Gegen die Leere

KONZ. Der Konzer Einzelhandel steckt in der Krise. Eine Studie sollte Auskunft über die Zukunftsfähigkeit des lokalen Einzelhandels geben. Der TV wollte wissen, wie die Geschäftsleute selbst die Situation der Stadt und die Vorschläge der Studie beurteilen.

Die Bekanntgabe der Analyseergebnisse "Fakten statt Meinungen" Ende Juli (der TV berichtete) erhitzte so manches Gemüt. Die Studie der Markt- und Standort Beratungsgesellschaft mbH Nürnberg zeigte nicht nur Stärken wie geringe Arbeitslosigkeit und Schwächen wie unausgewogener Branchenmix in der Infrastruktur der Stadt auf. Die Macher der Studie entwickelten auch konstruktive Vorschläge, wie der Einzelhandel die Innenstadt wieder beleben könnte. Zentraler Kritikpunkt der Analyse ist die Gestaltung von Schaufenster- und Ladenflächen. "Ein modern und hell arrangiertes Ladendesign lädt doch viel mehr zum Einkauf ein", ist sich Christian Berweiler, Inhaber des Uhrengeschäfts Berweiler, sicher. Leider könnten sich viele diese wichtige Investition aufgrund geringer Einnahmen und hoher Mieten gar nicht leisten, so die Einschätzung vieler anonym befragter Einzelhändler in der Studie. Finanziell problematisch ist auch die von der Analyse geforderte Weiterentwicklung von Werbemaßnahmen. Die Studie empfiehlt trotz wirtschaftlicher Engpässe, drei bis fünf Prozent des gesamten Umsatzes für Aktionen wie Straßenfeste einzuplanen. Denn der Einsatz, versichert Berweiler, lohne sich, wie der Erfolg verkaufsoffener Sonntage in naher Vergangenheit bewiesen. Maria Kasseböhmer von der Buchhandlung "Kolibri" wünscht sich allerdings für Veranstaltungen in der Innenstadt ein moderneres Programm: "Immer nur Volksmusik und Weinfeste locken zu wenige Menschen an. Warum probiert man es nicht auch einmal mit Rock oder Pop?", lautet ihr Vorschlag. Hoffnung auf Gewerbeverein

Verantwortlich für Aktionen dieser Art ist unter anderem der Gewerbeverein, dessen Gründung durch die Initiative des Rathauses angeregt worden ist. Ein Fortschritt im Sinne der Stadtanalyse. Die Verfasser der Studie wünschen sich nämlich in Zukunft eine viel engere Zusammenarbeit zwischen Handel und Stadt. Allerdings fühlen sich viele Bürger von den Stadtvätern vernachlässigt: "Die Stadt ist absolut keine Hilfe für uns", meint Andrea Burelbach, die ihr Café in den Schillerarkaden aus gesundheitlichen Gründen bald schließen muss. Die fehlende Sauberkeit in der Passage sei ein Problem, und unangenehmes Publikum vertreibe potenzielle Kunden. Die Stadt habe dagegen bisher recht wenig getan, sagt Burelbach. Dagegen betont Christian Berweiler, dass die Stadtväter durchaus bemüht seien, die Lage der Einzelhändler zu verbessern: "Schließlich hatten sie die Gründung des Gewerbevereins angeregt und die Studie in Auftrag gegeben." Berweiler, der sich selbst im Gewerbeverein engagiert, hofft, dass eine verbesserte Zusammenarbeit von Einzelhandel und Stadt es leichter mache, die Probleme gemeinsam zu lösen. Doch dafür müssten sich auch mehr Händler im Gewerbeverein engagieren. Denn ohne gemeinsame Anstrengung sieht er die Zukunft recht pessimistisch: "Es fehlt den Leuten an Mumm, zusammen die eigene Situation zu verbessern." Andrea Burelbach beurteilt die Situation noch akuter: "Wenn sich bald nichts ändert, gibt es wahrscheinlich in zehn Jahren keinen Einzelhandel mehr in der Konzer Innenstadt." Der Konzer Einzelhandel steckt in der Krise. Im Chinesischen bedeutet aber Krise auch Chance. Vielleicht können die Konzer sie nutzen.

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