Fisch und Maskenmann

SAARBURG. Solveig Radunski hat eine Vorliebe für schlüpfrige Sachen, und damit verdient sie sogar Geld. Doch ein Schelm ist, wer Böses dabei denkt, denn die 25-Jährige aus Saarburg verkauft hauptsächlich kalten Fisch. Wenn sie Zeit und Laune hat, wird zumindest ihr Schreibstil heiß.

 Fischfrau mit schriftstellerischen Qualitäten: Solveig Radunski. Foto: Hermann Pütz

Fischfrau mit schriftstellerischen Qualitäten: Solveig Radunski. Foto: Hermann Pütz

Ein blaues Matrosenhemd und immer freundlich lächelnd - so kennen viele in der Region die nette Blondine aus Saarburg. "Fischkutter" steht in großen Lettern auf ihrem Verkaufswagen zu lesen, mit dem Solveig Radunski seit rund zweieinhalb Jahren auf Tour ist. Räucheraal, Lachsforelle oder Kabeljau - das Angebot der 25-jährigen, selbstständigen Fischhändlerin ist im Idealfall kalt und schlüpfrig. "Ein sanfter Hauch streifte meinen Oberarm..."

Kein Wunder also, dass sich die junge Dame ab und zu wenigstens gedanklich in wärmere Gefilde begibt. Was dabei her-auskommt, wenn "Solli" zwischen den Meeresfrüchten Platz nimmt, um mit Papier und Stift festzuhalten, was sich in ihren Gehirnwindungen zusammengebraut hat, erfuhren kürzlich die Leser der Bild-Zeitung. "Ein sanfter Hauch streifte meinen Oberarm. Ich hatte die Balkontür aufgelassen, weil es sogar nachts unerträglich warm war" - so beginnt Radunskis kleine Geschichte, mit der sie an einem Leserwettbewerb teilgenommen hatte. Auch wenn die ersten Zeilen zunächst keinen Reißer erwarten ließen - der Titel hatte es in sich: "Wilder Sex mit dem Maskenmann." Mehrere tausend Leser hatten ihre erotische Kurzgeschichte eingesandt und hofften auf einen der ausgelobten Preise. 5000 Euro winkten dem Sieger. "Ich fühlte mich von dem Thema angesprochen", erklärt die gelernte Restaurantfachfrau mit einem frechen Lächeln. "Außerdem mache ich gerne Sachen, die sich viele nicht trauen." Ob sie dabei auch an die Handlung ihrer Story denkt, bleibt offen. Fest steht: Sollis Erlebnis mit einem am Ende demaskierten, grinsenden Muskelprotz, bei dem viel glitschiges Öl eine Rolle spielt, sorgte nicht nur bei den Lesern für wachsende Begeisterung. "Volle acht Wochen hat es gedauert, bis eine Jury die fünf besten Storys für eine Veröffentlichung ausgesucht hatte", berichtet die Autorin. Eines Tages habe das Telefon geklingelt, und ein Team der Bild-Zeitung habe sich zu einem Foto-Termin angekündigt. Rund zweieinhalb Stunden habe das "Shooting" im Zimmer eines Saarburger Hotels gedauert. "Das war ganz schön anstrengend", erklärt die zum Model "umfunktionierte" Fischhändlerin. Zigmal umziehen, schminken und alle erdenklichen Posen und Kameraeinstellungen waren angesagt.Matrosenanzug gegen leichte Garderobe getauscht

Den Matrosenanzug hatte die 25-Jährige in ihrer Fischbude gelassen und gegen wesentlich leichtere Bekleidung getauscht. Das Ergebnis des schweißtreibenden Jobs konnte sich sehen lassen - und zwar bundesweit in einer Montagsausgabe des Boulevardblattes. Die Reaktionen im Bekanntenkreis waren nicht nur zahlreich, sondern auch überaus positiv. "Den ganzen Tag habe ich Telefondienst schieben müssen." Doch nicht alle waren freudig überrascht von Sollis Freizügigkeit in Wort und Bild: "Meine Oma hat drei Tage im Koma gelegen", erklärt die Enkelin augenzwinkernd. Vor wenigen Tagen kam erneut ein Anruf von den Zeitungsleuten. Ihre Mitteilung: Platz zwei und damit 3000 Euro für die Fischfrau aus Saarburg. Was sie mit dem Geld machen wolle? "Das stecke ich in mein Geschäft", erklärt Radunski. Ob damit die schriftstellerische "Karriere" der Jungunternehmerin beendet ist, scheint eher zweifelhaft. Denn: "Ich würde schon gerne etwas daraus machen", sagt sie. Beim Schreiben beschränke sie sich übrigens nicht nur auf schlüpfrige Geschichten. Vielleicht ein Fischkochbuch? Offen ist die quirlige Blondine jedenfalls für manches.

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