Funde aus der Antike in Schoden: Ungeklärte Mordfälle und harte Verhandlungen

Schoden · Ein Schädel mit drei Löchern und in der Wirbelsäule eine Klinge: Diese Spuren einer Gewalttat und weitere Funde belegen, dass dort, wo heute das Dorf Schoden liegt, schon vor mehr als 1200 Jahren Menschen siedelten. Die Archäologin Simone Martini hat zum Auftakt einer Vortragsreihe über Spuren aus der Antike berichtet.

 Auch im Eckfelder Trockenmaar ist Archäologie zunächst mal Handarbeit.

Auch im Eckfelder Trockenmaar ist Archäologie zunächst mal Handarbeit.

Foto: Moritz Mais

Schoden. Die Beweise scheinen eindeutig: Ein Mann mittleren Alters wurde mit Gewalt umgebracht. Ein Fall für den Kriminalkommissar, denn die Spuren deuten auf einen Mord hin. Drei Löcher im Schädel und eine Klinge im Kreuz - fehlt nur noch der Täter. Doch statt der Polizei nehmen Archäologen die Fahndung auf. Sie haben in einem Grab die Reste einer Leiche gefunden. Es gehört zu fünf fränkischen Gräbern, die in Schoden vor etlichen Jahren gefunden wurden.

Passiert ist der mögliche Mord ein halbes Jahrhundert, nachdem der römische Feldherr Julius Cäsar bis 50 vor Christi Geburt ganz Gallien - das Land der Kelten - unterworfen hatte. Dazu gehörte auch die Region Trier, in der die Treverer schon bald in friedlicher Eintracht mit ihren römischen Besatzern lebten. Es entstand die gallo-römische Kultur, in der beide Kulturkreise miteinander verschmolzen.

Der Grabfund ist einer von wenigen, die für Schoden aus dem ersten nachchristlichen Jahrtausend dokumentiert sind, sagt Simone Martini. In ihrem Vortrag zu Spuren der Antike rund um Schoden erwähnt die Archäologin zudem einen Altar aus römischer Zeit, der im 19. Jahrhundert bei Arbeiten in der Gartenstraße ausgegraben wurde. Die Leiterin der Volkshochschule Saarburg berichtet in ihrem Vortrag vor rund 150 Zuhörern im Bürgerhaus von Schoden außerdem noch von einer Römervilla zwischen Kanzem und Schoden. Von der ist heute nichts mehr erhalten.Spuren sind selten


Karl E. Becker beschreibt sie in seiner Ortschronik von 1980 wie folgt: "In der Nähe der Weinberge Feilzer, etwa gegenüber Schoden, soll das ehemalige Hofgebäude gestanden haben. Die Ruinen haben sich erhalten bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Gutsbesitzer Valentin Leonardi ließ 1854 einen Teil der römischen Villa freilegen." Ein Mosaik sei etwas später beim Bau eines Weges von Schoden nach Biebelhausen gefunden worden. Obwohl es gesichert und das Grundstück dem Rheinischen Landesmuseum (damals noch Provinzialmuseum) geschenkt wurde, ist es einige Jahre später zerstört worden.

Da die gallo-römische Gesellschaft vom Ackerbau und der Viehzucht lebt, sind archäologisch auswertbare Spuren selten. "Der saure Boden hat viele organische Spuren vernichtet", erklärt Martini. Deshalb müsse man sich in der Forschung auf seltene Stein- und Metallfunde konzentrieren. Die Folge: Oft wisse man nur wenig über den Alltag der Menschen in der Antike. Das Referat der Archäologin war der erste von neun Vorträgen, die der Verein 1200 Jahre Schoden für dieses Jahr organisiert hat (der TV berichtete). Die nächste Veranstaltung ist am Sonntag, 8. Mai. Gerd Feilen und Sven Zimmer laden zu einer geführten Wanderung ein. Ihr Thema: "Der Westwall in Schoden - Zeuge einer dunklen Zeit". Start der Tour ist um 10 Uhr an der Freizeitanlage Multi-Kulti an der Saar. Anmeldungen per E-Mail an gerdfeilen@myquix.de.Extra

Fortgesetzt wird die Vortragsreihe zur 1200-Jahr-Feier der Ortsgemeinde Schoden am Mittwoch, 18. Mai, 19.30 Uhr, im Bürgerhaus mit einem Vortrag des Historikers Thomas Müller. Der Titel seines Referats lautet: "Dorfleben früher - Schodener Geschichte(n)". Helga Kaiser ist die Referentin des Vortrags "Anna, holl iwwa": Erlebnisse der Fährfrau Anna Kaiser am Sonntag, 12. Juni, 14 Uhr, im Bürgerhaus Schoden. Sie hat im Jahr 2001 das gleichlautende Mundart-Buch veröffentlicht, in dem sie aus dem Leben ihrer Mutter, der Schodener Fährfrau Anna, berichtet, die zwischen den Ortschaften Schoden und Biebelhausen bis 1960 die Saarfähre steuerte. Eine Woche später, am Sonntag, 19. Juni, führt der Wanderführer Martin Wagner über den Seitensprung des Moselsteigs, den Saar-Riesling-Steig. Start ist um 11 Uhr am Sportplatz Schoden. Eine geführte Nachtwanderung für Kinder und Jugendliche in Begleitung ihrer Eltern durch den Schodener Wald bietet der Förster Helmut Steuer am Freitag, 24. Juni, an. Treffpunkt ist um 21.45 Uhr der Sportplatz in Schoden. Anmeldung unter 1200jahre@schoden.de , da die Teilnehmerzahl auf 25 Personen begrenzt ist. Über Stock und Wein durch den Schodener Herrenberg geht es am Samstag, 6. August, mit Carmen Müller. Die Kultur- und Weinbotschafterin erklärt, wie Wein an- und ausgebaut wird. Unterwegs kann man verschiedene Saarweine verkosten. Die Tour kostet 25 Euro pro Person und startet um 13.30 Uhr am Sportplatz in Schoden. Anmeldung unter info@triermitcarmen.de. Reinhold Hierlmeier führt am Samstag, 10. September, durch die Flusslandschaft Untere Saar. Der Geograph informiert auf seiner Tour über die geologischen, ökologischen und kulturpolitischen Zusammenhänge in diesem Landschaftsraum. Start ist gegen 13.30 Uhr am Bismarckturm. Anmeldung unter 1200jahre@schoden.de. Die Vortragsreihe endet am Donnerstag, 24. November, 19 Uhr, im Bürgerhaus mit einem Vortrag von Alfons Zeimet. Er spricht zu "Der Saarausbau - Schoden wandelt sein Gesicht". Als Altbürgermeister hat er selbst Verhandlungen in dieser Zeit erlebt, aus der es zahlreiche Anekdoten zu erzählen gibt. itz

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