Funkantenne im Visier

HEIDENBURG. Seit rund eineinhalb Jahren ist in Heidenburg ein Mobilfunkmast in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung in Betrieb. Eine Familie fühlt sich in der Auseinandersetzung mit Betreiber und Behörden nicht ernst genommen.

Die 19-jährige Julia Treinen hat einen eigenen Fernseher in ihrem Zimmer. Doch sie nutzt ihn nur selten. Denn immer, wenn sie ihn anschaltet, hört sie Störgeräusche, "ein regelrechtes Pfeifen und Rattern". Für Vater Werner ist klar, was sie verursacht: eine Funkantenne, nur wenige Meter vom Haus der Heidenburger Familie entfernt. Seit September 2001 steht die Anlage auf dem Nachbargrundstück, zehn Meter von ihrer Grundstücksgrenze entfernt. Doch damals hat sich der Geschäftsmann noch wenig Gedanken über die Anlage gemacht.Nicht generell gegen Funkantennen eingestellt

Denn das "Pfeifen und Rattern" ist erst später aufgetreten. Erst Anfang des Jahres 2002 sei die Anlage in Betrieb gegangen. Doch die Störsignale sind für die Familie der geringste Grund, sich Sorgen zu machen.Treinen geht es um die Gesundheit seiner Familie. Seit einiger Zeit leidet Ehefrau Angelika unter Drehschwindel. Zudem leiden er und seine Frau immer öfter an Infekten. Treinen, der sich selbst als "objektiven Menschen" beschreibt, hat nichts generell gegen Funkantennen. Aber niemand könne ihm glaubhaft versichern, dass davon keine Gefahr ausgehe, zumal es Experten gebe, "die sagen, Handy gehören nicht in Kinderhände". Und Antennen hätten schließlich eine viel stärkere Strahlung.Mittlerweile weiß er, dass mehr als 1000 Ärzte den so genannten "Freiburger Appell" unterschrieben haben, in dem sie sich gegen Funkantennen in Wohngebieten aussprechen. Beim Betreiber Vodafone sieht man das anders. "Wir bauen dort Antennen, wo Menschen telefonieren", sagt Pressesprecher Jens Helldobler . Handy-Akkus mit einer geringeren Distanz zum Sender seien nicht so schnell leer. Die Anlage in Heidenburg sei eine "Kleinstanlage" und völlig unbedenklich. Schließlich habe das Unternehmen für die Antenne dort eine Standortbescheinigung, ausgestellt von der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post. Auch dorthin hatte sich Treinen gewendet. Ein Messtrupp sei bei ihm im Haus gewesen. Die Ergebnisse kennt er nicht: "Die geben nichts schriftlich aus der Hand." Nur so viel: Die Strahlenintensität habe innerhalb der Grenzwerte gelegen. Und: Die Strahlung im Zimmer seiner Tochter Julia sei 30 Mal so hoch wie im Keller.Wolfgang Klose von der Regulierungsbehörde versichert, es werde keine Standortbescheinigung erteilt, wenn nicht klar sei, dass die Grenzwerte eingehalten werden, und dass, obwohl bisher wissenschaftlich nicht bewiesen sei, ob die elektromagnetischen Wellen, die Funkantennen erzeugen, "tatsächlich gesundheitsgefährdend" seien. Dennoch habe man in dem Fall vor Ort gemessen. Die Messergebnisse lägen "um den Faktor 100" unter den Grenzwerten. Die Hartnäckigkeit Treinens blieb dennoch nicht folgenlos: Vodafone erwägt, den Funkmast höher zu montieren. Doch das sei nicht unproblematisch, erklärt Pressesprecher Helldobler. Bislang sei die Antenne neun Meter über Grund montiert, ab zehn Meter benötige man eine Baugenehmigung.Treinen will will eine Unterschriften-Aktion initiieren und sich an den Bürgerbeauftragten wenden. Zunächst setzt er auf Selbsthilfe: Seine Töchter ziehen um - in den weniger belasteten Keller.

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