Geld liegt auf der Straße

FISCH. Externe Berater attestieren dem Viezstraßen-Projekt ein enormes Marktpotenzial. Dessen Verwirklichung hänge jedoch vom künftigen Engagement der Apfel-Bauern ab. Ein Interessenverein soll Unterstützung leisten.

Selbstverständlich wurde auch Viez herumgereicht. Tourismusberater Peter Zimmer aus München lehnte da nicht ab, ebenso wenig die Vertreter von Tourismusvereinen und die Zuhörer: Politiker und Landwirte. Apfel ist ein "Megathema"

"Ein Megathema" sei der Apfel, sagte Zimmer. 1997 wurde die Viezstraße geschaffen, seit einigen Jahren ist sie von Konz bis tief ins Saarland ausgeschildert. Einzelne Viezfeste und Hofangebote gibt es, aber es sei mehr möglich, ist Zimmer überzeugt. So würde das "Obstland" Sachsen das Objekt der Verführung in allen erdenklichen Möglichkeiten vermarkten: Natur, Wellness, Familien (Kinder pflücken und pressen Äpfel) oder Bildungstourismus. Auf den Saargau übertragen, heiße das: "Wenn ein Tourist den Begriff Viezstraße hört, muss er automatisch Hunger bekommen - auf Apfelprodukte." Die Viezstraße habe auf ihn langweilig gewirkt, gestand Zimmer. "Es gibt keine Betriebe an der Straße, die das Thema der Viezkultur leben". Und: "Wenn ich in einer Brennerei an der Viezstraße bin, werde ich nicht weitergereicht - zu Hoteliers, Gastronomen oder Eventanbietern." Zwar hätten Behörden und Tourismusverbände sehr gute Vorarbeit geleistet, dies sei aber nicht ausreichend. "Profil oder Spielerei?" stand auf einem von Zimmers Präsentationsblättern. Er fordert, dass die Viezstraße als nicht austauschbarer Begriff die gesamte Zone charakterisieren müsse. "In Deutschland gibt es 300 Tourismusregionen. Wir brauchen ein Alleinstellungsmerkmal." Das finanzielle Potenzial - hochgerechnet auf die jährlich 65 000 Übernachtungsgäste - betrage im Raum Saar-Obermosel rund 20 Millionen Euro, ergänzte Thomas Wallrich, Moderator für ländliche Entwicklung der Verbandsgemeinde Saarburg. Darunter Jakobs-Wanderer auf den Höhenwegen, ergänzte Michael Winter aus Fisch.Appell: Nicht den Möglichkeiten verschließen

Peter Zimmer unterstrich, wichtig für den Tourismus sei die Einhaltung bestimmter Qualitätskriterien und die Gewinnung von Partnern. "Warum nicht zur Viezprobe den Schinken vom Bauern nebenan anbieten?" Dreh- und Angelpunkt seien jedoch die Gastronomen. Schenken die keinen Viez (der Viezstraße) aus, laufe nichts, so der Tenor unter den Referenten und Zuhörern. Weiteres Verbesserungspotenzial liege in der Mitarbeit der Bauern im ehemals Saargau-Touristik benannten Verein Viezstraße, um die Region mit stärkerer Stimme vertreten zu können. Und mehr kreative Ideen, wie eine Roadshow der Produzenten, um die Gastronomen von den Vorzügen des Viez zu überzeugen. Von Leuchttürmen spricht Zimmer: Mit "ein paar erfolgreichen Betrieben" animiere man zum Nachahmen. Fischs Ortsbürgermeister Dieter Schmitt ermahnte die Zuhörer, sich nicht den Möglichkeiten zu verschließen. "Das Geld liegt auf der Straße", behauptete Schmitt. Auch die Winzer hätten lernen müssen als Verkäufer aufzutreten. Zimmer: "Im Mostviertel hat man das Gefühl, dass deren Akteure die Mostkultur auch leben, hier passiert das noch nicht." Bei alledem bat Wanderer Michael Winter, nicht den eigentlichen Träger des künftigen Reichtums zu vergessen. "Denkt an den Ginster", warnte er. Der erwürge die Bäume. "Wenn Sie nichts dagegen machen, können wir alle Zukunftspläne fallen lassen."

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