Genuss gepaart mit Wehmut

Zahlreiche Besucher haben am Sonntag die alte Glockengießerei Mabilon besucht und sich am bundesweiten "Tag des offenen Denkmals" von der Atmosphäre des stillgelegten Handwerksbetriebes überzeugen können, der jetzt als kultureller Begegnungs- und Veranstaltungsort genutzt wird.

 Der ehemalige Glockenformer Hans Hein (links) erklärt den Besuchern (von links) Norbert und Ilse Pollak aus Mayen und Jürgen Detlev sowie Heidrun Köhler-Henn aus Wetzlar mit Leidenschaft die Besonderheiten der Glockengießerkunst. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Der ehemalige Glockenformer Hans Hein (links) erklärt den Besuchern (von links) Norbert und Ilse Pollak aus Mayen und Jürgen Detlev sowie Heidrun Köhler-Henn aus Wetzlar mit Leidenschaft die Besonderheiten der Glockengießerkunst. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Saarburg. (dt) Was im berühmten "Lied von der Glocke" von Friedrich Schiller dichterisch besungen wurde, ist in Saarburg über Jahrhunderte hinweg harte Arbeitsrealität gewesen. Doch seit 2003 ruht der Geschäftsbetrieb der Glockengießerei. Kurz vor Weihnachten 2002 war die letzte Glocke des seit 1770 in Saarburg bestehenden Traditionsunternehmens Mabilon nach Lima in Peru geliefert worden.

Motto: "Historische Orte des Genießens"



Wegen der Einzigartigkeit des Gebäudes und der darin noch vorhandenen Gerätschaften, nahmen sich danach die Verantwortlichen der Stadt Saarburg der Sache an und schufen ein Denkmal, das zu den bekanntesten der Region zählt, wie die Kulturbeauftragte und VHS-Chefin Anette Barth stolz behauptet.

Das Motto des diesjährigen Denkmal-Tages "Historische Orte des Genießens" bezieht sich im Falle der alten Gießerei eindeutig auf den Genuss der Kunst, aktuell manifestiert durch die Ausstellung "Sixpack-romantic traces" (der TV berichtete). Leibliche Genüsse, zum Beispiel in Form von Kaffee und Kuchen erwartet Anette Barth erst in der nächsten Phase, wenn nämlich das angrenzende Begegnungszentrum fertiggestellt sein wird.

Führungen mit ehemaligem Glockenformer Hans Hein



Mit Begeisterung umgesetzt wird das Konzept eines lebendigen Denkmals durch die Führungen von Hans Hein, einem ehemaligen Glockenformer des alten Unternehmens. Das findet auch Ilse Pollak aus Mayen, die im Internet auf den Tag des offenen Denkmals in der Glockengießerei aufmerksam wurde: "Es ist wirklich sehr schön hier, aber auch schade, dass es dieses Handwerk hier nicht mehr gibt, die Führung ist mit sehr viel Leidenschaft gemacht!"

Auch Jürgen Detlev aus Wetzlar genießt den Rundgang: "Eine sehr informative Geschichte, die zum Nachdenken anregt, aber auch etwas Wehmut und Sehnsucht nach der guten alten Zeit erzeugt."

Nach der Führung gönnt sich der "Ehemalige" Hans Hein eine Verschnaufpause unter dem uralten Nussbaum, der, so ist es überliefert, zur Zeit der Firmengründung gepflanzt wurde.

"Die Herstellung einer Glocke ist ein wirklich traditionelles Handwerk, das verlorenzugehen droht. Durch unsere Tätigkeit hier versuchen wir, die Erinnerung an diese Tradition wachzuhalten." Und so spürt man, wie viel Herzblut des Glocken-Künstlers noch an seiner ehemaligen Arbeitsstätte hängt.

Glockengießerei Mabilon, im Staden 6, geöffnet täglich von 11 bis 16 Uhr, Eintritt 2 Euro, Führungen nach Vereinbarung. Nähere Informationen im Internet unter www.vhs-saarburg.de

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