Freiwillig die Sprache der Nachbarn gepaukt

SAARBURG. 13 Abiturienten des Leistungskurses Französisch am Gymnasium Saarburg haben im vergangenen halben Jahr in ihrer Freizeit fünf französische Bücher der Jugend-Gegenwartsliteratur gelesen. Mit dem von ihnen gewählten Favoriten nehmen sie am bundesweiten Wettbewerb "Prix des lycéens allemands" teil.

Die meisten der elf Saarburger Schülerinnen und der beiden Schüler des 13er-Leistungskurses Französisch pauken bereits seit vielen Jahren französische Vokabeln und Redewendungen. Der überwiegende Teil des Kurses habe Französisch als erste Fremdsprache gewählt, sich nach der zehnten Klasse für den Leistungskurs entschieden, berichten die jungen Erwachsenen beim Besuch des TV in der Schule. Fünf Romane in sechs Monaten

So sind die teils 18, teils 19 Jahre alten Schüler durchaus daran gewöhnt, sich mit französischer Literatur auseinanderzusetzen - wenngleich natürlich vorwiegend während der Unterrichtszeit. Der Wettbewerb mit dem Titel "Prix des lycéens allemands", übersetzt: "Preis der deutschen Gymnasiasten", verlangte den Abiturienten "Sprachunterricht" auch in ihrer Freizeit ab. Zum zweiten Mal hat die Kulturabteilung der französischen Botschaft in Berlin in Zusammenarbeit mit dem "Klett"-Verlag den "Prix des lycéens allemands" ausgelobt. Fünf zeitgenössische Romane der Jugendliteratur wurden allen teilnehmenden Oberstufenschülern bundesweit zum Lesen und Bewerten vorgegeben. Dabei ist die Teilnahme freiwillig - na ja, mehr oder weniger, wie eine Saarburger Schülerin schmunzelnd erzählt. "Drei von uns waren so richtig dafür, zwei dagegen, der Rest unentschlossen", sagt Nici Stütz. In den Sommerferien hätten die Schüler mit der Lektüre des ersten Buches begonnen. "Wenn man sich darauf konzentriert hat, konnte man pro Woche ein Buch schaffen", sagt eine Schülerin. "Die Schüler sind bei diesem Wettbewerb selbst dafür verantwortlich, wie sie sich die Zeit zur Lektüre einteilen", erläutert Kursleiterin Carolin Afflerbach. "Dazu gehört auch, dass jeder Schüler ein Lesetagebuch führt." Ende Januar begann dann die "Debattier-Phase", wie Afflerbach sagt. "Anhand bestimmter Kriterien sollten die Schüler als Jury auf Französisch darüber diskutieren, was an den einzelnen Büchern gelungen ist und was nicht - was sie für gute und für schlechte Literatur halten." Kriterien waren beispielsweise die Sprache, Struktur, Handlung, Spannung, Aktualität, Inspiration und Identifikationsmöglichkeit mit den Charakteren. Letztere ging einer Schülerin bei dem Roman "La vie comme elle vient" (frei übersetzt: Die Dinge so nehmen, wie sie kommen), den der Kurs nun zu seinem Favoriten wählte, jedoch ab: "Der Roman enthält für mich zu viele Klischees. Zu viele Sachen sind zufällig, unlogisch, nicht überzeugend", sagt sie auf Französisch. "Wir waren doch alle etwas genervt von den Personen", pflichtet ihr eine Mitschülerin bei. Dennoch machte das Buch, das von zwei sehr unterschiedlichen, verwaisten Schwestern handelt, von denen eine ein Kind bekommt, um das sich die andere kümmert, knapp, aber dennoch "das Rennen" bei den 13ern. Schülerin Christine Schuster wird auf Wunsch des Kurses dieses Buch nun auf Landesebene am 3. März im Kultusministerium in Mainz verteidigen - gegen die Favoriten der übrigen Teilnehmerkurse. 200 Schulen beteiligen sich bundesweit an dem Wettbewerb, der in einer Preisverleihung bei der Leipziger Buchmesse am 17. März gipfelt. Das Buch, das in Leipzig den Preis bekommt, wird ins Deutsche übersetzt - mit Unterstützung des "Klett"-Verlags, der dies mit 5000 Euro bezuschusst. Den fleißigen Schülern indes bleibt als "Preisgeld" lediglich die gewonnene Spracherfahrung. Die allerdings beurteilen die Saarburger Schüler kritisch. "Ich fand die Sprache relativ einfach. Viel nachschlagen musste ich nicht im Wörterbuch", sagt Verena Rommelfanger. In ihrer Beurteilung stimmen die übrigen Rommelfanger zu - was nach Einschätzung der Schüler vor allem an den ausgewählten Büchern liegt. "Die Bücher, die wir gelesen haben, sind für 14-, 15-Jährige bestimmt. Das ist nicht unsere Welt", findet Alexander Schmidt. Auch Christine Schuster sagt: "Ich war zwar dafür, dass wir am Wettbewerb teilnehmen, bin aber von den Büchern enttäuscht. Sie waren wenig bereichernd." Ob die Schüler - rückblickend - nochmal bei dem Wettbewerb mitmachen würden? "Wenn es altersgerechte Literatur wäre, ja", meint der Kursus.

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