Freiheit für den Sprenkelbach

Sie haben "ihrem" Bach gezeigt, wo es langgeht. Jetzt erhielten Judith und Jörg Jäger aus Trassem für ihr Engagement den Umweltpreis 2007 des Landkreises Trier-Saarburg.

 Genießen das wieder hergestellte Stück Natur an ihrem Sprenkelbach: Judith und Jörg Jäger mit Jana und Janik. TV-Foto: Klaus D. Jaspers

Genießen das wieder hergestellte Stück Natur an ihrem Sprenkelbach: Judith und Jörg Jäger mit Jana und Janik. TV-Foto: Klaus D. Jaspers

Saarburg/Trassem. Die Schlagerschnulze "Übers Bacherl hinterm Haus führt ein kleiner Steg" aus den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts war es mit absoluter Sicherheit nicht, die die "Vier großen J" aus Trassem - Judith und Jörg Jäger mitsamt Töchterchen Jana und Söhnchen Janik - veranlasst haben, im besungenen Bereich "hinterm Haus" den Sprenkelbach aus seinem aufgezwungenen Bett zu befreien und mit einem hölzernen Steg zu zieren. Da war vor allem eine Mauer auf der rechten Bachseite, die, plötzlich im Neunzig-Grad-Winkel nach links abknickend, dem Bach etwas verwehrte, was die Natur Bächen im allgemeinen vorgibt: Fließen.Was nicht abfließt, sucht sich seinen Weg

Gelegentlich hatte sich der Sprenkelbach gegen den aufgezwungenen Wasserfluss gewehrt und seinen Unwillen unter anderem dadurch kundgetan, dass er sich dem Haus der Familie Jäger in höchst unwillkommener Weise näherte: Was nicht ungehindert abfließen konnte, suchte sich seinen Weg über die Hoffläche bis ans oder ins Doppelhaus der Familien Jäger junior und Jäger senior.Was hilft gegen die Bedürfnisse und Launen einer mit Hilfe von Beton- und Ziegelwänden vergewaltigten Natur? Für die Jägers stand schnell fest: Wir geben dem Sprenkelbach, so weit er durch unser Grundstück fließt, sein ursprüngliches Bett wieder.Der Entschluss war schneller gefasst als realisiert: In Deutschland ist es eben - aus gelegentlich sogar guten Gründen - nicht so einfach, der Natur das zurückzugeben, was, trotz aller kartografischen Tricks, noch immer ihr eigen ist.Allein mit gutem Willen, Hacke und Schaufel ließ sich die Idee der Renaturierung des Sprenkelbachs auf die rund 55 Meter, die er das Jägersche Grundstück durchfließt, nicht realisieren. Judith und Jörg Jäger nahmen, nachdem der fast leichtsinnige Beschluss, der Natur wieder zu ihrem Recht zu verhelfen, zum absoluten Muss geworden war, mit dem Planungsbüro Hömme für Regional- und Umweltentwicklung in Pölich Kontakt auf. Das wiederum konkretisierte die Ideenwelt der Jägers und trug das Ergebnis, wohlformuliert, berechnet und gezeichnet, den zuständigen Behörden vor - mit jenem Erfolg, der jetzt den Landkreis Trier-Saarburg bewegte, Judith und Jörg Jäger den mit 2500 Euro dotierten Umweltpreis 2007 zuzuerkennen. Die mit Baggerhilfe vorgenommene Renaturierung des Sprenkelbachlaufs hinter dem Haus kostete die Jägers - nebenbei gesagt - ungefähr das Doppelte. Zu verdienen ist mit Bürgersinn eben nichts.2500 Euro für die gute Idee

Im Sitzungssaal hoch über Saarburg wurden Judith und Jörg Jäger jetzt mit dem Umweltpreis des Landkreises Trier-Saarburg ausgezeichnet. Viel Prominenz aus Kommunal- und Landespolitik war anwesend, das Querflöten-Quartett der Kreismusikschule Trier-Saarburg (Isabelle Kiefer, Nina Müller, Caroline Philippi und Nadine Schwarz) sorgte für den musikalischen Rahmen, Landrat Günther Schartz ehrte die Preisträger, Jürgen Dixius, Beigeordneter der Verbandsgemeinde Saarburg, beglückwünschte die Preisträger, und Hans-Werner Frohn vom "Museum zur Geschichte des Naturschutzes in Deutschland" schlug in seinem Festvortrag einen weiten Bogen von den Anfängen des Naturschutzes über die nazistisch-eingefärbte Sichtweise bis hin zur aktuellen Naturschutz-Realität.Derlei Geschichtsträchtiges und Aufhebens um das für sie ganz Normale freute die Preisträger, beeindruckte sie aber eher wenig: Am Samstag saßen sie - eigens für den Trierischen Volksfreund - Modell für ein Foto auf dem Steg übers "Bacherl hinterm Haus".

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