Genialer Geheimtipp

FREUDENBURG. Ein atemberaubendes Gitarrenspiel und stilistische Vielseitigkeit zeichnen Ron Spielman aus. Dennoch ist der Ausnahmemusiker in 20 Jahren ein Geheimtipp geblieben. Im Freudenburger "Ducsaal" sorgten der Wahl-Berliner und seine Band für Begeisterung.

Jazz, Rock, Soul, Country, Rhythm'n'Blues - irgendwo dazwischen ist die Musik einzuordnen, die Ron Spielman seit mehr als 20 Jahren spielt. Der Wahl-Berliner will nicht so recht in eine bestimmte Schublade passen. Dennoch: Im Freudenburger Ducsaal sorgten Spielman und seine siebenköpfige Band für - wenn auch verhaltene - Begeisterung. Wer Spielman live zu hören bekommt, den beschleicht recht schnell das Gefühl, dass dem Mann die Gitarre an den Leib gewachsen ist. Es hat zumindest den Anschein, als habe er nie etwas anderes gemacht, als die sechs Saiten seiner knallroten "Fender" in Schwindel erregendem Tempo zu bearbeiten. Spielman geizt nicht mit seinem Können - ebenso wenig mit ellenlangen Soloparts. Kein Zweifel: Der Mann weiß, was er tut, doch weniger ist manchmal mehr. Rockmusiker stehen gewöhnlich nicht allein auf der Bühne. Spielman hatte sogar eine kleine "Bigband" mit nach Freudenburg gebracht - mit allem, was das Musikerherz begehrt: Einen knackigen Bläsersatz (Posaune, Saxofon und zwei Trompeten), außerdem das "Übliche": Schlagzeug, Bass, Keyboards und Gitarre. Die Kollegen im hinteren Bühnenbereich standen ihrem Chef zumindest hinsichtlich ihrer fachlichen Qualitäten in nichts nach. Zahlreiche Soli lieferten den Beweis.Zeitlose Musik

Doch Spielmans Musik lebt von seinem Gitarrenspiel - und von den Songs, deren Texte ziemlich alles behandeln, was das Gefühlsleben hergibt: Liebe, Angst, Freude und Trauer sind nur Beispiele. Von den Texten waren allerdings - nicht zuletzt wegen der eher mittelmäßigen Akustik im Ducsaal - nur wenige Worte klar zu verstehen. Dabei klingen die Titel durchaus viel versprechend: "Miss Sunshine", "Sweet Angel", "In Trouble" oder "Everyone Loves Marvin". Doch was den "Erlebniswert" von Spielman und Kollegen ausmacht, ist die von Up-Tempo-Nummern dominierte, zeitlose Musik mit hohem Wiedererkennungswert. Obwohl es Spielman verstand, seine Zuhörer von sich und seiner Spielkunst zu überzeugen, ließ die richtige Stimmung im bei weitem nicht ausverkauften Ducsaal auf sich warten. Waren es die "stillen Genießer" unter den Zuhörern, die ihrer Freude kaum Ausdruck verliehen, oder lag es schlicht am Band-Chef, der es weitgehend vermied, mit "denen da unten" in Kontakt zu treten? Wie auch immer: Vor allem jene, die sich noch nie richtig entscheiden konnten, auf welchen Musikstil sie sich festlegen sollen, kamen im Ducsaal zweifellos auf ihre Kosten. Außerdem bekommt man einen Vollblutmusiker, dessen Spiel hin und wieder vorsichtig mit dem von Jimmy Hendrix verglichen wird, nicht alle Tage zu Gehör.

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