Gemeinsam leben mit Demenz

Das Seniorenzentrum St. Franziskus in Saarburg beherbergt nicht allein alte, sondern auch demenzkranke Menschen. Für diesen stetig wachsenden Anteil der Bewohner wollen die Verantwortlichen weitere Angebote schaffen. Dazu gehört auch die Idee einer Wohngruppe, die in einer Villa gegenüber dem Seniorenzentrum einziehen könnte.

 Harald Lehnertz und Inge Hewener vor der Villa, in der eine Wohngruppe für Demenzkranke geplant ist. Foto: Gerhard Kaiser

Harald Lehnertz und Inge Hewener vor der Villa, in der eine Wohngruppe für Demenzkranke geplant ist. Foto: Gerhard Kaiser

Saarburg. 2007 feierte das Seniorenzentrum St. Franziskus an der Kahrener Straße 100-jähriges Bestehen. Gleichwohl sind Pflegedienstleitung und Direktorium des ans Kreiskrankenhaus angegliederten Hauses offen für neue Wege, die den in ihre Obhut gegebenen Menschen eine möglichst lebenswerte Zeit bescheren. 92 Langzeitplätze und 20 Kurzzeit-Pflegeplätze hält das Seniorenzentrum bereit. 60 Prozent aller Bewohner weisen nach Auskunft von Pflegedienstleiterin Inge Hewener demenzielle Symptome auf. "Das ist eine schleichende Entwicklung", sagt Sozialarbeiter Hermann-Josef Rommelfanger. "Als ich vor 22 Jahren hier anfing, war Demenz noch kein Thema. Da hat man davon gesprochen, dass Patienten schusselig geworden sind." Inzwischen ist die Krankheit erforschter, und die Verantwortlichen des Seniorenzentrums setzen sich damit intensiv auseinander. "Unser Ansatz ist, die demenzkranken Menschen zu integrieren und nicht zu separieren", sagt Harald Lehnertz, Pflegedirektor des Kreiskrankenhauses St. Franziskus. "Sie sollen nach ihren Möglichkeiten gefördert werden und mit den Defiziten leben können." Das Gedächtnis trainieren

Dazu gehören in der Saarburger Einrichtung nicht nur Angebote wie Musik- und Ergotherapie, Gedächtnis-Training, Gymnastik, Englischunterricht oder Biografie-Runden. Im sogenannten Snoezel-Raum - geschaffen nach einem niederländischen Vorbild aus der Behindertentherapie - können sich die Bewohner zurückziehen und bei speziellen Licht-, Musik- und Duftreizen zur Ruhe kommen. Sobald die Finanzierung steht, sollen zwei weitere Projekte realisiert werden: Auf dem Dach der chirurgischen Ambulanz ist ein "Garten der Sinne" geplant. "Demenzkranke Menschen haben sehr unruhige Phasen mit großem Bewegungsdrang", erläutert Hewener. Im "Garten der Sinne" sollen sie über unterschiedliche erfahr- und spürbare Eindrücke den Bewegungsdrang befriedigen können. Lehnertz: "Der Garten wird zum Schutz mit Sträuchern und Pflanzen eingefriedet. Vorgesehen sind Hochbeete, eine Rasenfläche, Bänke und Elemente mit Wasser und Steinen."Darüber hinaus wird eine Bushaltestelle dauerhaft auf dem Dach montiert. "Die Fachliteratur belegt, dass das den Bewegungsdrang auffangen kann", sagt Lehnertz. Geplant ist zudem, in der früheren und seit langer Zeit freistehenden Chefarzt-Villa gegen über dem Seniorenzentrum eine Wohngruppe für Demenzkranke einzurichten. Zwölf Personen könnten dort gemeinsam leben, so die Vorstellung des Direktoriums - unterstützt durch eine hauswirtschaftliche Betreuerin. "Die Selbstbestimmung der Bewohner steht im Vordergrund. Sie sollen mithelfen bei den täglichen Arbeiten und ihren Tagesablauf mitgestalten", erläutert Lehnertz. Breite Unterstützung finde das Projekt bei der "Leitstelle Älter werden" des Kreises - allein am Geld mangelt es noch. Geschäftsführer Brandt: "Über die Finanzierung müssen wir noch nachdenken."

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