"Gelassenheit ist meine Strategie"

TEMMELS. Heute Abend gilt's: Gemeinsam mit zwölf weiteren jungen Damen ringt Petra Zimmermann, bis vor zwei Wochen Gebietsweinkönigin von Mosel-Saar-Ruwer, um das Amt der Deutschen Weinkönigin. Um 22 Uhr weiß auch die Fernseh-Nation, wer das Rennen gemacht hat: Der Südwestrundfunk überträgt die Wahl live.

Wenn Petra Zimmermann sich heute ab 20.15 Uhr über "das Dritte" Zugang zu einem Großteil der deutschen Wohnzimmer verschafft, liegt ein kleiner Bewerbungs-Marathon hinter ihr. Seit Mittwoch weilt die 20-Jährige aus Temmels in Neustadt, dem "Ort des Geschehens". Am Mittwochabend stand ein Treffen mit den übrigen Bewerberinnen auf dem Programm, gestern gab es eine General- und eine Kleiderprobe. Auch ein Abendessen mit der 65-köpfigen Jury gehörte zu den Terminen im Vorfeld der Wahl. Heute wird es für Petra Zimmermann bereits ab dem Vormittag ernst: Die ausführliche Fachbefragung durch den Geschäftsführer des Deutschen Weininstituts und die Jury, aufgezeichnet auf Video, steht ihr und allen weiteren Kandidatinnen bevor. 15 Minuten lang werden die Damen "in die Zange genommen". "Es gibt keinerlei Hinweise auf die Fragen. Deshalb sind auch alle so nervös", erklärt Petra Zimmermann. Klar ist ihr jedoch: "Man sollte nicht zu gebietsspezifisch antworten. Schließlich sollen wir den Wein aus ganz Deutschland repräsentieren." Vorbereitet hat sich die große, schlanke Frau, die im Mai Abitur am Trierer Angela-Merici-Gymnasium gemacht und im September an der Europa-Sprachschule die Ausbildung "International Administration and Management" begonnen hat, seit dem Ende der Bewerbungsfrist Mitte August. Ihr Wissen rund um Ausbaumöglichkeiten, Anbaugebiete, Absatzmärkte und weinpolitische Fragen habe sie in den zurückliegenden Wochen erweitert und immer wieder abgefragt. Zu ihren "Trainingseinheiten" gehörten auch regelmäßige Blindverkostungen mit Vater, dem Haupterwerbs-WinzerLeo Zimmermann. Ihre Chance, heute Abend tatsächlich zur Deutschen Weinkönigin gekrönt zu werden, wägt die aufgeschlossene Bewerberin realistisch ab. "Ich denke, ich habe eine gute Basis - auch wenn viele dabei sind, die Winzer gelernt haben oder ein entsprechendes Studium vorweisen können. Auf jeden Fall muss ich kein schlechtes Gewissen haben, mich nicht ausreichend vorbereitet zu haben." Ihre Stärken für dieses Amt sieht Petra Zimmermann in ihrem Temperament und "dem Spaß an der Sache. Ich bin schnell und für vieles zu begeistern". Unabhängig vom Ausgang der Wahl hat die ehemalige Gebietsweinkönigin feste Vorstellungen von der Frau, die sich Deutsche Weinkönigin nennen darf. Sie solle authentisch wirken, das Thema Wein auch emotional vermitteln. "Dabei sind Ausstrahlung und rhetorische Fähigkeiten ganz wichtig", ist sie überzeugt. Großes Lob hält sie für die Deutschen Weinköniginnen der jüngsten Vergangenheit bereit: "Das waren super Frauen, die ihren Job hundertprozentig gemacht haben." Ein Bus mit 75 "Fans" aus Temmels wird heute ebenfalls Richtung Neustadt aufbrechen. Darin sitzt neben dem Ortsbürgermeister und dem Pastor vor allem auch ihre gesamte Familie mit Eltern, Schwestern, Tanten und Cousinen, auf die die Bewerberin von der Mosel besonderen Wert legt. Und wie steht es mit der Aufregung? "Je länger ich ruhig bleibe, desto besser kriege ich das auch hin", sagt die 20-Jährige und erklärt mit charmanter Souveränität: "Gelassenheit ist meine Strategie zum Ziel. Ich will mich so präsentieren, wie ich bin. Entweder der Jury gefällt das, oder es überzeugt sie nicht." Und eines steht ohnehin bereits vor der Wahl fest: "Ich bin zwar von allen 13 Bewerberinnen die Jüngste, aber mit 1,80 Meter die Größte." 20.15 Uhr, SWR: Die Wahl zur Deutschen Weinkönigin.

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