Freie Fahrt für Winzer und Radler

LONGEN/LONGUICH. Über die Gemeindegrenzen hinweg wird in der Kommunalpolitik recht wenig entschieden. In den Orten Longen und Longuich gibt es dagegen zumindest einen gemeinsamen Strang.

Ohne Wirtschaftswege wäre die Arbeit in den Steillagen, allein aus zeitlichen Gründen, nicht mehr zu bewerkstelligen. Wer könnte die schweren Lasten, so wie es früher der Fall war, noch hunderte von Metern zu den Erntewagen schleppen? Die Flurbereinigung war und ist deshalb eine segensreiche Erfindung.Mittlerweile verdient aber längst nicht jeder Weg mehr diesen Namen. Dazu gehörte auch der Weg, der auf der linken Moselseite in Höhe der Longuicher Brücke beginnt und 700 Meter weiter mitten in Longen endet. "Er war ausgeschwemmt und kaum mehr zu befahren", sagt Longens Ortsbürgermeister Hermann Rosch. Zusätzlich sammelte sich in einer Kuhle mitten auf der Gemarkungsgrenze zwischen den beiden Orten ständig Wasser.Was tun in Zeiten knapper Mittel? Weinbergswege gibt es in der Region fast wie Sand am Meer. Wer da erst einmal das Finanz-Fass aufmacht, kann alle anderen Aufgaben getrost ad acta legen.Bestandsaufnahme ergab neue Ideen

Die Kommunalpolitiker setzten sich deshalb mit Vertretern des Kulturamtes an einen Tisch und machten eine Bestandsaufnahme. Die hatte folgenden Inhalt: Der Weg ist von besonderer Bedeutung, zum Beispiel, weil er auch von vielen auswärtigen Winzern genutzt wird, die in den Lagen "Mehringer Zellerberg" und "Mehringer Probstberg" Parzellen besitzen. Bis dato fuhren viele von ihnen durch Longen, weil der Weg von der Longuicher Brücke zu beschwerlich war.Ein gut ausgebauter Weg könne außerdem, so die einhellige Meinung, auch touristische Bedeutung für Spaziergänger und Radfahrer gewinnen.Während des Gesprächs eröffnete sich eine Finanzierungsmöglichkeit. "Der Neubau eines Wirtschaftsweges ist förderungswürdig", erläutert Josef Schmitt, Ortsbürgermeister der Gemeinde Longuich. Dafür stehen Gelder aus den Töpfen der EU bereit.Der Zuschussgeber vergab die Mittel allerdings nicht zu gleichen Teilen. Für den Ort Longen, über dessen Terrain zwei Drittel des Weges laufen, stellte die EU einen 60-prozentigen Zuschuss bereit, die Gemeinde Longuich erhielt 35 Prozent. "Wir sind in der Steuerkraft besser", erläutert Josef Schmitt den Grund für die unterschiedliche Praxis.Und so sieht das Zahlenwerk nach Abschluss der Arbeiten aus: Die Gesamtkosten belaufen sich auf 55 182 Euro. Auf die Gemeinde Longen entfallen 33 190 Euro, auf Longuich 21 992 Euro. Nach Abzug des EU-Zuschusses zahlt Longen noch 13 772 Euro, Longuich ist mit 14 477 Euro beteiligt."Ohne Zuschüsse wäre der Weg nicht gebaut worden", stellt Josef Schmitt klar. "Wir haben den Verkehr aus Longen geholt und besitzen nun einen schönen Wander- und Radweg", freut sich Amtskollege Hermann Rosch.Longuicher sind schon aktiv

Die Longuicher haben bereits damit begonnen, auf der linken Moselseite in Höhe der Brücke Erde aufzuschütten. Dort werden Rosen gepflanzt und Fahnenstangen sowie römische Säulen befestigt. Eine Info-Tafel soll Auto- und Radfahrer auf Longuich, einen der schönsten Orte in Rheinland-Pfalz, aufmerksam machen. Dies geschieht auch mit Blick auf die Landesgartenschau 2004, zu deren Außenprojekten die Römische Villa in Longuich gehört. Auf dieser Tafel sei auch Platz, um auf den Weg durch die Weinberge hinzuweisen, sagt Josef Schmitt.Das Zusammenspiel zwischen den Gemeinden sei hervorragend gewesen, betonen die Ortsbürgermeister. Nach ihrem Kenntnisstand ist solch eine übergreifende Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene aber nicht an der Tagesordnung. Josef Schmitt: "So etwas läuft selten ohne Probleme."

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