Dekoration, gestalteten das Programm, bedienten die Gäste und putzten anschließend das Gemeindehaus. Schulz: "Bei der Arbeit konnten wir uns aber auf unsere Männer verlassen. Ohne sie wäre das alles nicht möglich gewesen." In einem Album stößt Schulz auf Bilder mit dem verstorbenen Ortsbürgermeister Klaus Longen und Landrat Richard Groß. "Klaus war uns gut gesonnen und der Landrat war und ist unser größter Fan", stellt Schulz fest. Von der ersten Veranstaltung bis heute hat er sie regelmäßig besucht, ist selbst in die Bütt gestiegen und hat spontan für gute Stimmung gesorgt. Die Zahl der mitwirkenden Damen variierte im Lauf der Jahre ständig. Geändert haben sich aber auch die Aktivitäten. Im Jahr 1994 beendeten sie offiziell ihre Veranstaltungen an Weiberfastnacht. Passend flogen sie als Hexen verkleidet auf den Blocksberg. Doch ihre Mitwirkung an den Fastnachtsumzügen ist geblieben. So tauchen sie regelmäßig beim Straßenkarneval in Waldrach, Kasel und Trier auf. Durch ihre gekonnt geschneiderten Kostüme und die originelle Maske fallen sie seit Jahren stets aus dem üblichen "Fastnachtsrahmen". Ganz klar, dass sich im Lauf der Jahre in den Schränken der Gründungsmitglieder viele Raritäten angesammelt haben. In der vergangenen Session verwandelten sich die "Närrischen Zwölf" in einen "Scheiterhaufen". Mit ihren Kostümen stellten sie, passend zur Landesgartenschau in Trier, das "Feuer" dar. Ein großes Geheimnis hüten sie bis zum ersten Fastnachtsumzug der Session. Schulz: "Niemand erfährt, mit welchem Kostüm wir bei den Umzügen auftauchen werden. Noch nicht einmal unsere Männer." Premiere haben die noch unbekannten Kostüme 2005 am 6. Februar beim närrischen Umzug in Waldrach.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort