Flussbett ohne Fluss

WAWERN. Es ist ein Kleinod, das direkt neben Wawern liegt: das Naturschutzgebiet Wawerner Bruch (Bruch = Sumpflandschaft, Moor). Seltene Pflanzen und Tiere haben in einem Totarm der Saar ihren Lebensraum. Bis vor etwa 100 000 Jahren floss dort die Saar der Mosel entgegen.

Es ist eine ziemlich feuchte Angelegenheit, der Spaziergang durch das Wawerner Bruch. Selbst an einem trockenen Maitag tritt in etlichen Bereichen das Grundwasser zu Tage. Josef Wallrich, Leiter des nahe gelegenen Kreiswasserwerks, kennt die Eigenschaften des Naturschutzgebiets und hat sich für die Begehung vorsorglich Gummistiefel mitgebracht. "Das Gelände ist frei zugänglich", sagt die Biotop-Betreuerin, Annette Schäfer, "allerdings sollte man auf den Wegen bleiben. Es ist manchmal sehr nass hier." 44 Hektar groß ist das Naturschutzgebiet des Wawerner Bruchs. Es wurde 1990 ausgewiesen und dient zusammen mit dem Wasser aus dem Mannebachtal der Trinkwasserversorgung für 30 000 Bürger in den Verbandsgemeinden Konz und Saarburg. Seltene Tier- und Pflanzenarten haben im Wawerner Bruch einen Lebensraum gefunden, der in der Region Seltenheitswert hat. Die Entstehung des Gebiets ist weitgehend der Saar zu verdanken. Bis vor rund 100 000 Jahren umfloss sie in einer so genannten Mäanderschleife in einem weiten Bogen die Ayler Kupp. Brutraum der seltenen Bekassine

Gleichzeit kamen sich durch fortschreitende Fluss-Erosion bei Biebelhausen zwei Mäanderschleifen immer näher. Sie stießen zusammen, und damit entstand der Saardurchbruch. Die Folge: Zurück bliebt ein Flussbett ohne Fluss, wie es eine Schautafel treffend formuliert. Vom Verlandungsprozess blieb das Wawerner Bruch übrig. Hohe Gräser und Stauden gibt es im Bruch sowie Kopfweiden, die höhlenbrütenden Vögeln und Käfern ein Zuhause geben. Schilfbestände und Sauergräser wie Großseggenrieder prägen die nährstoffreiche, offene Landschaft und bestätigen den feuchten Standort, in dem das Wasser das ganze Jahr über nicht abfließt. Auch das Mädesüß (Spirea) ist typisch für die Feuchtwiese, das unsere Vorfahren vor Herstellung des Aspirins als Linderungsmittel gegen Kopfschmerzen verwendeten, erklärt Schäfer. Amphibien, Libellen und Schmetterlinge haben im Wawerner Bruch einen Lebensraum. Und seltene Vögel wie die Bekassine, ein Schnepfenvogel, der auf der roten Liste bedrohter Arten zu finden ist, und der in dem weit und breit selten gewordenen Feuchtbiotop brüten kann. Ohne Pflege geht es freilich nicht. Seit vielen Jahren werden einmal im Jahr bestimmte Feuchtwiesen gemäht, kleingehäckselt und das Mähgut liegen gelassen. Mit dem Mulchen wird die unerwünschte Überwucherung von Disteln und Brennesseln eingedämmt und der gewünschte Wuchs von Seggen erreicht, sagt Schäfer. Denn die typischen Feuchtwiesenpflanzen seien von ihrer Lebensweise her auf das Mähen angewiesen. Was früher das Vieh erledigte, muss jetzt maschinell gemacht werden - Landwirten sei das Gebiet nicht ertragreich genug.

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