Forschungsruine Saarburg: Erste Untersuchung des Gemäuers seit den 1930er Jahren

Saarburg · Die Ruine der Saarburg ist ein bedeutendes kulturhistorisches Denkmal. Seit mehreren Jahren wird sie nach und nach restauriert. Mehrfach hat sie ihr Aussehen seit der Grundsteinlegung im Jahr 964 nach Christi Geburt verändert.

Saarburg. Mit viel Fantasie können sich die Besucher der Saarburg ausmalen, wie das Kulturdenkmalmal ausgesehen haben könnte. Weniger Fantasie, aber dafür mehr Sachverstand hat der Archäologe Klaus-Peter Goethert von der Universität Trier. Im Rahmen eines Buchprojekts hat er vor einigen Jahren das Aussehen der Burg für die Zeit um 1645 rekonstruiert. Die Ergebnisse dieser Arbeit hat Goethert kürzlich in einem Vortrag an der Volkshochschule Saarburg vorgestellt. Als Quellen für seine Rekonstruktion stützte er sich dabei auf Kupferstiche von Frans Hogenberg von 1576 sowie von Matthäus Merian von 1645 und auf mehrere Grundrisse, die in der Vergangenheit von der Anlage erstellt wurden. "Eines der Probleme für diese Arbeit ist, dass es kaum aktuelle Forschungsergebnisse zur Burg gibt", sagt Goethert. Die jüngsten Forschungsergebnisse, auf die er sich habe stützen können, seien aus den 1930er Jahren, sagt der Archäologe.
Doch diese mangelhafte Datenlage könnte sich bald ändern. Für die laufende Sanierung der Burgruine wurde nach Angaben der Kreisverwaltung Trier-Saarburg ein Instandsetzungskonzept erarbeitet, für das Aufmaßpläne sowie eine bauhistorische Kurzdokumentation erstellt wurden. Die denkmalschutzrechtliche Genehmigung, die von der unteren Denkmalschutzbehörde in Absprache mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) erteilt wurde, macht der Stadt zur Auflage, dass sie sich bei der Sanierung der Anlage an dieses Konzept halten muss. "Wir begleiten die Instandsetzungsarbeiten vor Ort und stimmen Details der Bauarbeiten am Mauerwerk immer wieder ab", sagt der Pressesprecher des Kreises, Thomas Müller. Im Auftrag der Stadt erstellt die Bauforscherin Jutta Hundhausen aus Mainz für die GDKE eine Dokumentation der Arbeiten an den Burgmauern.
Seit 2012 wurden von der Stadt für die Sanierung der Anlage rund 440 000 Euro investiert. Die Hälfte dieser Kosten hat der Bund übernommen, 100 000 Euro zahlt das Land und der Kreis schießt 37 000 Euro für die Instandsetzung der Burg zu. 83 000 Euro muss die Stadt selbst finanzieren.
Bislang wurde hauptsächlich das Mauerwerk saniert. In vielen Teilen wurde dazu der Bewuchs zwischen den Steinen entfernt, und es wurden defekte Stellen Mauerwerk mit entsprechenden Steinen und passendem Mörtel repariert. In den kommenden beiden Jahren sollen zum einen die Mauern unterhalb des sogenannten Kurfürstenhauses und auf der Stadtseite erneuert werden. Entsprechende Förderanträge hat die Stadt an den Bund gestellt.
Goethert regt an, sich noch mal intensiver mit der Rekonstruktion der Burgruine zu befassen. "Oft neigen wir dazu, beim Sanieren einen romantisierenden Ansatz zu wählen. So wie etwa beim Bau des Regenschutzes über dem Treppenaufgang der Saarburg vor 120 Jahren. Das Spitzdach müsste tatsächlich den gesamten Rundturm abdecken."Meinung

Ergebnisse sinnvoll nutzen
Burgen wecken die Fantasie der Besucher. Sie locken Menschen an, übt doch das Mittelalter auf die heutige Generation eine große Anziehungskraft aus. Umso wichtiger ist es, dass die Stadt das in dieser Attraktion steckende wirtschaftliche Potenzial für sich nutzt. Der Bergfried ist nicht nur ein schöner Aussichtspunkt ins Saarburger Land, er hat auch die Geschichte der Stadt geprägt. Ihm verdankt die Stadt ihren Namen. Deshalb ist es wichtig, dass die Erkenntnisse die bei den jetzigen Sanierungsarbeiten zur Entwicklung der Burg gewonnen werden, auch wissenschaftlich ausgewertet werden. Diese dürfen nicht einfach nur in irgendwelchen Ministerialstuben abgeheftet werden. Es wird Zeit diese Ergebnisse der Öffentlichkeit vorzustellen. Auch um gegebenenfalls bauhistorische Fehler, die vor 120 Jahren gemacht wurden, rückgängig zu machen. Ein Spitzhelm stünde dem Bergfried gut und käme dem Original einen Schritt näher. saarburg@volksfreund.deExtra

Mit dem Bau der Saarburg wurde 964 nach Christi Geburt begonnen. Bauherr war der Stadtgründer Graf Siegfried von Luxemburg. Die Ruine gilt als eine der historisch interessantesten Burgen im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Luxemburg. Mit circa 130 Metern mal 30 Metern ist sie eine der gewaltigsten Höhenburgen im Westen Deutschlands. Sie besteht aus einem oberen und unteren Burghof. Die Burgruine ist aus denkmalschutzrechtlicher Sicht eines der prägendsten Elemente des Stadtbildes von Saarburg. Sie war mehrere Hundert Jahre Sommersitz der Trierer Kurfürsten. Mehrfach wurde die Burg zerstört und wieder aufgebaut. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts verfiel sie, bis die Stadt Saarburg sie 1860 für 325 Taler kaufte und Mitte der 1890er Jahre teilweise instand setzte. itz

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