"Forte heißt stark, aber nicht laut"

Quer durch die Republik tourt derzeit die Sinfonietta Bulgaria unter der Leitung des jungen Viktor Ilieff. Zu einem Benefizkonzert machten sie auch Station in der evangelischen Kirche in Saarburg und unterstützten damit die Renovierung des Jugendraumes der Gemeinde.

 Die Sinfonietta Bulgaria während ihres Konzertes in der evangelischen Kirche in Saarburg. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Die Sinfonietta Bulgaria während ihres Konzertes in der evangelischen Kirche in Saarburg. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Saarburg. (gkl) Gegründet hat sich das Ensemble, das sich aus Profimusikern und Studenten zusammensetzt, erst in diesem Jahr. In Hamburg spielte es zugunsten eines Familienzentrums, in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche für die Restaurierung des berühmten alten Kirchturms. Auf dem Programm des Abends standen ausschließlich Werke zeitgenössischer Komponisten, angefangen bei Hans-André Stamm über Gary Rosch und Norbert Linke bis hin zu Ovidiu Dan Chirila. Namen also, die im allgemeinen Konzertbetrieb eher zu den unbekannten gehören. Die Gemeinde freute sich natürlich über das Benefizangebot und stellte ihre eher kleine Kirche, die sich von ihrem Charme her sehr für kleinere Konzerte eignet, dem 21-köpfigen Ensemble, bestehend aus neun Streichern, zehn Bläsern, einem Paukisten und einem Schlagzeuger, gern zur Verfügung.

Wie war das mit dem berühmten "geschenkten Gaul"? Benefizkonzerte entziehen sich normalerweise einer kritischen Betrachtung, allein schon wegen des guten Zwecks, der dahinter steht. Manchmal aber müssen einige Anmerkungen, zumal wenn es sich, wie bei der Sinfonietta, um Profimusiker und solche, die dies werden wollen, doch gestattet sein. Ein Eindruck sollte sich ganz besonders einprägen, an diesem Abend. Das war die Lautstärke, die für den kleinen Raum maßlos überzogen war. Ganz gleich, ob beim "Pezzo all' antiqua" von Stamm, der "Trilogie" von Rosch, "Visions" von Laurence Traiger oder auch beim "Pelin beau" von Chirila, immer wieder agierte das gesamte Orchester so, als ob es gelte, einen großen Saal zu füllen. Unwillkürlich wurde man an den Ausspruch des Pianisten Artur Rubinstein erinnert, der einmal gesagt hat: "Forte heißt stark, nicht laut."

Aber auch ein wenig mehr Respekt vor dem Kirchenraum hätte man sich gewünscht. So mochte man sich fragen, ob "Hotchpotch" von Paul Linke, in dem Melodien von "Du bist verrückt, mein Kind", "Sah' ein Knab' ein Röslein stehen" und "Lobe den Herren" kombiniert sind, unbedingt passend waren. Man mochte sich auch fragen, ob es, auch bei beengten Raumverhältnissen, notwendig ist, dass die Instrumentenkoffer der Musiker auf dem Altar abgelegt werden. Das Publikum ließ sich insbesondere vom Finalwerk, das die deutlichen Folgen des Genusses von Wein aus der Pelintraube umschrieb, mitreißen und applaudierte herzlich.

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