Frei von süßlicher Romantik

SAARBURG. Zu einem Passionskonzert, in dessen Mittelpunkt Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart standen, hatte der Friedrich-Spee-Chor nach Saarburg eingeladen. Besonderen Reiz erhielt das Konzert durch die Gegenüberstellung des Meisters mit anderen großen Komponisten.

2006 ist das Mozart-Jahr. Da mag es öffentliche Diskussionen geben, ob denn das Genie wirklich eins war oder doch vielleicht nur überbewerteter Durchschnitt. Auch die Region Trier widmet sich dem Salzburger und seinen Kompositionen. Einen kleinen Vorgriff auf die am kommenden Wochenende beginnende Konzertserie "Das Mozart-Jahr in Trierer Kirchen" unternahm der Friedrich-Spee-Chor in der katholischen Pfarrkirche St. Laurentius in Saarburg mit seinem Konzert "miserere". Kompositionen von Quirino Gasparini und Padre Giambiattista Martini, vom Finnen Leevi Madetoja und dem Schweden Otto Olssoon sowie dem Norweger Knut Nystedt umrahmten das Miserere, KV 85, das Kyrie in d-Moll, KV 90 und das Ave verum des großen Jubilars. Schon daran konnte man erkennen, dass dieses Konzert nicht in den üblichen Kanon der Jubiläumsveranstaltungen passte. Ziel war es zweifelsfrei, Mozart in Beziehung zu setzen, seine Werke aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Sei es, durch die Kompositionen seiner ihn beeinflussenden Vorgänger aus Italien, sei es durch Werke, die nicht nur viel später, sondern auch in einer ganz anderen Gegend, wie Skandinavien, entstanden sind. Die leitende Verantwortung des Konzerts lag in den Händen von Timo Nuoranne, der in den vergangenen Monaten als "Artist in Residence" in der Region verschiedene Chorprojekte betreute (der TV berichtete). Das Saarburger Konzert war sein Abschied vom Spee-Chor.Exakte Einsätze und saubere Stimmführung

Der Klangkörper erfüllte unter seinem präzisen, sich auf das Wesentliche beschränkende Dirigat alle Erwartungen, die man an diesen Chor schon aus der Erfahrung heraus stellen konnte. Exakte Einsätze und saubere Stimmführung prägten das Erlebnis. So waren es die Interpretationen, die den größten Raum der Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen konnten. Nüchtern und klar ließ Nuoranne die unterschiedlichen Stile erklingen. Stellvertretend sei das Ave verum genannt. Man kennt diese berühmte Gelegenheitskomposition, die meist als ein süßliches, sich in gerade noch machbarer Langsamkeit ergießendes Werk präsentiert wird. Es war sehr wohltuend, dass Nuoranne für derartige Romantisierung erst gar keinen Platz ließ, dem KV 618 eine herrliche, ungewohnte Lebendigkeit verlieh. Lediglich das solistisch von Nuoranne als Altus, Martin Folz als Tenor und Bassist Heinrich Bentemann vorgetragene Miserere konnte durch einen unsicher und der Sache nicht gewachsenen Bentemann den hohen Ansprüchen nicht gerecht werden. Weit mehr als nur ein Bindeglied waren die drei Sätze aus Johann Sebastian Bachs Cellosuite Nr. 2 in d-Moll, BWV 1008, interpretiert von einem souveränen Moritz Reutlinger. Auch er spielte frei von falschem Pathos, belegte, wie sehr die Bach'sche Musik die nährenden Wurzeln für Mozart und auch die übrigen Komponisten waren. Grandioser Abschluss war das Stabat Mater von Nystedt, bei dem Chor und Cellist in beeindruckender und gleichzeitig bedrückender Manier die Golgata-Gefühle der Mutter Maria zum Ausdruck brachten. Ein großartiges, in unseren Breiten nahezu unbekanntes Werk, das beim frei von allen technischen Problemen agierenden Spee-Chor in besten Händen lag. Das Konzert wird am Karfreitag, 14. April, um 21 Uhr in der Trierer Jesuitenkirche wiederholt. Dann steht es unter der Leitung von Martin Folz.

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