Filmreifer Sprint endet auf dem Zaunpfosten

SAARBURG-NIEDERLEUKEN/NITTEL. Nicht einen, sondern gleich mehrere Schutzengel hatte die 83-jährige Hedwig Dostert bei einem Autounfall am Dienstag in Niederleuken. Nach einem missglückten Wendemanöver raste sie auf einen Abhang zu und blieb mit ihrem Wagen an einem Zaunpfosten hängen. Ein Anwohner, der Feuerwehrmann ist, rettete die Frau vor dem Sturz in die Tiefe (TV vom 15. Februar).

Hedwig Dostert scheint hart im Nehmen zu sein. Als sich der Trierische Volksfreund am Dienstag, wenige Stunden nach ihrem spektakulären Unfall, telefonisch bei ihr meldet, wirkt sie schon wieder recht gefasst. "Ich habe 100 Schutzengel gehabt. Das war wirklich mehr als Glück", sagt die Frau. Führerschein seit 64 Jahren

Zu verstehen scheint sie das Ganze immer noch nicht so ganz. "Ich fahre doch jede Woche in die Burgstraße und besuche dort eine Klein-Cousine", sagt sie. Seit 64 Jahren habe sie den Führerschein und fahre immer vorsichtig. Trotzdem passierte der Nittelerin am Dienstagmorgen in der Burgstraße im Saarburger Stadtteil Niederleuken ein spektakulärer Unfall. Am Wendehammer, am Ende der Burgstraße, drehte sie mit ihrem Mercedes der C-Klasse gegen 10 Uhr morgens. Was dann geschah, könne sich die 83-Jährige nach wie vor nicht erklären. Jedenfalls raste sie mit dem Wagen quer über die Straße und über ein unbebautes, wild bewachsenes Eckgrundstück, überfuhr dort zwei schmale Bäume, machte einen gewaltigen Satz über einen Abhang hinüber und landete schließlich mit dem Fahrzeug auf einem herausragenden Zaunpfosten auf dem Nachbargrundstück. Unter ihr ging es nach Polizeischätzung etwa acht Meter in die Tiefe. "Ich habe mich geduckt und gedacht, ,gleich ist es vorbei'", erzählt Hedwig Dostert. Derart auf dem Zaunpfosten "aufgespießt", habe sie zunächst den Motor wieder gestartet und gehupt. Daraufhin eilten zwei Nachbarinnen aus den Häusern. "Die standen aber noch völlig verdutzt herum, als ich an der Unfallstelle eintraf", erzählt Stephan Klang. Stephan Klang entpuppt sich in dieser Situation als "rettender Engel". Gemeinsam mit seiner Frau wohnt er in einem Haus in der Parallelstraße zur Burgstraße und schaut unmittelbar auf das Grundstück, auf dem sich der Unfall ereignete. "Meine Frau arbeitete im Garten und hat mich verständigt, dass da etwas passiert sein muss. Sie hat den Wagen quer hängen sehen", berichtet Klang. Glücklicher Zufall in dieser unglücklichen Situation: Stephan Klang ist aktiver Feuerwehrmann beim Saarburger Löschzug Mitte. Er hat an diesem Tag frei und ist deshalb zu Hause. So zögert der 37-Jährige keine Minute, fährt zur Unfallstelle und macht sich ein Bild vom Geschehen. "Das war äußerst heikel, weil der Wagen auf dem Pfosten kippelte", erzählt Klang, der partout kein Foto von sich in der Zeitung sehen möchte. "Die Frau saß aufrecht hinter dem Steuer und hatte Angst, sich zu bewegen. Ich habe sie dann über die rechte Beifahrertür herausgezogen." ",Ihr denkt bestimmt, ich wäre besoffen', war das Erste, was sie gesagt hat", erzählt Anwohnerin Hannelore Kettern. "Und um den Zaun hat sie sich Sorgen gemacht. Sie schien aber unverletzt zu sein." Das hat schließlich auch die Untersuchung im Krankenhaus ergeben, in das sie vorsorglich gebracht wurde. "Ich habe nichts abbekommen, und auch mit meinem Herzschrittmacher ist alles in Ordnung", erzählt Dostert später dem TV. Ganz so unbeschadet hat ihr Mercedes das Manöver nicht überstanden. Über eine Seilwinde hat die Feuerwehr das Auto mit einem Spezialfahrzeug nach oben gezogen. Auf rund 10 000 Euro schätzt die Polizei Saarburg den Schaden am Fahrzeug. "Er hat mein Leben gerettet"

Das allerdings sei bereits in der Werkstatt, berichtet Hedwig Dostert, denn: "Ich brauche mein Auto und fahre auf jeden Fall wieder. Auch wenn sich die Leute im Ort darüber lustig machen." Dem Feuerwehrmann Stephan Klang und den übrigen Helfern der Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes gilt ihre höchste Anerkennung: "Die Männer waren alle so nett. Und dieser Herr, der mich aus dem Auto gezogen hat, hat mein Leben gerettet. Ich werde mich bei ihm noch revanchieren." Für ihr außergewöhnliches Glück ist die 83-Jährige dankbar und hat dafür eine schlüssige Erklärung: "Der Herrgott wollte mich einfach noch nicht haben."

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