Fundgrube für Heimatforscher

KÖWERICH. Erst wird gearbeitet, dann wird gefeiert. Und so fuhr eine Delegation aus Köwerich 400 Kilometer weit, um mit eigenen Augen zu sehen, wie lang der Ort schon besteht.

Im kommenden Jahr kann der 360 Einwohner zählende Moselort auf seine erste urkundliche Erwähnung vor 1300 Jahren zurückblicken. Die Urkunde, die der Grundstein für große Festlichkeiten sein wird, liegt in der Forschungsbibliothek "Schloss Friedenstein" in Gotha.Eine Abordnung aus Köwerich nahm die 400 Kilometer weite Fahrt in die thüringische ehemalige Residenzstadt Gotha auf sich, um sich das Original der Ersterwähnung im Jahre 704 anzuschauen. Mit dabei waren Ortsbürgermeister Robert Linden, Inge Lex-Götte, Agnes Micheln und Stefan Lex, Mitglieder des Ortsgemeinderates und des Festausschusses sowie Heinz Jostock und der Vorsitzende des Kreisheimatvereins, Dittmar Lauer. Sie alle sind mit der Darstellung der Köwericher Geschichte beschäftigt.Die Urkunde selbst ist nicht mehr vorhanden, sondern in einer um 1200 angelegten Kopie enthalten. Das Werk war mit höchster Erlaubnis eigens für die Köwericher Delegation in einer klimatisierten Glasvitrine ausgestellt.Die Leiterin der Handschriftenabteilung, Cornelia Hopf, und Dittmar Lauer erläuterten das in Leder gebundene Buch, gaben Auskünfte über seine Provenienz und darüber, wie das Buch nach Gotha kam. Lauer: "Das in der Abtei Echternach angelegte Buch - der Codex liber aureus Epternacensis - mit über 240 Urkundenabschriften ist beim Anrücken der französischen Revolutionstruppen 1794 von den flüchtenden Mönchen in das Kloster St. Peter in Erfurt mitgenommen worden. Später wurde es durch Vermittlung des ‚Bücherkommissars‘ Maugérard an den Liebhaber mittelalterlicher Buchkunst Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha verkauft."Im Zweiten Weltkrieg fiel das wertvolle Buch als Beutekunst in russische Hände und gelangte nach St. Petersburg. 1956 ist es wieder nach Gotha zurückgegeben und 1958 vollständig restauriert worden, erklärte Cornelia Hopf. Die Leiterin der Handschriftenabteilung: "Die Gothaer Forschungsbibliothek stellt zurzeit Überlegungen an, das Buch in einer limitierten Auflage zu faksimilieren und den Bibliotheken und vor allem den im ‚Goldenen Buch‘ erstmals genannten Ortschaften anzubieten."Dieses Vorhaben stieß bei der Köwericher Delegation auf breite Zustimmung. Für den Heimatforscher und Kulturpolitiker Dittmar Lauer wäre eine Faksimile-Herausgabe des "Codex liber aureus Epternacenses" eine bedeutsame Kulturleistung. "Denn hier finden nahezu 400 Ortschaften unserer Heimat zum größten Teil erstmals Erwähnung", sagte er.Neben dem Blick in das Goldene Buch mit der aufgeschlagenen Seite des Köwericher Urkundeneintrages bestand natürlich auch Gelegenheit das Schloss mit seinen Museen und Ausstellungen zu besichtigen. Für die Köwericher und deren Theaterverein war dabei das berühmte Ekhof-Theater mit seiner seit 1775 unveränderten Bühnentechnik von besonderem Interesse.

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