305 000 Euro für Kampf gegen Diskriminierung - Heute Demokratiekonferenz in Konz

Konz/Saarburg · Die Verbandsgemeinden (VG) Konz und Saarburg sind beide ins Bundesprogramm "Demokratie leben" aufgenommen worden. Heute, Mittwoch, 18 Uhr, ist im Kloster Karthaus die erste Demokratiekonferenz für die VG Konz. In Saarburg können bereits erste Projektanträge gestellt werden.

Konz/Saarburg. Es gibt immer wieder Angriffe auf Minderheiten in den Verbandsgemeinden Konz und Saarburg. Für die Verbandsgemeinde (VG) Saarburg wurde dieses Ergebnis jüngst auf der ersten Demokratiekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt. Ausländer, Asylbewerber und Behinderte würden beispielsweise in sozialen Medien wie Facebook beleidigt, berichtet Anette Barth, die in der VG Saarburg für das Bundesprogramm "Demokratie leben" verantwortlich ist (der TV berichtete).Hoffnung auf wichtige Impulse


Wie die Analyse für die VG Konz ausfällt, ist noch offen. Joachim Weber, erster Beigeordneter der VG Konz, betont im Pressegespräch, dass die Kommune sich für das Programm beworben habe, weil klar sei, "dass viele Asylbewerber künftig der Verbandsgemeinde Konz zugeteilt werden". "Uns geht es darum, Vorurteilen gegen Asylbewerber von Anfang an entgegenzutreten", sagt Weber. Er hofft, dass die heutige Demokratiekonferenz, 18 Uhr, im Kloster Karthaus dort wichtige Impulse setzen kann.
In der Analyse der VG Saarburg werden Probleme in drei Bereichen angesprochen: Rechtsextremismus, Gewalt und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Rechtsextremismus habe sich beispielsweise bereits gezeigt in Form von Schmierereien mit entsprechenden Symbolen an Schulen oder in Form von Jugendlichen, die sich offen als Nationalsozialisten ausgeben. Das Mobbing in Schulen sei Ausdruck einer verbreiteten Gewalt. Online würden in sozialen Netzwerken, wie Facebook immer wieder fremdenfeindliche Parolen verbreitet, auch die Abwertung von Obdachlosen und Langzeitarbeitslosen sei Ausdruck von menschenfeindlichen, gruppen-diskriminierenden Einstellungen. Barth sagt: "Die Diskriminierung von Flüchtlingen ist nur ein Thema, das wir mit dem Bundesprogramm angreifen wollen. Uns geht es insgesamt darum, die Menschen für das Thema zu sensibilisieren."
Katarina Larrá (siehe Extra), die in den kommenden fünf Jahren das Projekt im Auftrag des Jugendnetzwerks Konz (Junetko) betreut, sagt, dass es zunächst mal darum geht, Handlungskonzepte für Konz zu erstellen. "So wollen wir in der Verbandsgemeinde beispielsweise eine lebendige Willkommenskultur für die Menschen etablieren, die neu in der Region ankommen", sagt Larrá. So seien die wichtigsten gesellschaftlichen Gruppen in einem obligatorischen Begleitausschuss vertreten, etwa Vertreter der Politik, der Kirchen und die Polizei. Dieser werde auch die Projektanträge besprechen, die nach der Demokratiekonferenz bei Larrá eingereicht werden können.
Die VG Saarburg hat auf ihrer ersten Demokratiekonferenz drei Leitziele definiert und in Themenbereiche aufgeschlüsselt. So will man beispielsweise Angebote schaffen, damit Menschen die Möglichkeit haben, einander zu begegnen, oder Jugendliche ermutigen, sich sozial und politisch zu engagieren, und dank eines guten Miteinanders die Wirtschaft in der Region stärken.
Bis 2019 stehen beiden Verbandsgemeinden jeweils 275 000 Euro aus Bundesmitteln zu, je 30 000 Euro müssen die Kommunen aus Eigenmitteln beisteuern.Meinung

Muslime in den Dialog einbeziehen
Die Menschen für das Thema Diskriminierung zu sensibilisieren, ist wichtig. Denn nur so entwickelt sich eine Zivilgesellschaft, die das Wissen und den Mut aufbringt, Stammtischparolen entgegenzutreten. Damit alle relevanten Gruppen bei den Themen mitreden und mitgestalten können, schreibt das Bundesprogramm "Demokratie leben" einen Beirat vor. In Konz hat dieser leider einen Schönheitsfehler, der schnell korrigiert werden sollte. Mit dem Ortsverein der türkisch-islamischen Union der Anstalt für Religion, kurz Ditib, gibt es in der Stadt an der Saarmündung eine Organisation, die sich dort seit vielen Jahren für einen Dialog zwischen Christen und Muslimen einsetzt. Gerade wer eine Willkommenskultur für Flüchtlinge aus islamischen Ländern aufbauen will, sollte auf diese Expertise nicht verzichten, bei aller berechtigten Kritik der politischen Einflussnahme auf die Ditib-Vereine durch den türkischen Staat. saarburg@volksfreund.deExtra

305 000 Euro für Kampf gegen Diskriminierung - Heute Demokratiekonferenz in Konz
Foto: (h_sab )

Katarina Larrá leitet seit Anfang Juni die Koordinierungs- und Fachstelle des Programms "Demokratie leben" in der Verbandsgemeinde Konz. Die Stelle ist beim Jugendnetzwerk Konz (Junetko) angegliedert. Larrá ist in Konz aufgewachsen und hat in Trier Germanistik, Pädagogik und Deutsch als Fremdsprache studiert. Nach ihrem Studium hat die 32-Jährige an der Universität zu dem Themenkomplex Fremdheit und Armut geforscht. itz

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