Gaukler, Glühwein, Gästescharen

MERTESDORF. Wenn der Verein "Forum Gaudi" zum "Mittelalterlichen Weihnachtsmarkt" einlädt, ist der Ort oft zu klein. In riesigen Scharen strömten die Gäste bei schönstem Winterwetter ins Ruwertal und ließen sich in die "gute, alte Zeit" versetzen.

"Seid gegrüßt" prangt in riesigen Buchstaben über dem Eingang zum Festplatz. Dort steht auch Ritter Christoph in seiner alten Rüstung und bittet um den freiwilligen Wegezoll. Er wird umgesetzt zu einer zwar damals noch nicht so geläufigen aber beim Weihnachtsmarkt gerne angenommenen Tombola. Der rege Verein "Forum Gaudi", der sich die Pflege des mittelalterlichen Brauchtums auf die Fahnen schreibt, hatte mit dem "etwas anderen Weihnachtsmarkt" nicht zuviel versprochen. "Es ist schon der zwölfte Markt dieser Art", erklärt Schultheiß und Ortsbürgermeister Erich Griebeler. Mägde und Bauern, Händler, Handwerker, Gaukler, Sänger und Musikanten von nah und fern präsentieren sich in mittelalterlichen Gewändern.Ungezählte Besucher

Es vergeht keine Stunde, in der nicht mit neuen Überraschungen aufgewartet wird: Musikanten aus dem Mittelalter, die Gruppe "Wanderwind" oder "Kalibo" aus Saarbrücken, der für seine Zauberei und den Schabernack viel "Händgeklapper" - so im Mittelalter der Begriff für Beifall - erntet. Die historische Szenerie am Platz in der Mitte des Ortes hatte bereits zur Eröffnung ungezählte Besucher, unter ihnen auch die "Obrigkeiten der vorliegenden Ortschaften", nach Mertesdorf gezogen.

Gäste aus Luxemburg, dem benachbarten Saarland, von der Mosel oder aus der Eifel sind zu sehen und zu hören.

Vorsitzender Rudi Becker bei seiner Begrüßung: "Wir haben das Federvieh gerupft und Fässer herbeigerollt, damit ihr euch laben könnt." Dabei sollten die prallen Geldsäcke nicht geschont werden und "reichlich Silberlinge" fließen.

Mit "Salute" begrüßte Schultheiß Erich Griebeler die Bürger des Ortes sowie die Besucher. "Den zwölften Markt nach moderner Zeitrechnung hat Forum Gaudi deutlich erweitert", sagte er. Es gelte, Rudi Becker und seiner Familie für die Organisation und das gezeigte Engagement zu danken.

Damit alles in geordneten Bahnen lief, verlas "Graf Georg von Veldenz", im normalen Leben heißt er Gilbert Haufs-Brusberg, die Marktordnung. Auch er forderte die Besucher auf, reichlich vom Angebot Gebrauch zu machen. "Bettler, Dirnen, Diebe und herumgrölende Zecher sind allerdings vom Markt ausgeschlossen", erklärte er mit kernigen Worten.

An schlichten Holzständen, eben wie im Mittelalter, boten Krippenbauer, Korbmacher, Spinnerinnen und Näherinnen allerlei Nützliches feil. Naschwerk, Wegzehrungen und mittelalterliche Gerichte, aber auch leckerer Glühwein nach geheimen Braurezepten boten besondere Gaumenfreuden. So mancher Besucher wünschte sich, wenn er sich einen Weg durch die Scharen bahnen musste, etwas mehr Bewegungsfreiheit. Als der Ruf des Nachtwächters erklang, hatten viele hundert Besucher die Gelegenheit genutzt, einen Sprung in die Vergangenheit zu wagen. Es war ihnen gelungen, die Zeit anzuhalten und den Sitten und Gebräuchen des Mittelalters zu folgen.

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