Frau mit Selbstvertrauen

ONSDORF. Bei den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr sorgte Beate Kohn für eine Überraschung: Mit der 35-Jährigen zog erstmals eine Frau im Gemeinderat von Onsdorf ein. Seither wehe ein frischer Wind in der einstigen Männerdomäne, sagt sie.

Wenn Beate Kohn lacht, ist das im Grunde nicht ungewöhnlich. Die 35-jährige lacht gerne und viel. Das, was sie vor knapp einem Jahr ihrem Gatten Peter mitteilte, ließ bei diesem jedoch zunächst das Lachen vergehen: "Ich will in den Gemeinderat", erklärte sie ihre Absicht. "Was willst du denn da?" - so oder ähnlich habe die erste Reaktion gelautet. "Ich will in meinem Heimatdorf etwas bewegen", sagt die aus Tawern stammende Mutter eines fünfjährigen Sohnes heute noch.Frischer Wind im Gemeinderat

Tief beeindruckt seien im vergangenen Jahr die Onsdorfer vom Erfolg der selbstbewusst wirkenden Frau gewesen. Die nämlich hatte für die SPD kandidiert, und schon bei der Stimmauszählung am Wahltag konnte manch einer der alteingesessenen Ratsmitglieder sein Erstaunen nicht verbergen - vor allem deswegen, weil sich eine kleine "Sensation" anzubahnen schien. Schließlich kam, was nur wenige für möglich hielten: Mit Beate Kohn sitzt erstmals eine Frau in den Reihen der Onsdorfer Ratsherren. "Seither weht ein frischer Wind in der Gemeinde." Kohn ist nicht nur erste, sondern auch einzige Frau in der Runde, dennoch scheue sie sich nicht, unverblümt ihren "Senf" dazuzugeben - selbst auf die Gefahr hin, jemandem auf die Füße zu treten. Leere Worthülsen scheinen das nicht zu sein. Als vor einiger Zeit der örtliche Spielplatz auf der Tagesordnung stand, machte sich Beate Kohn dafür stark, das Angebot an Spielgeräten zu erweitern, "damit die Kleinen auch künftig ihre Freude an dem Platz haben". Natürlich sei es im Hinblick auf die auch in Onsdorf weitgehend leere Gemeindekasse nicht leicht gewesen, Argumente zu finden, berichtet die Ratsherrin. Dennoch habe sich der Gemeinderat am Ende überzeugen lassen. Das Resultat: "Wir bekommen eine neue Schaukel." Kohn glaubt: "Die Arbeit im Rat ist effektiver, wenn jeder Einzelne seine Stärken mit einbringt." Während ein Herr der Schöpfung oftmals ein besseres Verständnis für technische Dinge habe, sei eine Frau beispielsweise im Bereich Kinder und Erziehung, nicht zuletzt durch ihre Erfahrung als Mutter, geradezu unschlagbar. Kohn: "Natürlich werde ich auch mal kritisiert - vor allem, weil ich oft versuche, schlechten Dingen und scheinbar aussichtslosen Situationen etwas Gutes abzugewinnen." Im Hauptberuf arbeitet die gelernte Apothekenhelferin in einem Drogeriemarkt in Tawern. Das sei wohl mit ein Grund, weshalb sie in den vergangenen Jahren einen hohen Bekanntheitsgrad bei den Leuten aus der Umgebung erlangt habe. "Viele kennen mich nur als die ‚Beate vom Schlecker'." Obwohl in Tawern aufgewachsen, fühlt sich sie sich in Onsdorf, wo sie mit ihrer Familie seit 1998 lebt, inzwischen heimisch. Mehr noch: "Ich würde nie freiwillig wieder weggehen, auch nicht aus beruflichen Gründen." Notfalls werde sie so lange etwas anderes suchen, bis sie etwas gefunden habe. Was die erste und bislang einzige Onsdorfer Ratsfrau nicht mehr suchen muss, ist die "himmlische Ruhe" auf dem Land und nette Nachbarn. Das sei es auch, was sie am meisten schätze, sagt sie.

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